Kleve: Neues Buch von Christoph Klimke Das Alphabet des Meeres

Kleve · Der neue Lyrikband des Klever Schriftstellers Christoph Klimke, der im Elfenbeinverlag erscheinen wird, erzählt vom Reisen. Derzeit arbeitet der Autor an einem Stück für das Junge Theater Göttingen.

 Der Titel des neuen Lyrikbandes von Christoph Klimke.

Der Titel des neuen Lyrikbandes von Christoph Klimke.

Foto: Matthias Grass

„Kraniche gehen nicht verloren“. Sagt der Dichter und lässt den Punkt am Ende des Satzes weg, „Auf ihrem ersten Flug erinnern sie sich im Voraus“, fügt er ein wunderbares Bild an: Schön zu wissen, wohin die Reise geht und wie sie zurück führt. Doch zurück geht es in den wenigen Zeilen des Gedichtes dorthin, wo die anderem schon angekommen sind, die gegangen sind und derer man sich erinnert. Der weg führt auf die Friedhöfe. Die Zeilen enden schließlich mit menschlichem Unvermögen: Denn während die Kraniche nicht verloren gehen, schickt der Mensch Drohnen gen Himmel, die keine Wege aus dem Nichts erspähen.

Christoph Klimke hat seinen neuen Lyrikband abgeschlossen, der im Elfenbein erschienen ist. Es ist der Verlag, der 2018 mit dem Kurt-Wolff-Preis ausgezeichnet wurde, weil er seit gut zwei Jahrzehnten in schön gestalteten Büchern Literatur der Gegenwart veröffentlicht und auch ein Herz für Lyrik hat. Auch für die Lyrik des in Kleve aufgewachsenen Autors, der in atemlosen Zeilen ohne Punkt und Komma (auch im tatsächlichen Wortsinn) so schnell wie im vorübergehen vom Reisen, vom Meer, vom Leben erzählt.

 „In der Dämmrung“ aus dem Alphabet des Meeres.

„In der Dämmrung“ aus dem Alphabet des Meeres.

Foto: Matthias Grass

Doch das Gehetzte der Worte, die scheinbare „Durchreise“ täuschen, wie Klimkes Autorenkollege Günter Kunert so treffend schreibt. Zunächst scheint es, dass diese Gedichte in Eile sind, keine Zeit haben. Aber: „In den knappen Zeilen ist eine ungewöhnliche Lebenserfahrung konzentriert, ein dunkles Bewusstsein“, so Kunert. Lässt man sich hingegen von der Eile verführen und hetzt durch die kurzen Zeilen, stolpert man zwischen den Sätzen, verliert die Syntax: Der Fluss der Wörter ist ohne Punkt und Komma geschrieben und verlangt nicht die Eile, sondern die Konzentration. Die Konzentration auch auf den Inhalt, der dort in knappen Zeilen erzählt wird und so wunderbare Bilder im Kopf erzeugt. Die Zeilen erzählen von der Stadt, vom Reisen, vom Meer, von Italien und von Poeten. Und immer wieder von der Zweisamkeit, von der Liebe, von den „Komplizen bis in die Träume hinein“, wie das fünfte Kapitel titelt. Vielleicht auch von der (Klever) Kindheit zwischen Pappeln und schwerem Vieh auf der Weide.

„Das Alphabet des Meeres“ titelt der Band und das erste Kapitel widmet sich dem Meer, der Weite, den langen Strandspaziergängen mit Hund, der Flaschenpost, die wieder zurück ins Wasser muss, vom Bernstein den man findet. Man muss sich nur die Zeit nehmen, die verlangt wird und darf sich nicht von der Hetze der Worte verführen lassen, wie es Kunert empfiehlt. Ein schönes Büchlein, um in der Eile die Ruhe zu finden, nachzudenken oder sich einfach in die entstehenden Bilder fallen zu lassen. Lyrik – selbst für die Ferien am Meer.

Christoph Klimke, der in Kleve aufwuchs und zur Schule ging, lebt in Berlin und bekam unter anderem das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin und den Ernst-Barlach-Preis für Literatur. Das „Alphabet des Meeres“ ist jetzt der zweite Lyrik-Band, der nach „Fernweh“ bei Elfenbein erscheinen wird.

Jetzt konzentriert Klimke sich wieder auf die Bühne. „Zur Zeit arbeite ich an einem Stück über Janusz Korczak für das Junge Theater Göttingen: ,König Korczak oder Wenn ich wieder klein bin’“, sagt er. Im Spätherbst will er wieder seine Heimatstadt besuchen.

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