Salon im Haus Koekkoek Die Frauen der Villa Elsa

Kleve · Die Gründerjahre-Villa mit ihren beiden Doppelgiebeln thront inmitten ihres Gartens und war seit über 100 Jahren Sitz und Heimstadt musischer Frauen. Ein Thema für den Salon im Haus Koekkoek.

 Die prächtige Villa Elsa an der Bergstraße in Kleve.

Die prächtige Villa Elsa an der Bergstraße in Kleve.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es sind Frauen, die die Geschichte der Villa Elsa bestimmen, musische Frauen, die ein Stück Klever Kulturgeschichte schreiben und jetzt Thema des Salons im BC.-Koekkoek-Haus waren. Es geht um die Schriftstellerin Anna Startz (1861 - 1935), die Malerin Gisela Baur-Nütten (1886 - 1981), die Tänzerin Ruth Gräfin von Bullion (1909 - 2000).

„Haus und Garten haben diese Frauen inspiriert und so geht es auch den heutigen Bewohnerinnen“, hatte Ursula Geisselbrecht-Capecki vor dem Salon, der von Helga Diekhöfer moderiert wird, versprochen. Und die künstlerische Leiterin des B.C.-Koekkoek-Hauses versprach nicht zu viel. Trotz herrlichen (nichtmuseums) Wetters war der Salon besucht wie selten und Heidemarie Gräfin von Bullion und Hedwig Meyer-Wilmes, die eine Eigentümerin, die andere Bewohnerin des Hauses, feministische Theologin und Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Klever Rat, berichteten über die Frauen. Martina Wilmsen, ebenfalls Bewohnerin des Hauses, reichte Gebäck dazu. Natürlich nicht einfach irgendein Gebäck, sondern eines, das nach Rezepten der Schriftstellerin Anna Startz gebacken worden war, wie Hedwig Meyer-Wilmes berichtet.

 Hedwig Meyer-Wilmes wohnt seit über 30 Jahren in der Villa Elsa.

Hedwig Meyer-Wilmes wohnt seit über 30 Jahren in der Villa Elsa.

Foto: Matthias Grass

Es war und ist letztlich die Liebe der Bewohnerinnen zu dem prächtigen Haus, das dieses Stück altes Kleve erhält. So thront die Villa Elsa, die ihren Namen nach der Lohengrin-Sage erhielt, bis heute in ihrem Garten. Beide, Haus und Garten, stehen inzwischen unter Denkmalschutz. „Wir müssen es diesen Frauen danken, dass sie dieses Denkmal erhalten haben und nicht verkauften“, sagt Meyer-Wilmes. Sie wohnt seit über 30 Jahren in dem Haus, das 1885 von einem reichen Kaufmann erbaut und 1895 von Generaloberst Karl Eugen Nütten übernommen wurde. Es seien disziplinierte Frauen gewesen, mit Militärs verheiratet, die, so Meyer-Wilmes auf eine Nachfrage aus dem Publikum, entweder abwesend oder sehr alt waren. Anna Startz schrieb Gedichte. Melancholisch gedachte sie beispielsweise lyrisch ihres vor Verdun gefallenen Sohnes. Die nur ein Jahr nach dem Einzug in die Villa 1886 geborene Tochter des Generalmajors, Gisela, wurde Malerin, berichtet Geisselbrecht-Capecki. 1906 heiratet sie den 20 Jahre älteren Albert Baur, Maler in Düsseldorf, 1909 wird ihre Tochter Ruth geboren, die später den Grafen von Bullion heiratet und eine Ballettausbildung machen wird. Gisela Baur-Nütten entdeckt in den 1920er Jahren ihre Liebe zu Italien. „1935 übernimmt sie von den Eltern die Villa Elsa, die sie vornehmlich für kürzere Aufenthalte nutzt“, sagt Geisselbrecht-Capecki. 1935 entsteht auch ihr einziges öffentlich zugängliches Werk in Kleve: die „Kreuzabnahme“ in der Stiftskirche Kleve. Dann zieht sie nach Italien, lebt von 1940-1943 in Rom und Anticoli. Im Krieg kehrt sie nach Kleve zurück, sieht Zerstörung und Wiederaufbau. Später malt sie mediterrane Landschaften und Motive aus dem Garten der Villa Elsa und wird Mitglied im Niederrheinischen Künstlerbund. 1976 und 1984 (posthum) gehören ihr zwei Ausstellungen im Haus Koekkoek.

 Ursula Geisselbrecht-Capecki, Leiterin Haus Koekkoek.

Ursula Geisselbrecht-Capecki, Leiterin Haus Koekkoek.

Foto: Matthias Grass

Ihre Tochter Ruth eröffnet als Gräfin von Bullion Ende der 1950er Jahre eine Ballettschule, lernt die später von ihr adoptierte Heidemarie Gräfin von Bullion kennen. Heidemarie von Bullion beginnt nach dem Tode Ruths im Jahr 2000 mit der Sanierung der Villa und erhält Bau und Garten den Klever Bürgern.

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