Kritik des Klever Reihenkonzerts Stuttgarter begeisterten mit atemberaubender Präzision

Kleve · Stuttgarter Kammerorchester beim Reihenkonzert

Die Luft schien zu vibrieren, als das Stuttgarter Kammerorchester unter seinem Chefdirigenten Matthias Foremny in der Klever Stadthalle gastierte. Das namhafte Ensemble aus Süddeutschland verband beim Reihenkonzert atemberaubende Präzision mit großem Spielvergnügen, das man den Musikern von den Gesichtern ablesen konnte. Bereits die ersten Takte ließen aufhorchen: Frisch und quicklebendig musizierte das 21-köpfige Orchester Luigi Boccherinis Sinfonie Nr. 17 A-Dur. Ungewöhnliche Bogentechniken der Streicher (wie das Spielen am Steg, das einen fahlen Klang erzeugt) und heftige dynamische Kontraste hielten das Publikum in Atem.

Höhepunkt des Programms in der Stadthalle war der Auftritt der niederländischen Cellistin Quirine Viersen. Vom Orchester hellwach begleitet, ließ sie auf ihrem edlen Guarneri-Cello Joseph Haydns Cellokonzert C-Dur ertönen – mit so viel Spannung und Ausdruck, dass man das berühmte Stück ganz neu zu entdecken glaubte. Wie magisch zog die Solistin das Publikum in ihren Bann, gestaltete Ton für Ton voller Intensität.

Spannend und gelungen auch der Abstecher ins 20. Jahrhundert: Im Gedenken an Bernd Alois Zimmermanns 100. Geburtstag erklang dessen „Konzert für Streichorchester“. Inspiriert von der barocken Tradition des Concerto grosso, lässt der Komponist hier ein Soloquartett im Wechsel mit dem Tutti musizieren. Die glasklaren Streichersoli kontrastierten eindrucksvoll mit den Klangflächen des Orchesters, das Finale war ein entfesselter Danse macabre. Vorbilder wie Bartók und Schönberg klangen an, aber auch das Stampfen von Strawinskys „Sacre du Printemps“. In seiner Kurzeinführung machte Foremny auf das Werk neugierig und wies auf musikalische Besonderheiten hin.

Zum Abschluss die feurige A-Dur-Sinfonie des nur 18-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart. Hier übertraf sich das Orchester noch einmal selbst, begeisterte mit wilden Sechzehntelkaskaden und schlanken, strahlenden Bläserakkorden. Die Violin-Aufschwünge im Finale, rasant und gnadenlos offenliegend, gelangen jedes Mal so präzise, als seien die neun Geiger zu einem einzigen Instrument verschmolzen.

Als Zugabe schenkten Foremny und sein Orchester dem Publikum den „Kuhreigen“ und den „Bauerntanz“ von Edward Grieg.

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