Kreis Kleve Corona: Niederländische Gedankenspiele irritieren Landräte

Kreis Kleve · Der niederländische Ministerpräsident spricht von einem kontrollierten Anstecken der Bevölkerung, um eine Grundimmunität aufzubauen. Die Landräte der Grenzkreise fordern eine gemeinsame Strategie. Honorarkonsul Heinzel versucht, zu beruhigen.

 Honorarkonsul Freddy Heinzel und seine Frau Sandra (links) sowie Ministerpräsident Laschet (rechts) beim Koningsdag 2018 in Kleve.

Honorarkonsul Freddy Heinzel und seine Frau Sandra (links) sowie Ministerpräsident Laschet (rechts) beim Koningsdag 2018 in Kleve.

Foto: Markus van Offern (mvo)/van Offern, Markus (mvo)

Der niederländische Premier  Mark Rutte sorgt entlang der deutsch-niederländischen Grenze für Irritation: Denn während im Kleverland das gesellschaftliche Leben heruntergefahren wird, Kleve Verfügungen erlässt, Geschäfte und Kneipen schließen müssen und das kulturelle Leben still steht, spricht Rutte von einer anderen Strategie: „Wir können die Ausbreitung des Virus verlangsamen und gleichzeitig eine kontrollierte Gruppenimmunität aufbauen“, sagte der Premier in einer Ansprache an die Nation. Der Gedanke sei, so Rutte, dass sich das Virus unter all denen verbreiten solle, die damit wenig Probleme haben.

Das sorgt der entlang der Grenze für Aufregung. Die Landräte der grenznahen Kreise, so auch Wolfgang Spreen für den Kreis Kleve, machen sich in einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel, Innenminister Horst Seehofer und Ministerpräsident Laschet für eine gemeinsame deutsch-niederländische Strategie gegen das Coronavirus stark. Der niederländische Honorarkonsul in Kleve, Freddy Heinzel, versucht, zu beruhigen. Auch die Niederlanden appellierten an die Bevölkerung, Vorsicht wallten zu lassen. „Wir haben in den Niederlanden das Verbot von Versammlungen, Bars und Cafés sind geschlossen“, sagt Heinzel. Es gebe dazu aber die aus Großbritannien kommende Idee, mit einer kontrollierten Infektion der starken Bevölkerung eine Schutzmauer für die Schwachen zu bauen. „Im Ansatz sagt man in Deutschland ja auch, dass sich bis zu 60 Prozent der Bevölkerung infizieren wird, man das aber herauszögern muss, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Das ist in den Niederlanden ja nicht viel anders“, sagt Heinzel. Käme es aber in den Niederlanden zu einer großen Infektionswelle, während in Deutschland die Maßnahmen greifen, dann müssten die Grenzen geschlossen werden, so die Landräte. Heinzel: „Das kann keiner wollen: Wir sind im Grenzgebiet im medizinischen Bereich zwischen Kleve und der Radboud-Klinik und im Rettungswesen zu verflochten, um das zu riskieren.“ Dass die Niederlande auch auf Maßnahmen wie Deutschland setzen, zeige, dass der Koningsdag nicht nur in Kleve, sondern auch in Maastricht abgesagt worden sei.

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