Hofer-Teuber-Ausstellung Härte und Poesie in Kalkar
Kalkar · Die von Guido de Werd kuratierte Ausstellung „Karl Hofer - Hermann Teuber“ im Stufengiebelhaus hinter dem Rathaus wurde verlängert. Der Kurator und der Verein der Freunde sind sehr zufrieden.
Es ein Blick auf das Selbst. Doch die Auskunft des Spiegelbildes scheint nicht sonderlich positiv zu sein. Mit schwarzen Augen scheint der Mann, der den ovalen Handpiegel vor sein Gesicht hält, deprimiert nach Innen zu schauen. Die Welt ist trist. Ein Vorhang trennt den Tisch, an dem der Mann sitzt, vom restlichen Teil des Zimmers. Nur drei bunte Blumen in einem kleinen Wasserglas bringen etwas Farbe in die Tristesse. Der Mann hat einen grauen Kittel oder Morgenrock übergeworfen, seine linke Hand hält, auf den Tisch gestützt, ein weißes Tuch. „Mann mit Spiegel“ nannte Karl Hofer das Selbst-Porträt.
1937 hat Hofer das 1,2 Meter mal knapp einen Meter große Gemälde geschaffen. „Ein radikales Manifest seines damaligen Zustandes“, sagt Guido de Werd mit Blick auf die dunkle Härte, die aus dem Bild spricht. Es zeigt einen Mann am Tiefpunkt. Einen Mann, der zuvor zu den gefeiersten Expressionisten nicht nur in Deutschland gehörte, dessen Bilder in Kunstsammlungen und Museen hingen, begehrt waren. Er war Vorbild, Lehrer. Ein Mann, der jetzt an einem abgeschabten Tisch sitzt. „Er wurde als entartet verfemt, 300 seiner Gemälde wurden von den Nationalsozialisten entfernt. Es gab eigentlich keinen Künstler, von dem so viele Bilder entfernt wurden“, sinniert de Werd, der die derzeit laufende Kalkarer Ausstellung mit Gemälden des Expressionisten und seines Schülers Hermann Teuber kuratiert hat. Und das im Kalkarer Museum, in dem man eine so bedeutende Gemäldeschau zunächst nicht vermuten würde, und wo man zu Recht stolz darauf ist, als ehrenamtlich organisiertes Museum diese auch kostspielige Ausstellung mit Hilfe der Stadt stemmen zu können. Der Verein der Freunde Kalkars hat damit für sein altehrwürdiges Haus ein Ausrufezeichen gesetzt. Bis zum 6. Januar werden die Bilder noch gezeigt: Wer noch nicht da war, sollte die Zeit nutzen, dieses Zeugnis expressionistischer Malerei zu sehen. Zumal Teuber und Hofer eines verbindet: Nämlich Kalkar, wo sie in einer Art innerer Emigration Zuflucht fanden.
Doch 1937 war Hofer am Tiefpunkt. Die Nazis hatten ihn im Visier, vor allem, weil er schon 1932 ein Manifest gegen den Faschismus veröffentlicht hatte, so de Werd. 1932 war Hofer noch Professor in Berlin, Teuber sein Schüler. Wenig später galten seine Bilder als entartet, er wurde aus der Akademie gedrängt. 1937 ließ er sich von seiner jüdischen Frau scheiden, um sein Model zu heiraten. Das war das Todesurteil für seine Frau, die damit den Schutz des „arischen“ Mannes verlor und gegen Ende des Krieges in Auschwitz ermordet wurde. Eine Konsequenz, die Hofer bestürzte und worüber er nie wieder sprechen sollte, so de Werd. All das spiegelt sich in „Mann mit Spiegel“ wider. Hermann Teuber war sein Schüler, war aber in seiner Malerei weniger radikal: „Teubers Bilder haben immer diese wunderbare Poesie“, sagt de Werd. Auch wenn der Maler hauptsächlich mit „stumpfer“ Farbe zu Werke ging, als ob er Sand hinzumische. „Tatsächlich war es Kreide“; sagt de Werd. Das Blumenstillleben in der Ausstellung zeige sehr schön die Poetik Teubers. Und es ist, erzählt de Werd, inzwischen Teil der Sammlung des Museums.
Das Städtische Museum Kalkar ist geöffnet Montag und Dienstag 11 bis 13 Uhr, Mi bis So 11 bis 17 Uhr, Der Eintritt frei. Heiligabend, erster Weihnachtstag, Silvester und Neujahr bleibt das mittelalterliche Stufengiebelhaus hinterm Rathaus geschlossen.