Zum Sonntag Laetare!

Kleve · Freue dich!" mit diesem Wort beginnt die Messe am vierten Sonntag der Fastenzeit. An diesem wie am dritten Adventssonntag "Gaudete" (= "Freut euch") darf als Zeichen der Vor-Freude ein rosafarbenes Meßgewand getragen werden. Sonst ist die Bußfarbe violett.

Laetare und Gautete sind die Sonntage nach der Mitte der beiden Bußzeiten: Die Hälfte der Bußzeit auf Weihnachten bzw. Ostern hin ist "geschafft", Bergfest also. Und da ruft die Kirche ihren Gläubigen zu "Freut euch!" Nun gut, so weit, so nachvollziehbar. Nur kommt so noch keine Freude auf. Denn Freude braucht ihren Grund, und zwar einen verläßlichen, sonst könnte einem das Lachen schnell im Hals stecken bleiben. Und auf Kommando freuen kann man sich nicht.

Der Introitus am vierten Fastensonntag lautet vollständig und einigermaßen wörtlich übersetzt: "Freue dich, Jerusalem! Macht eine Versammlung alle, die ihr sie liebt, freut euch mit Jauchzen, die ihr in der Traurigkeit wart, damit ihr frohlockt und euch sättigt an den Brüsten eures Trostes." (Vgl. Jes 66, 10-11) In diesen Prophetenworten schimmert ein Freudengrund auf, genannt wird er nicht: Da ist eine Traurigkeit beendet, da ist mütterlicher Trost gekommen. Mehr wird nicht gesagt. Es sind noch Worte der Verheißung.

Da die Kirche diese alttestamentlichen Worte am vierten Fastensonntag singt, ist für sie klar, welche Traurigkeit und welcher Trost gemeint sind: In Jesus ist Gott selbst als Mensch gekommen "für uns Menschen und zu unserem Heil" (Credo), hat in seinen Worten und Zeichen mit göttlicher Vollmacht gehandelt und geheilt und so kundgetan, daß es wirklich einen Gott gibt, daß dieser Gott ein leidenschaftliches Interesse, ja Liebe zu allen Menschen hat und daß er bereit ist, Sünde, Bosheit, Verlassenheit und sogar den Tod auf sich zu nehmen "für euch", wie er es beim letzten Abendmahl sagte. Die Auferstehung von den Toten, auf deren Feier wir uns in der Fastenzeit vorbereiten, hat dann "die Göttlichkeit von Jesu Werk und Wort" besiegelt, wie es in einem Osterlied heißt (Gotteslob 778). Das soll der Trost sein, an dem wir uns satttrinken: "Unser Gott" ist hinabgekommen, hat unser Leid getragen bis in den Tod und ist als strahlender Sieger emporgestiegen.

Das "augenzwinkernde" Rosa des Meßgewandes sagt ganz schön, daß man als Christ eigentlich gar nicht so ernst und finster fasten darf und kann, weil der Tod ja längst besiegt ist. Ein wenig Vorfreuden-Rosa muß also sogar beim Fasten sein, damit klar bleibt: Ostern ist der Grund von allem - die Auferstehung ist uns bereits kundgetan. Sie ist die Kraft und die Mitte der Kirche und ihres heiligsten Tuns: In der Feier der Eucharistie wird der Auferstandene geheimnisvoll und leibhaftig in Brot und Wein gegenwärtig und grüßt seine Jünger wie am Ostertag: "Friede sei mit euch!"

PFARRER ULRICH TERLINDEN

(RP)
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