Projektraum Bahnhof in Kleve Ein Turm für das Bienenvolk

Kleve · Der Projektraum-Bahnhof25 präsentiert einen Monat lang drei Künstler aus Kleve, Krefeld und den Niederlanden. Monika Buchen, Jeroen Diepenmaat und Christiane Rasch zeigen Malerei und Installationen.

 Jeroen Diepenmaat, Monika Buchen und Christiane Rasch (v.l.) im Projektraum-Bahnhof25 vor den grafischen Blättern von Diepenmaat.

Jeroen Diepenmaat, Monika Buchen und Christiane Rasch (v.l.) im Projektraum-Bahnhof25 vor den grafischen Blättern von Diepenmaat.

Foto: Matthias Grass

Gold leuchtet die „Einflugschneise“ der Bienenkästen, die zum Turm gestapelt gleich neben dem Eingang zum Projektraum-Bahnhof25 stehen. Mannshoch türmen sich die einfachen Holzkisten mit den Griffmulden hoch, in denen einst Bienenvölker ihren Staat hatten. „Ich muss immer an Wärme denken, wenn ich die Bienenstöcke sehe, an Wärme, die dort vom Bienenvolk erzeugt wird“, sagt Christiane Rasch, Künstlerin aus Krefeld und eine der drei im Bunde der Künstler, die im Projektraum-Bahnhof25 in Kleve gerade ihre Werke installieren.

Rasch ist fast fertig mit der Einrichtung rund um den Bienenturm, der keinen Titel hat. Nur die Stellwände, die hinter dem Eingang in den Kunstverein an der Bahnhofstraße einen kleinen Windfang bilden, müssen noch weg. Wenn der Besucher eintritt, soll er direkt mitten im Raum stehen und Teilhaber sein an dem „Gespräch der Kunstwerke“, wie Rasch ihre Installation beschreibt. Neben dem Turm lehnt an der Wand ein Stück verwittertertes Türblatt, dessen Farbe aber noch überraschend frisch strahlt. Es sind Fundstücke, die die Krefelderin zur Kunst macht. Wie das Türblatt, das nur leicht bearbeitet wurde. „Ich hab ein Stück abgeschnitten und es hinten etwas verstärkt“, sagt Rasch. Und die Farbe gesäubert. Bei den Bienenkisten hat sie das Einflugloch mit Blattgold belegte.

 Malerei von Monika Buchen, Acryl auf Leinwand, ohne Titel.

Malerei von Monika Buchen, Acryl auf Leinwand, ohne Titel.

Foto: Matthias Grass

Monika Buchen zeigt im nächsten Raum des Kunstvereins Malerei aus den letzten vier Jahren. Es sind geometrische, klare Straßenszenen und Architekturen, die die gebürtige Emmericherin in mehreren Farbschichten meistens in Acryl auf die Leinwand schichtet. „Ich beginne mit einer grauen Grundierung, dann kommen die anderen Flächen darüber“, sagt Buchen mit Blick auf eines der Bilder. Es wirkt wie ein übermalter Straßenzug. Über die geradezu plastisch gezeichneten Szenen setzt Monika Buchen als letzte Schicht Farbflächen. Das sind klar abgegrenzte Quadrate oder Rechtecke oder Wolken aus Farbe, teils auch gesprüht.

 Die Bienenkästen von Christiane Rasch als Skulptur.

Die Bienenkästen von Christiane Rasch als Skulptur.

Foto: Matthias Grass

„Sie sollen stören, die Szene brechen“, sagt die Klever Malerin. Sie zieht dabei auch mit Marker Linien in das Bild, sprüht Lacke fein darüber. „Mein Ziel sind spannungsgeladene Raumereignisse voller funktionierender Gegensätze und Widersprüche“, sagt die Malerin. Letztlich werden die realistischen Abbildungen, die Buchen als Vorbilder für ihre Bilder in Medien findet, fast vollkommen abstrakt.

Der Dritte ist schließlich der Niederländer Jeroen Diepenmaat, der auch schon im Martha-Museum in Herford ausstellte. Diepenmaats Werke für den Projektraum-Bahnhof25 klingen, sie werden von Musik begleitet, in der Regel vom Band. Oder es ist gemalte Partitur, die der Niederländer zusammen mit einer Installation aus Tonbandmaschinen im hinteren Raum des Kunstvereins einrichten will. Die Tonbandmaschinen treiben dabei ein Magnetband an, das wie der Treibriemen einer großen Maschine quer durch den Raum laufen soll. Diepenmaat muss die Installation in dem Raum noch aufbauen, verspricht aber, dass dort Musiksentenzen vom Band kommen sollen.

Auf der anderen Wand hängen die acht Blätter, auf denen der Niederländer Impressionen zu einer Partitur von Morton Feldmann zeichnet. Der amerikanische Komponist, ein Zeitgenosse von John Cage, arbeitet mit grafischen Notationen, die Tonlängen in Striche und Punkte übersetzen. Diepenmaat malt nun seine durchaus gestisch gezeichnetenen „Notenblätter“ nicht nach der Musik Feldmanns, sonder nach dessen Partitur. Es fügen sich Linien und Schwünge, darin aus glänzenden Farben wie ein auf- und abschwellender Ton kräftige Farbflächen, die er aus einer Folie herausschneidet und in seine „Komposition“ hineinklebt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort