Konzert in Kleve Atemberaubendes Duokonzert in der Kleinen Kirche

Kleve · Julius Schepansky und Anna Maria Wehrmeyer in der Kleinen Kirche

Kleve: Julius Schepansky und Anna Maria Wehrmeyer in der Kleinen Kirche
Foto: Konzerte Stadt kleve/Konzerte Stadt Kleve

Es ist doch ziemlich unglaublich: Diese beiden jungen Musiker, Jahrgang 2000 und 1998, stehen erst am Anfang ihrer Karriere und spielen doch so vollendet, als würden sie seit Jahrzehnten nichts anderes tun. Was aber tatsächlich auch fast der Fall ist – denn wenn man ihre Lebensläufe liest, fragt man sich, wie so viele internationale Konzerte und Wettbewerbe in so kurzer Zeit möglich sind. Im Rahmen der Besonderen Reihe brillierten Geigerin Anna Maria Wehrmeyer und Akkordeonist Julius Schepansky, beide Stipendiaten des Deutschen Musikrats, als phänomenales Duo in der Kleinen Kirche an der Böllenstege. Wehrmeyer studiert derzeit bei Antje Weithaas, einer der ganz großen Geigerinnen weltweit, was man der sensiblen Tongestaltung der 19-Jährigen deutlich anmerkte. Schepansky füllte den Kirchenraum mit lebendig atmenden Klängen und ließ so die Stücke, die im Original fast alle für Klavier oder Cembalo komponiert sind, auf ganz neue Weise hören.

Magische Sogwirkung entwickelte bereits die Violinsonate G-Dur BWV 1019 von Johann Sebastian Bach. Glasklar, fast schneidend klang Wehrmeyers Geige (ein kostbares Mailänder Instrument aus dem 18. Jahrhundert), was wunderbar zum Akkordeon und zur Akustik der Kirche passte.

Geisterhaft durchzogen Zitate aus Niccolo Paganinis Violin-Capricen das Stück „Le double de Paganini“ von Yuji Takahashi, anschließend kam der Geigenvirtuose in artistischen Variationen über „God save the King“ selbst zu Wort. Die fahlen Klangflächen in Violeta Dinescus „Lun-Ju“ (1994) kontrastierten wirkungsvoll mit der frühbarocken Virtuosität von Marco Uccellinis „Aria sopra la Bergamasca“.

Der große Wandlungskünstler Igor Strawinsky eröffnete und beschloss die zweite Konzerthälfte. In der „Suite italienne“ aus seinem Ballett „Pulcinella“ imitiert er den Stil des Barockkomponisten Pergolesi, während doch in jeder verkürzten Phrase und jedem „falschen“ Akkord der echte Strawinsky aufblitzt. Ebenso virtuos wirbelte der „Danse russe“ aus Strawinskys Ballett „Petruschka“ in der meisterhaften Interpretation des Duos.

Dazwischen: Arvo Pärts „Fratres“, dessen meditatives Kreisen um wenige Akkorde Wehrmeyer und Schepansky zu einem packenden Erlebnis machten. Eine Sonate für Soloklavier (bzw. Akkordeon) von Domenico Scarlatti als Ruhepol und eine sinnliche, an Schostakowitsch erinnernde Violinsonate von Paul Hindemith. Das Publikum war hingerissen und bekam als Zugabe noch ein „Cantabile“ von Paganini geschenkt.

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