Neue Ausstellung in Kalkar Heiligenhäuschen kommen ins Museum

Niederrhein · Das Städtische Museum Kalkar zeigt in einer Ausstellung Werke von Frank Thon und Becker Schmitz. Sie thematisieren Heiligenhäuser am Niederrhein in ganz unterschiedlichen künstlerischen Positionen. Die Vernissage ist am 25. März.

Die Installation eines Heiligenhäuschens von Künstler Becker Schmitz – er thematisiert mit seinen Motiven gerne das vermeintlich Unbeachtete.

Die Installation eines Heiligenhäuschens von Künstler Becker Schmitz – er thematisiert mit seinen Motiven gerne das vermeintlich Unbeachtete.

Foto: Becker Schmitz

In seinem Arbeitsalltag ist Frank Thon gewohnt, in Bildern zu denken. Vor allem in den Botschaften, die Bilder senden sollen. Der Gewerkschaftssekretär ist sicher auf dem Parkett der politischen Kommunikation. „Ich wollte aber auch lernen, Fotografie als Kunst zu verstehen“, sagt er. Also wendete er sich an Becker Schmitz. Den Künstler aus Moers kennt er schon länger, es entwickeln sich intensive Gespräche. Über den Kunstbegriff, über Fotografie, die nicht zweckgebunden ist. Thon fängt an, Bäume am Niederrhein zu fotografieren und orientiert sich bei der Bildsprache an Bernd und Hilla Becher. Die Gründer der Düsseldorfer Photoschule waren mit ihren Schwarz-Weißaufnahmen von Industriebauten bekannt geworden. Unverwechselbar der betont nüchterne Blick aufs Motiv. So fotografiert nun auch Thon. Diskutiert die entstandenen Bilder mit Becker Schmitz und zieht erneut los. Eines Tages fotografiert er eine alte Kopfweide in Kalkar. „Als ich mich umgedreht habe, stand da plötzlich dieses Heiligenhäuschen“, sagt er. Es ist der Beginn eines Projektes, das nun in einer Ausstellung im Museum Kalkar mündet.

Dort werden in einer Duoausstellung vom 25. März bis zum 14. Mai zwei künstlerische Positionen nebeneinander gezeigt: Zum einen die Fotografien von Frank Thon, zum anderen die den intermedialen Installationen von Becker Schmitz. Dabei sollen neue Denkräume entstehen, das Werk des einen tritt in Kommunikation mit dem des anderen – und schließlich mit den Besuchern selbst. Das soll auch vor Ort erlebbar werden.

Die Ausstellung ist ein weiterer Meilenstein auf der Zusammenarbeit von Frank Thon und Becker Schmitz. Zu Beginn der Corona-Zeit gestalten sie ein Online-Portal. Dort sind nicht nur die Fotografien und einige Projektionen zu finden, auf einer Wanderkarte ist jedes Heiligenhäuschen verzeichnet, das Teil des Projektes ist. In den vergangenen Jahren ist die Zahl auf 130 gestiegen, und immer noch kommen neue hinzu. „Die Idee stammt aus einer Zeit, in der es häufig hieß, dass Menschen nicht verreisen können. Aber wir wollten zeigen, dass sie sehr wohl noch verreisen können“, sagt Becker Schmitz. Während Künstler häufig das Große in den Fokus nehmen, habe ihn gereizt, das vermeintlich Unbeachtete zu thematisieren.

Am Projekt lassen sich spannende Fragen diskutieren, etwa die nach dem Begriff der Hierarchie in der Kirche: Die Heiligenhäuschen entstehen häufig nicht von oben herab, sondern werden von Privatleuten gestiftet. Was sind ihre Motive? Und warum werden die Häuser intensiv mit anderen, meist südlicheren Regionen in Deutschland in Verbindung gebracht, selten aber nur mit dem Niederrhein? „Zu Beginn habe ich Heiligenhäuser als etwas empfunden, das ausstirbt. Heute weiß ich: Das ist totaler Quatsch“, sagt Frank Thon. Ende vergangenen Jahres war der Fotograf in der Ukraine unterwegs (siehe Info-Kasten), hat auch dort Heiligenhäuschen entdeckt. Sie sind an vielen Orten in Europa zu finden – können also auch als identitätsstiftend gesehen werden. Im wahrsten Sinne Projektionsflächen, so wie bei den Installationen von Becker Schmitz.

Die Vernissage zur Ausstellung im Städtischen Museum Kalkar, Grabenstraße 66, findet am 25. März statt. Einlass ist ab 18.15 Uhr. An die Begrüßung durch die Vorsitzende des Vereins der Freunde Kalkars, Lioba Rochell, schließt sich ein Künstlergespräch  und ein „get together“ mit Frank Thon, Becker Schmitz und den Besuchern an. Es gibt eine musikalische Begleitung durch das Jazz Lounge Duo ft. Saxophone. Durch den Abend führt Ludwig Krause, Leitender Regionalredakteur der Rheinischen Post in Kleve.

Internet: www.das-heiligenhaus.de

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