Rees Helden der Rockmusik in Übergröße

Rees · Punk Rock & Rebels heißt die Ausstellung großformatiger Musikerporträts, die Jan Meininghaus gestern in der Bochumer Sold Out Gallery eröffnete.

 Jan Meininghaus vor einem Portrait von Johnny Cash.

Jan Meininghaus vor einem Portrait von Johnny Cash.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Der Künstler aus Haldern präsentiert eine Auswahl seiner Underground-Helden aus Punkrock, Metal und Independent, darunter Iggy Pop, Lemmy Kilmister und Johnny Cash. "Für mich sind sie weniger klassische Rockstars als vielmehr raue Ikonen einer Ära", betont Jan Meininghaus und trauert den alten Zeiten hinterher, "als Alben mit gesellschaftlicher Sprengkraft erschienen und Hinterhofkids zu Legenden ihrer Generation heranwuchsen - zu wütenden Punkrock-Revoluzzern und Hardrock-Rebellen, wie sie die heutige Welt nie wieder hervorbringen könnte."

Für den Künstler sind die Helden seiner Kindheit und Jugend "nicht bloß Musiker, sondern vor allem Projektionsfläche für Abgrenzung, Freiheit, Selbstbestimmtheit."

Entsprechend viel Platz hat er ihnen gewidmet: Jedes Porträt ist einen Meter hoch, 1,70 Meter breit und mit Acrylfarben auf Leinwand gemalt. "Um das ungeschliffene Moment von Punkrock und Alternative aufzugreifen, arbeite ich viel mit Klecksern, verlaufender Farbe und groben Pinselstrichen", sagt Meininghaus. "Acrylfarben trocknen schneller als Ölfarben und erzwingen einen dynamischeren Stil."

Der Kontakt zur Sold Out Gallery in Bochum kam durch die Gruppenausstellung "Tribute to MCA" zustande, zu der Jan Meininghaus ein großformatiges Porträt des früh verstorbenen "Beastie Boys"-Mitglieds MCA beigesteuert hatte. Nach den positiven Reaktionen auf das Bild beschloss die Galerie, eine Einzelausstellung mit diesem Konzept in Angriff zu nehmen. Daraufhin malte der Künstler in seinem Halderner Atelier über Monate gigantische Gesichter. Männergesichter. "Ich habe oft überlegt, welche Frau in die Reihe passen könnte", so Meininghaus, "aber zu Debbie Harry fehlt mir der persönliche Bezug, Madonna oder Tina Turner sind Popstars und Joan Jett ist nicht larger than life genug."

Meininghaus wurde 1973 in Pakistan geboren, wo seine Eltern an einer deutschen Schule arbeiteten. Ein Jahr später zog die Familie vom Himalaya an den Niederrhein. Seine Mutter Christine, selbst Künstlerin und Galeristin, förderte die Kreativität ihres Sohnes. "Als Teenager auf dem Land war die Musik für mich Rebellion, Abgrenzung und Statement", sagt Meininghaus, der viele Jahre in lokalen Bands Musik machte. "Zehn Jahre lang stinkende Proberäume, miese Clubs, zwielichtige Veranstalter und endlose Autofahrten waren eine gute Schule", blickt er zurück. "Vielleicht versteht man die Rock'n'Roll-Attitude besser, wenn man das selbst erleben durfte und musste. Schließlich ist das doch Punkrock, und nicht die Stadionkonzerte der Ärzte".

Aus den Plattencovern und Plakaten, die er in den 90er Jahren entwarf, entwickelte sich ein Beruf. Heute erhält er Aufträge von Rock-Labels, Unternehmen und Magazinen. Zu den internationalen Kunden zählen Ford, Custo oder MTV.

Die Ausstellung Punk Rock & Rebels ist bis zum 2. Oktober in der Sold Out Gallery in Bochum zu sehen. Weitere Infos auf www.jan-meininghaus.de

(ms)
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