Niederrhein Kuriose Plagiate und Verstecke

Niederrhein · Tausende gefälschte Viagra-Pillen und Marken-Handys, Kokain in Grabkerzen: Beamte des Hauptzollamtes Duisburg haben im vergangenen Jahr viele kuriose Straftaten aufgedeckt. Besonders spannend: Produktpiraterie.

iPhone und Viagra: gefälschte Markenprodukte
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Schlecht gefälschte Fußball-Trikots, Handys mit zwei SIM-Karten, eine auseinander gebaute Panzerfaust: Mathias Plur, Abfertigungsleiter beim Zollamt Straelen und Emmerich, hat schon so einige illegal eingeführte Gegenstände aus der Post gefischt. "Manche Fälschungen erkennt man direkt an der schlechten Verarbeitung, andere sind so gut, dass selbst der Hersteller unsicher ist", erzählte er gestern bei der Jahresbilanz-Pressekonferenz 2010 des Hauptzollamtes mit Sitz in Duisburg.

Die Behörde präsentierte kuriose Geschichten aus dem Alltag der Zollbeamten. So fanden etwa Mitarbeiter des Zollamts Duisburg-Ruhrort bei der Kontrolle eines Containers neben den angemeldeten Lebensmitteln auch 17 000 gefälschte Viagra-Potenztabletten. "Das ist ein wichtiger Fund, da wir auch dafür Sorge tragen, dass keine gesundheitsgefährdenden Arzneimittel auf den Markt kommen", erklärt Iris Vermehr, Leiterin des Hauptzollamtes Duisburg.

Insgesamt deckte die Behörde im vergangenen Jahr 436 Verstöße gegen das Arzneimittelrecht und 284 Verstöße gegen das Markenrecht auf — denn wo Viagra drauf steht, ist nicht unbedingt das für den deutschen Markt zugelassene Medikament drin.

Thema Schwarzarbeit

Neun von zehn Postsendungen, die beim Zollamt ankommen, werden kontrolliert. In den Päckchen befinden sich meistens gefälschte Sportbekleidung und Handys, aber auch Autozubehör und sogar Waffen. Die Ware, die als Plagiat konfisziert wird, landet in der Müllverbrennungsanlage oder im Schredder. Auch immer wieder ein großes Thema beim Hauptzollamt Duisburg ist die Schwarzarbeit. Der größte Fall des vergangenen Jahres war eine Durchsuchung in der Baubranche, bei der 102 Einsatzkräfte gleichzeitig 25 Standorte überprüften. Das Ergebnis der Aktion: Es wurde ein Gesamtschaden durch hinterzogene Steuern und Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von 7,19 Millionen Euro festgestellt. Ein dicker Fisch für das Hauptzollamt Duisburg.

Betäubungsmittel

Mit "riesigen Zahlenmengen", so Vermehr, haben es auch die Beamten der Kontrolleinheit Verkehrswege zu tun. 31 Zöllner des Hauptzollamtes Duisburg kontrollierten insgesamt 30 870 Personen und stellten mit Unterstützung von vier Spürhunden große Mengen Betäubungsmittel sicher: 160 Kilo Marihuana, 108 Kilo Haschisch, 16 Kilo Amphetamine und sechs Kilo Kokain. "Dabei werden die Drogenschmuggler immer kreativer", erklärt Vermehr und berichtet von einer Mexikanerin, die mit 279 Gramm Kokain erwischt wurde — abgefüllt in Grabkerzen.

(RP)
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