Cinque Goldene Nase und 400 Jahre Beikircher

Gold ist das Heftchen gebunden, auch wenn das Jubiläum erst 30 Jahre zählt, das der Kleinkunstverein Cinque feiert. Das Jubiläums-Programm für die Saison 2019/20 steht. Es kommen alte Bekannte und neue Solo-Auftritte.

 Nessi Tausend schön sinniert über die Operation Goldene Nase in der alten Beuys-Aula.

Nessi Tausend schön sinniert über die Operation Goldene Nase in der alten Beuys-Aula.

Foto: Cinque

Als er das erste Mal in Kleve auf der Bühne stand, hatte er gerade erst seinen Dienst als Gefängnispsychologe quittiert und vor allem die Radio-Hörer kannten ihn. Oder eigentlich kannten sie Frau Walterscheidt. Seine Figur, die seit wenigen Jahren so eine Art Wochenkommentar im WDR sprach. Über Gott und die Welt und so, über die Frau Walterscheidt so monologisierte, dass keiner und auch keine je eine Chance haben sollte, dazwischen zu reden. Entdeckt hatte ihn damals Elke Heidenreich. Als Sänger, aber das ist eine andere Geschichte. Vor 30 Jahren war er bei Cinque, kam immer wieder nach Kleve. Konrad Beikircher kennt die Bühnen in der Schwanenstadt, auch die, die es nicht mehr gibt.

Jetzt ist er Gast beim Cinque-Jubiläumsprogramm 2019/20. „400 Jahre Beikircher“ titelt sein Abend in Kleve, weil der Bonner aus Tirol gefühlt 400 Jahre über die Bühnen der Region tingelt. Und weil 1619 von Jérôme Duquesnoydas „Männeken Piss“ geschaffen wurde. Vielleicht kommt auch Frau Walterscheidt wieder einmal zu Wort. Am Samstag, 25. April, 20 Uhr, in der Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschule.

 Konrad Beikircher steht seit gefühlt 400 Jahren auf der Bühne. Bei Cinque war er schon vor 30 Jahren.

Konrad Beikircher steht seit gefühlt 400 Jahren auf der Bühne. Bei Cinque war er schon vor 30 Jahren.

Foto: tomas rodriguez

Dabei ist Cinque auch im Jubiläumsjahr weiter auf der Suche nach der idealen Spielstätte, hofft, wie viele andere Kulturtreibenden in Kleve, auf eine Art Kulturfabrik, vielleicht im Pannier-Gelände, wo der Vorsitzende des Kulturausschusses, Jörg Cosar (CDU), Unterstützung angesagt hat. Ein zurück an die geliebte alte Stätte an der Emmericher Straße wird es nicht mehr geben: Die alte Tennishalle von Gisbert Braam wird bald abgerissen, dort entstehen neue Wohnungen für die Bewohner des Altenheims. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Bruno Schmitz, Vorsitzender und Gründungsmitglied des Kleinkunstvereins, und kommt gleich zur Sache, der Vorstellung des neuen Programms. Der Höhepunkt steht für den Kleinkunstmanager auch schon fest: Die Cinque-Sommernacht als größtes Open-Air-Kleinkunstereignis am Unteren Niederrhein. Die Sommernacht markiert auch gleich den Abschluss des Programms und geht am 22. August auf der Wiese am ehemaligen Klever Schützenhaus über die Bühne.

Den Auftakt im Cinque-Jubiläumsjahr macht Kay Ray. Ray wird von Schmitz zur „Spaßmacherzunft“ gerechnet: „Einer, der weder dem gebotenen Ernst noch der Etikette huldigt, sondern einzig dem Spaß. Der ausspricht, was er denkt und der zu allen Faxen bereit ist“, sagt Schmitz. Am Samstag, 14 September, 20 Uhr. Nach dem Spaßmacher folgt ein Kabarettist. „Robert Griess. Hauptsache es knallt“, heißt es am Freitag, 13. Dezember, 20 Uhr. Griess wurde mehrfach mit mehreren Kleinkunstpreisen ausgezeichnet und nimmt sich der aktuellen Themen von EU bis GroKo an. Natürlich fehlt seine Figur „Herr Stapper“ auch nicht.

Gleich im neuen Jahr geht es, ebenfalls seit fast 30 Jahren Tradition bei Cinque, für die Kleinkunstfans aus dem Klever Land wieder mit dem Bus nach Köln - zur Stunksitzung. Am 12. Januar heißt es also „Auf nach Köln! - Fahrt zur Stunksitzung“.

Dauergast bei Cinque ist auch Nessi Tausendschön. Ihre Bühnenerfahrung ist so lang wie Cinque alt ist: Seit 30 Jahren ist sie Kennern der Kleinkunst ein Begriff. Schmitz Ankündigung für die Kabarettistin klingt da fast wie eine Liebeserklärung: „30 Jahre mondän kultiviertes Schabrakentum, geschmeidige Groß- und Kleinkunst, Verblüffungstanz, melancholische Zerknirschungslyrik und schöne Musik“, schwärmt er. Zu erleben ist all das am 25. Januar, 20 Uhr: Das Programm „30 Jahre Zenit. Untertitel: Operation goldene Nase“ versteht sich auch als Best-Of mit alten Krachern und neuen Nummern.

Neu ist Volker Weininger - oder besser: fast neu. Denn im Karneval in Köln ist ist „Der Sitzungspräsident“ eine große Nummer. Aber eben nur eine Nummer. Jetzt kommt „Der Sitzungspräsident“ mit einem ganzen Solo am 14. März, 20 Uhr, zwei Wochen nach Karneval auf die Cinque-Bühne. Wie eben Sitzungspräsidenten so sind, kommt er vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ganz nach dem Motto: „Von nix ne Ahnung, aber zu allem ne Meinung“.

Bleibt René Steinberg, der den Abschluss des Cinque Programms macht. Er ist sicher, in unserer Zeit, die als unübersichtlich, ökonomisiert und aufgeheizt gilt, müsse man vor allem „mehr Humor wagen“. Deshalb heißt sein Programm „Freuwillige vor! Wer lacht, macht den Mund auf“: am Samstag, 6. Juni.

Zur Sommernacht am 22. August gibt es zwei Eckdaten: Ludger Kazmierczak kommt und Köbes Underground. Der eine Moderiert, die anderen machen Musik.

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