Kleve Kunst schätzen im alten Klever Kursaal

Kleve · Großer Andrang beim Schätztag im Museum Kurhaus – Termine waren vergeben. Die vier Experten vom Auktionshaus van Ham aus Köln bewerteten und datierten Schmuck, Gemälde, Porzellan. Museumschef Prof. Kunde zufrieden.

 Reinhard Singer (links) ist Experte für Alte Kunst vom Auktionshaus Van Ham und nahm die mitgebrachten Bilder genau unter die Lupe.

Reinhard Singer (links) ist Experte für Alte Kunst vom Auktionshaus Van Ham und nahm die mitgebrachten Bilder genau unter die Lupe.

Foto: RP-Foto. Klaus Stade

Großer Andrang beim Schätztag im Museum Kurhaus — Termine waren vergeben. Die vier Experten vom Auktionshaus van Ham aus Köln bewerteten und datierten Schmuck, Gemälde, Porzellan. Museumschef Prof. Kunde zufrieden.

Bilder, fein säuberlich in Luftbläschen-Folie verpackt, andere in Decken eingeschlagen oder — ganz anonym — in der kräftigen, hellblauen Albert-Heyen-Tüte verwahrt. Der Strom der Menschen mit verpackter Kunst gen Museum Kurhaus riss gestern entlang der Tiergartenstraße nicht ab. Das Kölner Auktionshaus Van Ham hatte eingeladen, das beste Stück von der Wand, den Schmuck aus der Schublade oder den vermeintlichen Alten Meister schätzen zu lassen. Es gab Antworten auf die klassischen Fragen: Wie alt ist der Schatz wirklich, was ist er wert und könnte er auf einer Auktion Freunde finden?

Der Andrang auf die Termine zwischen 11 und 15 Uhr war so stark, dass Van Ham die Kunstsinnigen vertrösten musste. "Alle Termine waren schnell vergeben, man muss jetzt Wartezeit und Glück mitbringen, um noch eine Schätzung zu bekommen", sagt Elisabeth Baumgärtner. Die Mitarbeiterin, im dezenten Blau gewandet, empfängt oben im Hochzeitszimmer, dem alten Kursaal, die Gäste, ruft sie auf, in die Nebensäle zu kommen und dort an den großen Tischen ihre Schätze schätzen zu lassen.

Otto Hartweg aus Kleve hatte Glück — einen Termin bekam er nicht, aber er rutschte zwischen zwei Bewertungen. Sein Ölbild zeigte eine Straßenszene aus dem 19. Jahrhundert. Reinhard Singer, der Fachmann für ältere Kunst, konnte natürlich den Maler identifizieren: Eugen Kampf. Der gehörte zwischen 1880 und 1910 neben Liesegang, Hermanns und Jernberg zu den rheinischen Landschaftsmalern. Hartweg war zufrieden: Das Bild ist einen vierstelligen Betrag wert. Ob er es verkaufen wird? Der Klever zuckt mit Achseln. Vielleicht, aber zunächst soll es wieder zurück an seinen angestammten Platz.

Gar nicht verkauft werden soll der feine Mädchenakt, den Heinrich Moshage 1946 malte, sagt die Besitzerin der jungen Frau auf Papier, die ein bisschen wie Batseba im Bade auf dem Bild steht. Die hat der vor allem in Kalkar bekannte Künstler mit einem Bleistift gezeichnet. "Eine schöne Zeichnung — aber eben nur eine Zeichnung", schränkt Hellei Salehi ein, Schätzerin für moderne und zeitgenössische Kunst bei Van Ham. Moshage sei ihr vor allem als Bildhauer bekannt, sagt die Kunstexpertin. Und Zeichnungen würden dann nicht die großen Ergebnisse erzielen. Dennoch, ein schönes Blatt, sagt Salehi. Wie auch immer, es soll wieder dahin kommen, wo es hing, sagt die Kleverin. Schließlich ist es von Beginn an in Familienbesitz.

Für Salehi wird der Tag noch spannend — es gab eine Anmeldung mit einem Gemälde auf Papier, das möglicherweise dem Expressionisten Max Pechstein zugeschrieben werden kann. "Ich habe natürlich das Werkverzeichnis dabei, wir werden das dann genau prüfen, das werden wir aber heute nicht abschließen können", sagt sie. Ein solches Bild wäre eine Sensation — so wie vor Jahren das Bild von Kirchner, das in Kleve auftauchte und dann bei einer Auktion über eine Million Euro erzielte.

Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde freut sich über den Tag, der wieder viele Menschen in sein Haus bringt. Er sieht das auch als Service für die Klever Bürger: "Die Schätzer sind jetzt nach der Erweiterung erstmals in den wunderbaren Räumen des Kursaales bestens aufgehoben", sagt Kunde. Dort wo man heiraten kann, dort, wo sich Kanzlerin Merkel und Holland Ministerpräsident Rütte trafen.

(RP)
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