Kleve Kulturwelle überm Hallenbad

Kleve · Die freie Szene "Kultur Raum Klever Land" stellte sich im Ausschuss für Kultur und Stadtgestaltung der Politik vor. Der Musiker Daniel Ziegler präsentierte eine bunte vielfältige Szene, die mit ihren Aktionen Kleve lebenswerter macht.

Es ist die Vielseitigkeit, die sie so lebendig macht, die freie Szene in Kleve. Diese Szene sind Veranstalter wie wohl einer der ältesten Kleinkunstvereine in Kleve, Cinque, es sind Musiker wie Thomas Geisselbrecht oder Daniel Ziegler, Künstler wie Nicole Peters oder Max Knippert und Theater wie das XOX und das Theater im Fluss, es sind alte Klever Institutionen wie das Collegium Musicum, jüngere Gründungen wie die Gitarreninitiative Niederrhein (GIN) oder das Theater der leere Raum. Zur Szene zählt auch der Jugendtreff Radhaus und das Bedburg-Hauer Jugendtheater mini-art, dazu gehört die Grafikerin und Designerin Steph Rausch, die unter anderem für die Stiftung Haus Koekkek arbeitet. Sie alle wollen von ihrer Kunst leben - in der Regel ohne große kommunale Unterstützung.

Zu den Konzerten und Veranstaltungen kommen zwischen 3.500 Menschen wie bei Cinque, 2.000 bei der Klangfabrik und den Klever Jazzfreunden. Gar 15.000 Menschen zählte das Klever Radhaus bei seinen Veranstaltungen. 600 Besucher waren den beiden Konzerten, die das Collegium Musicum auf die Bühne brachte, 200 Menschen hörten 2017 den sitzende Bänkelsänger Jan Schumacher. Steph Rausch hat die Szene in einer feinen Präsentation für den Ausschuss für Kultur- und Stadtgestaltung der Stadt Kleve zusammengeführt. Sie zeigt damit komprimiert erstmals die ganze Vielfalt, die sich den Klevern bieten und die inzwischen auch mit einer Stimme sprechen. Addiert man die Besucher der vielen Angebote, kommt man zusammen mit den 15.000-Radhaus-Gästen auf über 48.000 Menschen, die die vielen Aktionen und Aufführungen, Konzerte und Angebote der Freien Szene in Kleve in Anspruch genommen haben.

Der Musiker Daniel Ziegler stellte die Präsentation der Grafikern und Designern der Politik vor, erläuterte dem Ausschuss die Vielfalt. Er blickte zurück auf die Kulturmeile mit ihren 3000 Besuchern, zeigte auf, wie gut das Netzwerk in der Gruppe funktioniert (so machte er zusammen mit Nicole Peters und Andreas Steffens eine Performance im Museum Kurhaus), die mit dem projektraum-bahnhof25 zusammen arbeiten, mit dem Koekkoek-Haus oder mit Sigrun Hintzen von den Konzerten der Stadt Kleve.

Mit Blick nach vorn erklärte Ziegler, man wolle die Kooperationen und die Kontakte zu Wirtschaft, Schulen, Hochschule, Politik und Stadtverwaltung vertiefen und die Synergien mit städtischen Veranstaltungen und Kooperationen verstärken. "Wir möchten kulturelle Strukturen sichern oder verbessern, wie geschichtlich-kulturell-interessante Gebäude vor dem Abriss schützen und als Spielorte sichern und uns für Kulturzentren einsetzen", erklärte der Musiker den Politikern. Kurz - man wolle den Raum Klever in Zukunft noch lebenswerter machen.

Hatte die Szene sich im vergangenen Jahr zusammengefunden, die Kulturmeile zum 775. Geburtstag der Stadt zu organisieren, so soll im Herbst die "Kulturwelle" über Kleve schwappen - zum Abriss des Klever Hallenbades sind dort etliche Aktionen geplant. "Mehr als zwanzig unvergleichliche Kunstaktionen", verspricht Ziegler und zeigt das von Rausch gestaltete Plakat: Eine Hokosai-Welle bricht über den alten Schwimmbad-Bau herein: Man darf Klang-Installationen von Daniel Ziegler erwarten, ein Konzert der GIN und Theatervorführungen mit Theater am Fluss und mini-art. Die Steinbach-Geschwister - Klaus Steinbach war Vorsitzender des deutschen Olypischen Kommitees - sollen eingeladen werden und Cinque bringt Bademeister "Schaluppke" ins Schwimmerbecken. Auch soll das Sabisch-Relief in der Wand des Bades durch den Klevischen Verein dokumentiert werden (über dessen Erhalt sich auch nachzudenken lohnte).

Mit Blick auf ein nichtvorhandenes Kulturzentrum in Kleve soll es in Kürze einen Ausflug in die Honigfabrik, dem Doornrosje und die Lindenberg nach Nimwegen geben. Motto: Inspiration für Kulturzentren, von erfolgreichen Projekten lernen, so Ziegler. In Wahlkampfzeiten hatte Bürgermeisterin Sonja Northing ein solches Zentrum für Kleve reklamiert, sollte es finanzierbar sein. Bei der Vorstellung der freien Szene im Ausschuss war die Bürgermeisterin nicht da - sie hatte Urlaub.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing bemerkte dazu süffisant im Ausschuss, dass er es verwunderlich fände, wenn die zuständige Dezernentin Northing die beiden wichtigen Ausschüsse ihres Bereiches - Schule und Kultur - in ihren Urlaub terminiere und so abwesend sei.

(mgr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort