Nocturne im Forstgarten Kleve Streichquartett zur Nachtzeit

Kleve · Diese besondere Stimmung in den Abendstunden, wenn der Tag sich neigt, fängt das Nocturne-Konzert des Klevischen Klaviersommers auf schöne Art mit und in Musik ein. Auch dieses Jahr spielten beim Nachtkonzert um 22 Uhr am ersten Konzertsonntag Teilnehmer des Musiksommers Campus Cleve, allerdings nicht nur am Flügel: Denn den ersten Programmpunkt bestritt ein Streichquartett plus Klavier.

 Das Feuerwerk übertönte die Musik des Konzertes (Archivbild).

Das Feuerwerk übertönte die Musik des Konzertes (Archivbild).

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Und wie Boguslaw Strobel anmoderierte, erlebt man solch eine internationale Besetzung wirklich selten. Als Solist am Flügel Edvin Svaikowski aus Litauen, die erste Geigerin (und Dozentin beim Musiksommer Campus Cleve) Kristien Roels aus Belgien, die zweite Geigerin aus den USA, eine Chinesin an der Bratsche und ein Neuseeländer am Cello. Eine grandiose Zusammenkunft, die gemeinsam das 2. Klavierkonzert op. 21 f-Moll von Frédéric Chopin in einer entsprechenden Bearbeitung hervorbrachte. Dieses Klavierkonzert war im Original eines der letzten Stücke des Komponisten, das er noch in Warschau schrieb.

Chopin wusste zum Zeitpunkt dieser Komposition, dass da etwas kommt in seinem Leben – vom tragischen, pessimistischen und dennoch tröstlich klingenden Thema des ersten Satzes über den emotionsgeladenen, poetischen zweiten Satz bis hin zur temperamentvollen polnischen Folklore mit dem Geist der aufblühenden nationalen Musik hörte man dies. Chopin legte in diesem zweiten Klavierkonzert eine farbenreiche Gefühlspalette offen, die die Musiker auch in der Bearbeitung gekonnt in die Abendluft hinaustrugen. Sehnsucht, Träumerei, die Kühnheit der jugendlichen Jahre, Schmerz und Hoffnung wurden hier vereint.

All das verwandelten der Komponist – und hier die Musiker – meisterhaft in weitgeschwungene Melodiebögen und perlende Läufe. Als zweite Pianistin des Abends setzte sich Clara Strobel an den Flügel und spielte souverän-gefühlvoll das Adagio aus Beethovens Mondscheinsonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2 in cis-Moll. Schön führte sie in die dunklen Farben des Stücks, in dem Beethoven bereits den Verlust seines Gehörs verarbeitet, aber auch seine (unglückliche) Liebe zu Julie Guicciardi, der die Mondscheinsonate gewidmet ist.

Bereits bei ihrem zweiten Programmpunkt begann das Feuerwerk der Klever Kirmes – doch die junge Pianistin ließ sich nicht beirren und begeisterte mit einer kraftvollen Interpretation von Schumanns „In der Nacht“ aus den Fantasiestücken op. 12, dessen Angabe „Mit Leidenschaft“ sie voll umsetzte. Das letzte angedachte Stück, Debussys „Au clair de lune“, fiel dem Feuerwerk zum Opfer.

Es bleibt zu überlegen, das Nocturnekonzert in den Folgejahren auf einen anderen Sonntag zu verlegen, der nicht mit der „Feuerwerksmusik“ der Kirmes kollidiert.

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