Ausstellung im Katharinenhof Ein Mann geht durch die Wand

Kranenburg · Mehr als 20 Jahre lang traf sich die „Osterather Radiergemeinschaft“ rund um Holger Runge, Hans und Franz-Joseph van der Grinten und Joseph Beuys. Eine Ausstellung im Museum Katharinenhof stellt die Künstler und ihre Werke vor.

Die Bilder von Suse Wiegand warten vor der Ausstellung noch darauf, aufgehängt zu werden.

Die Bilder von Suse Wiegand warten vor der Ausstellung noch darauf, aufgehängt zu werden.

Foto: Matthias Grass

Dieser Mann geht nicht durch die Wand, er schreitet hindurch.  Der Künstler Holger Runge hat den schlanken Mann aus Rundhölzern gebaut, den er in der Bewegung zwischen diesseits und jenseits einer hölzerne Lamellenwand festhält. Surreal irgendwie.

 Den Mann in der Wand schuf Holger Runge.

Den Mann in der Wand schuf Holger Runge.

Foto: Matthias Grass

Die Skulptur steht auf einem Podest im hinteren Saal des Museums Katharinenhof in Kranenburg. Es ist der Saal für Holger Runge, der am Niederrhein nicht nur mit seinen surreal-überraschenden Holzskulpturen bekannt ist, sondern den viele mit seinen Kartenbildern verbinden, auf denen aus bunt eingefärbten Flurstücken Menschen und Tiere entstehen oder Pferde im Galopp über die Karten-Landschaft preschen.

 Eine Bronze von Franz Eggenschwiler in Kranenburg.

Eine Bronze von Franz Eggenschwiler in Kranenburg.

Foto: Matthias Grass

Holger Runge war es auch, der seine Freunde aus dem Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie einlud in sein Atelier in Osterrath, einem Ortsteil von Meerbusch. Hier stand im Ort Bovert eine Druckerpresse, hier waren Arbeitstische und all das Material, das man brauchte, um ein paar kreative Tage zu verbringen. Daraus wurde die Osterather Radiergemeinschaft: Vorneweg Joseph Beuys - der der Initiator der Geschichte gewesen soll, sich mit zunehmender Berühmtheit aber rar machen musste. Dazu Beuys-Studienkollege Erwin Heerich, dem Museum Schloss Moyland gerade zum 100. Geburtstag eine schöne Ausstellung gewidmet hat. Nicht zu vergessen die Sammler-Brüder Hans und Franz-Joseph van der Grinten aus Kranenburg, der Schweizer Franz Eggenschwiler, Karl Burgeff sowie Martel und Gottfried Wiegand und ihre Tochter Suse. Dazu gehörten zeitweise auch André Thomkins und Rolf Crummenauer. Alles Künstler, deren Werke natürlich auch Einzug hielten in die Sammlung van der Grinten, die zum Grundstock für den Aufbau des Museums Schloss Moyland wurde. 

Die Ausstellung „Die Osterather Radiergemeinschaft. Holger Runge und seine Freunde“ im Kranenburger Museum Katharinenhof, die am  Sonntag, 23. Oktober, 11 Uhr, eröffnet wird, konzentriert sich nicht allein auf die Druck-Werke der Gruppe. Viele Ausstellungsstücke stammen  aus Privatbesitz.

Holger Runge lebt 97-jährig immer noch in Osterrath und sein Atelier sieht auch immer noch so aus wie auf den alten Fotos, die seine Frau von den Radierern machte: als Gruppe aufgestellt mit abgespreizten Händen voller Druckerschwärze, einzeln wie Heerich beim Bau einer Papierskulptur oder Franz-Joseph van der Grinten mit jenen schwarzen Händen, die junge Suse Wiegand, die nachdenklich ins Bild schaut. Oder alle anderen an ihren Tischen und Pulten, konzentriert auf die Arbeit. Wobei die Pulte aus der alten Schule in Kranenburg stammen sollen, wie Peter Schünemann vom Verein für Heimatschutz berichtet.

Die Ausstellung im Museum Katharinenhof beginnt nach Künstlern geordnet mit Joseph Beuys als Initiator. Gleich darauf folgen die beiden van-Grinten-Brüder als diejenigen, die die Arbeiten der beteiligten Künstler auch gesammelt haben.  Der ersten großen Saal gehört Erwin Heerich und Andre Thomkins. Von Heerich überraschen zwei Teppiche, wobei bei einem die eingewebten geometrische Figuren knallrot wie räumlich auf dem Teppich zu stehen scheinen. Es folgen Grafiken von Thomkins und schließlich der Saal mit den drei Wiegands. Gottfried Wiegand mit seinen witzig wie surrealen Bildern, wie die an einer Leiter hängenden zwei Herren mit Hut und langem Mantel und frei in der Luft baumelnden Beinen. Es folgt Holger Runge im nächsten Saal mit einer ganzen Reihe von Skulpturen  und natürlich fehlen auch nicht seine Kartenbilder. Franz Eggenschwiler beendet den Reigen der Künstler, die sich zwischen 1963 und 1986 regelmäßig trafen.

Runge, der 1925 in Weimar geboren wurde, kam 1961 nach Osterrath, baute sein Haus mit Atelier und Druckwerkstatt. Studiert hatte er bei Otto Coester in Düsseldorf. Beuys und Heerich, der ebenfalls im Osterather Ortsteil Bovert wohnte, trafen ihn. Runge kannte Beuys schon seit Ende der 1940er Jahre aus dem gemeinsamen Studium an der Akademie. Daraus entwickelte sich dann das Treffen, das die Truppe über 20 Jahre zusammenbrachte. Zum Arbeiten, zum Austausch und auch zum Bier, wie die Fotos zeigen, die im Katharinenhof auf einem Großfernseher laufen.

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