25 internationale Kunstpositionen So wird die Ausstellung zu 25 Jahren Museum Kurhaus

Kleve · 25 Jahre residiert das Klever Museum im Kurhaus. Dazu zeigt die neue Ausstellung 25 internationale Kunstpositionen, die in Kleve in den vergangenen Jahren zu bewundern waren. Hinzu kommen fünf neue Künstler.

 Valentina Vlasic richtet den weißen Totenkopf, gestaltet von Katharina Fritsch, auf einem Podest aus.

Valentina Vlasic richtet den weißen Totenkopf, gestaltet von Katharina Fritsch, auf einem Podest aus.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Weiß steht er vor weißer Wand auf weißem Bord. Er grinst, der Totenschädel. Abstoßend und wunderschön zugleich, ans Ende erinnernd und doch bleibend. Andererseits auch wie ein Sinnbild für die schweren Zeiten derzeit. Dem Bild der höchsten „Verzweiflung“ (so Kleves Museumsdirektor Harald Kunde) steht der stählerne Gegenentwurf entgegen: „Hope“ heißt es da in einem knappen Kubikmeter gebürsteten Edelstahls. Aus der Liebe des Summer of Love wurde die Hoffnung auf bessere Zeiten. Robert Indiana schuf die Hoffnung, Katharina Fritsch den Totenkopf. Weiß wie ihr weißes Bild in der Sammlung des Museums Kurhaus. „Hope“ steht zum bunten großen „Love“-Teppich des US-Pop-Art-Künstlers aus der Klever Sammlung.

Es sind gleich zwei bedeutende künstlerische Positionen, die quasi die Eckpunkte der Jubiläumsausstellung im Museum Kurhaus bilden und die aufzeigen, welche international bekannten Künstler hier ausstellten und deren Werke auch Teil der Sammlung sind. Es ist eine Schau, die aus dem Blick zurück auf die vergangenen 25 Jahre die Essenz für die Zukunft ziehen möchte, wie es Kunde erklärt.

Dazu haben die Künstler neue Werke gebracht, wie  Fritsch, die sie auch persönlich positionierte: gleich gegenüber der Malerei von Pia Fries. Auch die Schweizerin Fries gab neue Arbeiten, ebenfalls mit einem wunderbaren Bezug zu Kleve und seiner Sammlung: Fries reagiert mit ihrer Malerei auf die barocken Zeichnungen von Goltzius. Übrigens sind beide Künstlerinnen, Fries und Fritsch, schon lange mit dem Klever Museum verbunden, das jetzt seit 25 Jahren in den Räumen des alten Kurhauses residiert.

 Von Robert Indiana stammt „Hope“, 
 im Hintergrund Gertschs „Silvia ll“.

Von Robert Indiana stammt „Hope“, im Hintergrund Gertschs „Silvia ll“.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Dazu hat das Kuratorenteam um Kunde mit Susanne Figner, Valentina Vlasic und Volontärin Julia Mobeus-Puck 25 Positionen aus der Sammlung ausgesucht, die einen Querschnitt dessen präsentieren, was das Museum im Kurhaus ausmachte, das auf einer langen Linie durch die Klever Geschichte fußt, nach dem Krieg von Friedrich Gorissen im Haus Koekkoek neu aufgebaut und von Guido de Werd zunächst im Haus Koekkoek ausgebaut und dann im Kurhaus zu internationaler Größe geführt wurde. De Werd übergab die Museumsleitung nach der Erweiterung um das Friedrich-Wilhelm-Bad an Prof. Harald Kunde. Kunde überraschte mit seinen Ausstellungen und holte einen neuen „Geist“ ins Haus. Der leuchtet sinnbildlich derzeit rot im Innenhof – als Installation von Via Lewandowsky. Ein Künstler, der auch nicht bei den 25 Positionen fehlen darf und seinen ganz eigenen Kommentar zu den gewichtigen Eckpunkten abgibt: Aus schwer gesicherter kostbarer Transportkiste leuchtet es neonfarben „bedeutungslos“. Und doch stößt dieses lapidare mit schöner Schrift in Leuchtmittel geschriebene „bedeutungslos“ die Gedanken wieder an: Ist da nicht doch letztlich das Gegenteil gemeint?

„Wir wollen aus dem Pool des Geleisteten nach vorne schauen“, sagt Kunde. Und holte zu den 25 Positionen noch fünf Künstler hinzu, die in so genannten Interventionen die Ausstellung brechen, ergänzen, kommentieren. Wunderbar der Brunnen von Cristina Iglesias, der minimalistisch-kubisch schwarz im Raume steht, gluckst und in seinem Inneren regelrechten barocken Überschwang bietet. Oder Franka Hörnschemeyers Arbeit, die die Schwere aufhebt und stählerne Heizungsungetüme „mal eben so“ durch den Raum schweben lässt. Wobei die Leichtigkeit des „mal eben so“ mit mehreren Tagen schwerer Arbeit verbunden war.

 Guiseppe Penone hat die „Alberi Libro“ geschaffen, das Museuems-Team hofft auf viele Besucher der Ausstellung zum 25. Geburtstag.

Guiseppe Penone hat die „Alberi Libro“ geschaffen, das Museuems-Team hofft auf viele Besucher der Ausstellung zum 25. Geburtstag.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es gelang dem Team, schöne Räume einzurichten wie in der Wandelhalle, wo Giuseppe Penones große Baum-Seelen, aus Pfosten herausgearbeitet, ganz alleine eine Reise ins Haus wert sind. Wo ein Iglu von Mario Merz Zuflucht unter zerborstenem Glas suggeriert. Und wo Axel Hütte ein aktuelleres Bild, das als Diptychon wandfüllend am Kopf des Saales hängt, nicht hätte liefern können: Der brennende Wald in einem amerikanischen Nationalpark wie ein Sinnbild für das schwierige Hier und Jetzt zwischen Klimawandel, Krieg und Corona. Und auf der Erde wie eine Trutzburg die Installation von Carl Andre mit gleichen grauen Quadern: Für die einen geometrisches Muster, für andere vielleicht Zufucht in der sagenumwobenen Burg „Munsalvaesche“ mit ihren vielen Türmen als Hüterin des Grals. Als Hüterin des Grals moderner Kunst zeigt sich in der Ausstellung das Museum in allen Sälen – denn die 25 Positionen mit neuen Werken stehen gegenüber denen aus der Sammlung. Zu unterscheiden sind sie an rosafarbenen Beschriftungen für die neuen und weißen Beschriftungen für die bereits in der Sammlung befindlichen Arbeiten.

„Schatzhaus & Labor“ lautet denn auch der Untertitel der Ausstellung. Das Schatzhaus der Sammlung bietet das Fundament für das Labor als Blick nach vorne. So wie in einem Saal die verknautschten Gesichter von Thomas Schüttes alten Freunden den jungen Allerwelts-Herren von Balkenhol ins Gesicht schauen, während nebenan mit schwerem Gerät Michael Sailstorfers  Hand mit ausgestrecktem Finger die Wand zu durchbohren scheint und gleich gegenüber Ulrich Erben ganz feine minimalistische Malerei präsentiert. Das alles hat dann Franz Gertschs Silvia als Hüterin des Hauses fest im Blick.

Die Eröffnung der Ausstellung zum 25. Geburtstag ist am Samstag, 23. Juli, 19.30 Uhr im Kurhaus. Zur Ausstellung gehört auch ein Raum zu Richard Long als Büro von Julia Moebus-Puck (Bericht folgt).

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