Kleve: Ende der Konzertsaison Fantastisches So-klingt-es-hier-Erleben beim Abschlusskonzert

Kleve · Abschluss der Konzertsaison in Kleve mit grandiosem „Sommernachtstraum“

 Das letzte Konzert in der Klever Stadthalle begeisterte wie alle anderen.

Das letzte Konzert in der Klever Stadthalle begeisterte wie alle anderen.

Foto: Peter Graupner

Beim achten Reihenkonzert – dem letzten der Saison – gastierte das Alliage Quintett zusammen mit Schauspieler/Sprecher Markus Fennert zum „Sommernachtstraum“ in der Klever Stadthalle. Das Quintett in dem Fall: vier Saxophone und ein Klavier. Auf dem Programm standen Werke, die sonst gut eine Orchesterbesetzung vertragen, so z.B. Felix Mendelssohn Bartholdys titelgebende „Ein Sommernachtstraum“-Suite oder Auszüge aus der „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Da drängte sich die Frage auf: Können diese Instrumente das Orchester „ersetzen“, können die Arrangements die Wirkung entfalten? Die Antwort lautete deutlich: Ja, sie können alles das – mit ihren ganz eigenen, überraschenden Klangfarben, die den Klang-Kosmos von Blech und Tasten neu entdecken ließen.

Die Balance zwischen „altbekannten“ Werken in „neuen“ Arrangements gelang überaus reizvoll, der Spannungsbogen zwischen Worten und Tönen voll Energie. Es begann mit Henry Purcells Suite aus „A Fairy Queen“, in dem die Saxophone ihre sanglichen Qualitäten zeigten. Das Klavier verschmolz fein mit dem Klang, lautmalerisch in „The Bird’s Prelude“. Es wurde deutlich: Hier geht es nicht um ein seelenloses „Als-ob“-Imitieren, sondern um ein voll erfülltes „So-klingt-es-hier“-Erleben. Nach der Ouvertüre der Mendelssohn-Suite kam Fennert zum „Sommernachtstraum“ auf die Bühne und schlüpfte beim Rezitieren von Auszügen aus Shakespeares Werk herrlich in alle Rollen zu Szenen aus Proben und Aufführung der Handwerker. Der Sprecher wurde zum Ton- und Stimmkünstler und man mochte kaum annehmen, dass das Werk Ende des 16. Jahrhunderts geschrieben wurde, so modern (wort-)witzig klang es. Zwischen „Elfenmarsch“ und dem „Tanz von Rüpeln“ machte das großen Spaß – nicht nur den Zuschauern, sondern auch den Akteuren auf der Bühne.

Der Funke zündete mit grandioser Virtuosität und Spielfreude. Nach der Pause eröffnete eine Fantasie über fünf Songs aus Kurt Weills „Dreigroschenoper“ den zweiten, rein instrumentalen Teil. Auch Erkennen und Andeuten der bekannten Stücke brachte zum Schmunzeln. Das Arrangement der Bernstein-Suite aus „West Side Story“ führte zurück zu Shakespeare. Wie viel Freude das Quintett an Rhythmus und dem „Flow“ der Musik hatte, wurde im „Prologue“ sicht- und hörbar, wieviel Herz sie gaben in „Maria“. Der Abend überschritt so viele Grenzen: die Saxophone „sangen“, der Sprecher schauspielerte, die Füße gaben Rhythmus, die Klangfarben entfalteten sich von „warm“ bis „klirrend“ – das war ganz hochkarätiges „Kino“ auf der Bühne, beste Unterhaltung mit grandioser Musik in Arrangements, die den Originalen und den Interpreten absolut gerecht wurden. Die Zugabe hätte nicht passender sein können: Schostakowitschs Walzer Nr. 2. Markus Fennert gab dem Abend die Kirsche obenauf und der Abgang aller wurde zu recht mit stehenden Ovationen gewürdigt.

Nach der Sommerpause beginnt die Saison der Reihenkonzerte wieder am 17. September. Vor dem Konzert gibt es immer eine Einführung „Das dritte Ohr“ im abgetrennten Foyer der Stadthalle.

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