Neue Ausstellung Steinbach bringt Farbe ins Kurhaus

Kleve · Am 22. September eröffnet „Every Single Day“ – die erste große Einzelausstellung Haim Steinbachs in Deutschland seit 18 Jahren.

 Für die Ausstellung im Kurhaus werden, wie hier in Neapel, Gerüste eingezogen, Wege verändert, das Museum miteinbezogen.

Für die Ausstellung im Kurhaus werden, wie hier in Neapel, Gerüste eingezogen, Wege verändert, das Museum miteinbezogen.

Foto: Museum Kurhaus

Alles hat seine Zeit. Ende der 1980er Jahre galt Haim Steinbach als einer der führenden zeitgenössischen Künstler des Jahrzehnts. Seine Werke waren im Pariser Centre Pompidou, im Stedelijk Museum Amsterdam und im Museum of Contemporaray Art, Los Angeles zu sehen. Später folgten die Documenta 9 in Kassel oder das Guggenheim Museum. Name-Dropping hat Haim Steinbach nicht nötig. Aber er könnte. Berühmt sind seine „Shelf“-Arbeiten – Regalbretter, auf denen Steinbach gefundene oder gekaufte Gegenstände arrangiert und in Szene setzt.

Aber, wie das eben so ist, wenn alles seine Zeit hat: In Deutschland fand die letzte große Einzelaustellung von Steinbach vor 18 Jahren statt. Das ändert sich am kommenden Wochenende: Ab dann zeigt das Museum Kurhaus eine umfassende Schau des israelisch-amerikanischen Künstlers.

Susanne Figner sitzt in ihrem Büro im Kurhaus, aus dem Fenster geht der Blick auf die große Skulptur, die Alexander Schmitten jüngst aufstellen ließ und die dem Museum noch länger erhalten bleiben wird. „Steinbach ist ein ganz wichtiger Künstler für eine jüngere Generation von Künstlern“, sagt die Kuratorin der Ausstellung. „Auch wenn es bei uns etwas ruhiger um ihn geworden ist, nehmen sie sehr stark seine Ideen auf.“

Vor Figner liegen die frisch gedruckten Einladungen zur Vernissage, am 22. September ab 19.30 Uhr spricht neben Vertretern von Politik und Museum auch Fiona Evans, US-Generalkonsulin aus Düsseldorf.

Warum Steinbach? Warum jetzt? Warum in Kleve? Vor zwei Jahren war der Künstler, der 1944 im israelischen Rehovot geboren wurde, das erste Mal in der Schwanenstadt, hat sich das Kurhaus selbst angeschaut. „Manchmal klappt es, manchmal eben nicht“, sagt Susanne Figner und macht dabei fast den Eindruck, es sei leicht gewesen, Steinbach in die Schwanenstadt zu lotsen. Alles hat eben seine Zeit. Zur Wahrheit gehört aber, dass die Künstler-Galerie das Museum und dessen Historie von Ausstellungen genau unter die Lupe genommen, sich bei anderen Häusern nach dem Ruf des Kurhauses umgehört hat. Ein Test, den Kleve ganz offensichtlich bestanden hat.

Zur Wahrheit gehört auch, dass das Haus die Ausstellung nicht ganz alleine stemmen muss: Die Einzelausstellung von Haim Steinbach entsteht in Kooperation mit dem Museion in Bozen. „Ich bin sehr für solche Zusammenarbeiten“, sagt Figner. Die Museen müssten sich in der Kunstwelt eben aufstellen. „Das ist ein Modell für die Zukunft.“ Zumal das Museion in Bozen ähnlich aufgestellt sei wie das Museum Kurhaus in Kleve.

Inhaltlich wird sich die Schau in Kleve auf die Idee von Farbe und ihrer Beziehung zum umliegenden Raum konzentrieren. Steinbach setzt sich mit dem Museum selbst auseinander, zieht neue Wände ein und verändert die gewohnten Wege. So bietet die Ausstellung auf eine neue Perspektive für das traditionell breite Stammpublikum im Kurhaus. Ein Spiel mit den verschiedenen Bedeutungen unseres Begriffs von „Konstruktion“ wird in Gang gesetzt. Ergänzt werden die neuen Werke durch ältere Arbeiten des Künstlers und durch Werke aus der Sammlung des Museums.

Der Katalog mit Beiträgen von Elena Filipovic, Isabelle Graw und Giorgio Agamben ist bereits angekündigt und soll 2019 fertig sein. Dann zieht die Ausstellung auch nach Bozen weiter.

„Every Single Day“ ist bis zum 27. Januar in Kleve zu sehen. Pünktlich zur Ausstellung beschäftigen wir uns am kommenden Samstag ausführlich mit den Werken, die Steinbach im Kurhaus ausstellt.

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