Studenten im Museum Kunstakademie München im Kurhaus
KLEVE · Die Studenten der Maler-Klasse von Pia Fries sind in Kleve und setzen sich auch mit der Geschichte der Stadt auseinander. Im November soll es eine Ausstellung im Friedrich-Wilhelm-Bad geben.
Sie haben den Eisernen Mann auf seiner Säule gesehen, die barocken Parkanlagen, sie waren bei den „Steinmännchen“ im Wald, kennen jetzt die Geschichte der Herzöge und des Statthalters Prinz-Moritz von Nassau-Siegen. Aber vor allem waren sie in den Tiefen der Depots des Museums und begegneten der Kunst, die hier in Kleve gesammelt wird: Von den mittelalterlichen Schnitzern Douverman und Arnt Bildschneider bis hin zu Mataré, Beuys und Richter. Die Studierenden der Maler-Klasse von Pia Fries sitzen auf den Stühlchen unter dem Gläsernen Rund des Café Moritz und lassen ihre Eindrücke von Kleve Revue passieren.
Mitten drin ihre Professorin Pia Fries und Kleves Museumsdirektor Harald Kunde. Die Schweizer Malerin ist seit Jahren mit dem Museum Kurhaus im Klever Barockpark verbunden, begeisterte mit ihrer Malerei in den stillen Räumen schon kurz nach der Eröffnung des Museums im Kurhaus 1997. 2018 setzte sich Fries mit dem niederländischen Kupferstecher Hendrick Goltzius in faszinierenden Farb-Bildern auseinander und ihre Bilder wurden zeitgenössischer Kern in einer großen Ausstellung zum Barockkünstler – wiederum im Kurhaus Kleve.
Unmittelbar nach der Klever Ausstellung 1997 lehrte Fries an der Kunstakademie Düsseldorf, war Anfang des neuen Jahrtausends Gastprofessorin an der Kunstakademie Karlsruhe und von 2009 bis 2014 Professorin an der Universität der Künste Berlin. Seit Februar 2014 hat sie eine Professur für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München. Und jetzt ist die Schweizer Malerin mit ihren Studenten in Kleve.
In ihrer Klasse sind alle Semester vertreten – junge Künstler vor dem Abschluss und Kollegen, die gerade erst ihr Studium aufgenommen haben. Das Spektrum, wie sie ihre Kunst, wie sie Malerei oder Grafik verstehen wollen, ist weit. „Wir bauen auf Eigenverantwortung“, sagt Fries. Man setze in München keine Themen vor, die Studierenden sollen sich finden, ihre eigenen Schwerpunkte setzen, sich freiwillig in Werkstätten in die Technik einarbeiten. Oder eben in das Projekt, das jetzt in Kleve anläuft und in eine Ausstellung im November münden soll.
In den den vergangenen Tagen waren die Studierenden hier, um Eindrücke zu sammeln, sich mit den Räumen auseinanderzusetzen, vielleicht der Geschichte des Orts nachzuspüren und in ihre Kunst umzusetzen. Man ging durch die Räume des Friedrichs-Wilhelm-Bades, das der jungen Kunst den Raum bieten soll, den sie im November brauchen wird. Und neben dem Handy zum Fotografieren waren auch die klassischen Skizzenbücher dabei, wo konzentriert hieneingezeichnet wurde.
„Das Mittendrin ist wichtig“, sagt Kleves Museumsdirektor Harald Kunde. Das Mittendrin der Studierenden an dem Ort, an dem sie ausstellen werden aber auch das Mittendrin des Museums mit der jungen, künftigen Kunst. „Wir haben jetzt gerade das gelungene Projekt mit der Hochschule Rhein-Waal ,Naked Body‘ beendet, wir arbeiten mit den jungen Stipendiaten von Schloss Ringenberg und freuen uns jetzt auf die Studierenden der Klasse Pia Fries“, sagt Kunde. Außerdem vergibt das Klever Museum den Werner-Deutsch-Preis für junge Kunst. Betreut wird die Klasse in Kleve vor allem von Kuratorin Valentina Vlasic, die auch die Kooperation mit der HSRW knüpfte.
Wenn die Münchner „Akademiker“ zurück sind, werden sie ihre Ideen umsetzen. Ob es es Rauminstallationen oder Malerei wird, die an den Wänden präsentiert wird, vielleicht auch eine Installation – alles ist offen. Diana Galli spricht von der Zweidimensionalität, die in den Raum gebracht werden soll, davon, sich mit dem Material, der Farbe und ihren Trägern auseinanderzusetzen. Fries‘ Assistent Aron Herdrich fügt an, dass letztlich vieles auch vom „Input der Räume an die Studierenden“ abhänge und wie sich die Geschichte des Ortes, seiner Architektur und die Eindrücke der Sammlung niederschlagen.
Es sollte also spannend werden im November, wenn die Studierenden ihr Werk umgesetzt und installiert haben und dann ihre Sicht von Kleve präsentieren. Das weiß auch der Freundeskreis der Klever Museen und hat seine finanzielle und ideelle Unterstützung zugesagt. Außerdem soll es einen Katalog geben. „Wir suchen auch nach Möglichkeiten, das Vorhaben zu refinanzieren“, sagt Fries. Für Kleve ist angedacht, eine Box zu schaffen, in die jeder Künstler ein Werk gibt und die dann verkauft werden kann; der Erlös fließt dann in die Finanzierung der Ausstellung.