Museum Katharinenhof Mit einer Linie aus Stahl durch die Wand

Kranenburg · „Arcs and Sparks“ (Bögen und Funken) heißt die Ausstellung mit Werken von Justyna Janetzek im Katharinenhof.

 Justyna Janetzek im Museum Katharinenhof.

Justyna Janetzek im Museum Katharinenhof.

Foto: Matthias Grass

Fein sind die Linien auf das Blatt gesetzt, eine neben die andere, immer der gleiche Abstand. Ein dynamischer Strich umzeichnet das Gitterwerk, hell- und dunkelblaue Farbflächen setzen Akzente auf das Blatt. Auch wenn die Zeichnung zart ist und die Farbe von leichter Fröhlichkeit – das kleine Blatt, vielleicht etwas größer als eine Postkarte, könnte eine ganze Wand besetzen. Und dort allein in seinem Rahmen die Fläche beherrschen.

Justyna Janetzek hat die Schraffur mit den Flächen auf das weiße Blatt gesetzt. Die Bildhauerin zeichnet gerne. Sie habe das genaue Ziehen der Linien, der Schraffur per Hand gelernt, damals in Oppeln in Polen, wo die heute 33-Jährige 2006 begann, Kunst zu studieren. Die Zeichenkurse gab ein russischer Dozent, der Wert auf die das Zeichnen mit Hand legte

 Eine dunkle Linie aus Vierkantstahl umschließt Flächen – und geht bei anderen Skulpturen auch durch die Wand und in die Decke.

Eine dunkle Linie aus Vierkantstahl umschließt Flächen – und geht bei anderen Skulpturen auch durch die Wand und in die Decke.

Foto: Matthias Grass

Janetzek ist Bildhauerin, hat die Linie von der Fläche längst in den Raum geholt, arbeitet mit Stählen und Blechen, mit Farbe und glitzernder Kohlefaserfolie, weiß Schweißnähte zu setzen und zu verfeineren und erzählt in ihren Arbeiten wundersam von der Schwere und der Leichtigkeit, von Strukturen, Linien und Farbflächen und Arbeiten, die geradezu schwerelos Wände zu durchdringen scheinen und mit den Räumen agieren.

Im Museum Katharinenhof hat die 33-Jährige jetzt eine Ausstellung eingerichtet, die Sonntag eröffnet wird. Dabei spielt sie schon gleich hinter dem Eingang unters Dach des Katharinenhofes mit den ungemein schweren Balken, die den Dachstuhl des Katharinenhofes durchziehen und für die vorderen Ausstellungsräume eine Herausforderung darstellen. Janetzek nimmt diese Herausforderung an, setzt nur eine Linie in diesen Raum hinein, die sich fröhlich hellblau schimmernd um den Balken legt. Gute Laune für schwere Träger mit der klaren Botschaft: Es geht auch leicht, aber bestimmt. Denn die Linie setzt einen klaren Akzent in den Raum.

Es sind die so dynamischen Linien aus Vierkantrohren (die hellblaue im ersten Saal etwa fünf mal fünf Zentimeter groß), die die Skulpturen bestimmen. Janetzek steckt sie, schweißt in Teilen die Ecken, malt einige Stücke der Linie an, grundiert einige Strecken, die rosten dürfen. Die Linien ziehen dabei auch von einem Raum in den anderen. Im Katharinenhof durchschlägt tatsächlich eine die Wand, verbindet die beiden Ausstellungsäle um durch die Decke zu verschwinden. Gefüllt werden die Flächen, die die mattschimmenden Stahlkantrohre umschließen, mit Stahlplatten. Die werden grundiert und als monochrome Farbmalerei oder mit feiner Schraffur - säuberlich abgeklebt und in schmalen Farblinien nebeneinander gesetzt – ausgeführt: Da wird die Bildhauerin zur Malerin, die die Farbe mitten in den Raum stellt.

Bleiben schließlich im letzten Raum die feinen Zeichnungen, die gleichzeitig Zeichnung und Entwurf sein können. Denn Janetzeks Arbeiten beginnen immer auf dem Papier, mit der Schraffur, werden dann, wenn es eine Skulptur werden soll, im Computer in 3-D umgesetzt und später als Skulptur ausgeführt. Die sie, auf hohem Gerüst stehend, selber installiert und malt – wie die zentrale himmelblaue Linie im Katharinenhof, die Donnerstag erst montiert war.

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