Sommerkino Kurhaus-Hommage an Michel Piccoli

Kleve · Das Sommerkino im Klever Kurhaus startet am Donnerstag mit einer Filmreihe über den großen französischen Schauspieler. Vier Filmperlen Open-Air – unter anderem „Die Dinge des Lebens“ mit Romy Schneider.

 Der Schauspieler Michel Piccoli 1983 in Nizza. Der gebürtige Pariser starb im Mai 2020. Ihm widmet das Museum das Sommerkino.

Der Schauspieler Michel Piccoli 1983 in Nizza. Der gebürtige Pariser starb im Mai 2020. Ihm widmet das Museum das Sommerkino.

Foto: dpa/Eric Gaillard

In diesem Jahr starb Michel Piccoli im Alter von 94 Jahren. Piccoli war das Gesicht des französischen Films, die „Zeit“ feierte ihn gar als einen der „großen stilprägenden Schauspielpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“. In mehr als 200 Filmen und ungezählten Theaterrollen faszinierte er immer wieder aufs Neue in allen Rollen. Als kalter Kommissar, als Lebemann, als Bourgeois. Er drehte mit herausragenden Regisseuren wie Louis Malle, Jacques Rivette, Francis Girod, Michel Deville oder Alain Resnais. Mit Luis Buñuel (in Kult-Klassikern wie „Belle de Jour“ oder „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“). Und nicht zuletzt mit Jean-Luc Godard oder Claude Sautet. Seine Filmpartnerinnen waren keine Geringeren als Brigitte Bardot, Catherine Deneuve, Jeanne Moreau und Romy Schneider, mit der eine Affäre hatte. Er war über zehn Jahre mit Juliette Greco verheirat.

Das Todesjahr des großen Franzosen nimmt das Museum Kurhaus zum Anlass, ihm eine Hommage voller Film-Klassiker zu widmen. Jeweils Donnerstag im Innenhof des Museums. Zu der inzwischen traditionellen Filmreihe, zu der Via Lewandowskys in diesem Hof sonst rot leuchtender „Geist“ ausgeschaltet wird, sind alle Cineasten eingeladen. Titel 2020: „Monsieur Cinema - in memoriam Michel Piccoli“. Kleves Museumsdirektor Harald Kunde hat dafür eine Reihe von Filmperlen, von Klassikern des französischen Films, ausgesucht. „Ich habe versucht, die Spannbreite seines Wirkens aufzuzeigen – von frühen Filmen bis zu seinem Spätwerk“, sagt Kunde. Hardware und technisches know-how kommt wieder vom Tichelpark-Kino.

 Harald Kunde suchte die Filme aus.

Harald Kunde suchte die Filme aus.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Belle de Jour (1967, Regie: Luis Bunuel, Donnerstag, 16. Juli 2020, 21 Uhr). Der Film war der Durchbruch für die damals noch blutjunge Grande Dame des französischen Films, Catherine Deneuve. Als Séverine Sérizy ist sie eine eigentlich glücklich verheiratete Hausfrau. Doch Befriedigung findet sie lediglich in ihren Tagträumen, in denen sie Fesselspielen und anderen Sadomaso-Praktiken nachgeht. Als das aber auch nicht mehr ausreicht, beginnt Séverine, nachmittags als Prostituierte zu arbeiten, als Belle de Jour, die Schöne des Tages. Im Etablissement von Madame Anaïs (Geneviève Page) kann sie ihren Vorlieben freien Lauf lassen – bis Henri (Michel Piccoli), ein Freund ihres Mannes, sie in dem Bordell entdeckt, bis Marcel (Pierre Clémenti), ein Verbrecher, sich zu sehr in sie vernarrt…

Die Dinge des Lebens (1970, Regie: Claude Sautet, Donnerstag, 23. Juli 2020, 21 Uhr). Das Traumpaar Piccoli und Romy Schneider (die auch ein Jahr später in „Das Mädchen und der Kommissar“ glänzten) in einem Film, der als einer der schönsten Piccolis gilt: Der Architekt Pierre Bérard (Michel Piccoli) verunglückt mit seinem Alfa auf der Fahr von Paris in den Westen Frankreichs tödlich. Auf dem Weg ins Krankenhaus sehen wir die Dinge des Lebens, seines Lebens, noch einmal vorüberziehen: Die Zwickmühle zwischen Sohn, Frau und Geliebter, Helene, Romy Schneider. Unendlich schön und traurig zugleich...

Das große Fressen (1973, Regie: Marco Ferreri, Donnerstag, 30. Juli 2020, 21 Uhr) Ein Film für die großen Herren des Kinos der 1960er und 1970er Jahre, ein ausgewachsener Kino-Skandal seiner Zeit: Der Pilot Marcello (Marcello Mastroianni), der Koch Ugo (Ugo Tognazzi), der Fernsehredakteur Michel (Michel Piccoli) und der Richter Philippe (Philippe Noiret) sind gelangweilt vom Leben und wollen sich mit einer übermäßigen Fress- und Sexorgie umbringen. Andrea (Andréa Ferréol) stößt zu den lebensmüden Herrschaften und findet bald Gefallen an der dekadenten Gesellschaft, genießt die Flucht aus bürgerlichen Verhältnissen bis in den Tod...

Habemus Papam (2011, Regie: Nanni Moretti, Donnerstag, 6. August 2020, 21 Uhr) Piccoli in der Rolle eines Mannes, der mit seiner Rolle nicht zurecht kommt. Nach dem Tod des Papstes kommt das Konklave zusammen. Mehrere Wahldurchgänge sind nötig, bevor der weiße Rauch aufsteigen kann. Doch die Massen auf dem Petersplatz warten auf das Erscheinen des neuen Papstes (Piccoli)  auf dem Balkon vergeblich. Die ganze Welt ist bald den Sorgen ausgeliefert, während man im Vatikan nach Lösungen sucht, um die Krise zu überwinden…

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