Kleve Kunst-Workshop für junge Flüchtlinge

Kleve · Auf der Wasserburg Rindern lernten jetzt 18- bis 26-jährige Flüchtlinge, sich über kreatives Tun auszudrücken. Sie malten, druckten, hatten aber auch Zeit für Spiel und Sport. Ein Highlight: die gemeinsame Draisinenfahrt.

 Martha de Boer (Mitte) und ihre Tochter Olga Nijhof, unterstützt von Wasserburg-Mitarbeiter Markus Toppmüller, haben mit den jungen Flüchtlingen Bilder gemalt und gedruckt.

Martha de Boer (Mitte) und ihre Tochter Olga Nijhof, unterstützt von Wasserburg-Mitarbeiter Markus Toppmüller, haben mit den jungen Flüchtlingen Bilder gemalt und gedruckt.

Foto: Settnik

Resolut nimmt Martha de Boer einem der dunkelhäutigen jungen Männer fürs Foto das Handy aus der Hand. Sie weiß, dass das Smartphone für die aus fernen Ländern nach Deutschland gekommenen Heranwachsenden die meist einzige Verbindung in die Heimat ist - es gehört deshalb zu ihrem Leben unbedingt dazu. Aber ab und zu steht dann doch mal etwas anderes im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die 18 bis 26 Jahre alten Flüchtlinge haben auf der Wasserburg Rindern an einem fünftägigen Kursus "Kunst und Kreativität" teilgenommen. Sie sollten mal etwas anderes erleben als ihren Alltag, der aus Lernen und Warten auf die Entscheidung über ihren Asylantrag besteht. Das katholische Bildungszentrum Wasserburg Rindern mit seinem Fachbereich Psychologie und junge Erwachsene bekam Bundesmittel für den Kursus, der für die Teilnehmer kostenlos war.

"Wir haben verschiedene Träger der Flüchtlingshilfe, etwa Caritas, Runde Tische und andere Ehrenamtler, gebeten, in ihrem Umfeld mal zu gucken, wer Interesse hätte und geeignet wäre, mitzumachen", erklärt Fachbereichsleiter Toppmöller. Mancher musste wohl etwas motiviert werden, konnte sich unter dem Workshop auch nicht viel vorstellen. "Kein Wunder, unter den jungen Leuten sind viele, die noch nie in einem Museum waren, für die Kunst bisher etwas völlig Unbekanntes ist", sagt Olga Nijhof.

Schlechte Lebensbedingungen, existenzielle Sorgen oder sogar Verfolgung im Heimatland, eine nervenaufreibende Flucht, die sich oft über Monate oder gar Jahre hin zog - da war kein Raum für die Kunst. Umso besser lässt sie sich nutzen, um die jungen Menschen jetzt positiv zu beeinflussen, glauben die Projektleiter.

Klar ist aber auch: Allein schon die schöne Umgebung und die freundliche Unterkunft mit dem guten Essen bedeuteten eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Der freie Künstler Klaus Steudtner aus Köln hat mit den Männern (einen Kursus für Frauen soll's im Herbst geben) eine große Wand aus Latten und Stoff hergestellt, auf der ein Wandgemälde entstand.

Man sieht die Umrisse von Sportlern beim Basketballspielen; Steudtner zeichnete die Umrisse der Teilnehmer, die in passenden Bewegungen verharrten, danach malten sie "sich" aus und schrieben ihre Namen in den unterschiedlichen Sprachen daneben.

"Am Mittwoch, als es so heiß war, haben wir eine Fahrt mit der Grenzlan-Draisine unternommen, daran hatten alle einen Riesenspaß", erzählt Toppmöller. Rajai Almiri aus Syrien bestätigt das; er lebt seit etwa einem Jahr in Kleve und kann schon recht gut Deutsch. Almiri hilft oft als Übersetzer aus. Deutsch, Englisch und Französisch sprechen die Betreuer, so dass sich die Gruppe recht gut verständigen kann.

Die Möglichkeit, auf dem weitläufigen Gelände der Wasserburg herumzulaufen, Ball zu spielen oder sich einfach mit anderen jungen Leuten über ihre Erfahrungen zu unterhalten, wird eifrig genutzt. "Sie leben sehr im Jetzt, denn was kommt, können sie nicht einschätzen. Schule, Integrationskurse, Jobsuche, das Warten auf Papiere, die Sorge, nicht bleiben zu können - all das bereitet ihnen Stress", weiß Olga Nijhof. Gemeinsam mit ihrer Mutter versucht sie, den jungen Männern einen Zugang zum kreativen Tun zu vermitteln. Einige sind sichtlich stolz auf ihre Bilder und Drucke.

(RP)
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