Botanik im Haus Koekkoek Von Gräsern und bunten Blumen

Kleve · 30 Zeichner der Vereinigung botanischen Künstler der Niederlande zeigen 80 Arbeiten im Klever Haus Koekkoek.

 Auf dem Werk von Gesine Kielhöfer ist das Moos gar nicht gewöhnlich.

Auf dem Werk von Gesine Kielhöfer ist das Moos gar nicht gewöhnlich.

Foto: Matthias Grass

Wenn man die knarzende Treppe hinauf in den Olymp für die Wechselausstellungen im Klever B.C.-Koekkoek-Haus steigt, ist es sofort da, das berühmte Rasenstück. Man erinnert sich an das „Rasenstück“ Albrecht Dürers, das als bekanntesten Naturstudien der deutschen Kunstgeschichte, als seine berühmteste Naturstudie gilt. Vor allem zusammen mit der Aufforderung Dürers. „Dann wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reißen, der hat sie“, hat der große Meister gesagt. Und ihr eben jenes Rasenstück entrissen.

Ganz im Sinne der Naturmalers - sowohl des romantischen Malers der die Natur in ihrer Einzigartigkeit überhöht wie Koekkoek, als auch der botanische Maler, die sie, die Natur, in ihrer Einzigartigkeit so abbilden, dass der Laie die Pflanzen wiedererkennt und der Fachmann sie sogar nach diesem Bilde bestimmen kann. Es sind jene botanischen Maler, die nicht erst seit Maria Sybilla Merian die Natur erfahrbar, erforschbar machen. In den botanischen Werken definieren sie so die Pflanzen, die sie zeichnen, machen sie lesbar, wiedererkennbar. Und manchmal fragt man sich mit einem Bestimmungsbuch in der Hand, ob die Zeichnungen nicht doch besser sind, als Fotos.

Das Rasenstück im Treppenhaus von Haus Koekkoek passt wiederum bestens an den Niederrhein: Es ist ein Stück gewöhnliches Moos, botanisch: Dicranum Scoparium oder gewöhnliches Gabelzahnmoss, das dort wie ein grüner Pelz über ein Stück Holz wächst. Gesine Beermann-Kielhöfer hat das Grün auf das Braun gesetzt, fein gezeichnet und aquarelliert. Zusammen mit Anita Walsmit Sachs, die vor wenigen Jahren eine viel beachtete Ausstellung als Malerin botanischer Bilder im Haus Koekkoek hatte, wird Kielhöfer am Sonntag, 23. September, 11.30 Uhr zur neuen Ausstellung im Klever Künstlerhaus sprechen. „Unbekannte Nähe - einheimische Pflanzen“ titelt die Schau mit Werken der Vereinigung botanischer Künstler der Niederlande, die als wunderbare Wanderausstellung durch die Lande zieht und in den nächsten vier Monaten in Kleve Station macht. Es sind 80 Bilder von 30 verschiedenen Künstlern, die in den oberen Ausstellungsräumen zu sehen sind.

„Unbekannte Nähe - einheimische Pflanzen“ erzählt dabei mehrere Geschichten: Zunächst die der Liebe zur botanischen Malerei, die möglichst exakt die gezeigte Pflanze in charakteristischen Ansichten bestimmt und trotzdem noch gewisse künstlerische Freiheiten lässt - beispielsweise wie der Künstler einen Sanddorn aufs Blatt setzt oder einen Strauß von Osterglocken bündelt.

Dann erzählt die Ausstellung von der ungemein schwierigen Definition, was denn nun in der Natur, die vielfach von amerikanischen und asiatischen Gästen in Flora und Fauna durchsetzt ist, noch einheimisch bedeutet. Hier wurde, erklärt Ursula Geisselbrecht-Capecki, künstlerische Leiterin Haus Koekkoek, dass die Entdeckung Amerikas von der Künstlervereinigung als Landmarke gesetzt wurde: Alle Pflanzen, die bis dato für den mitteleuropäischen Raum bekannt waren, gelten für die Ausstellung als „einheimisch“.

Und dann ist da noch die pädagogische Mission: „Viele der Pflanzen sieht man zwar, kennt sie aber nicht“, sagt die Kunsthistorikerin. Sprich: Wer in den nächsten Monaten ins Haus Koekkoek geht, sieht nicht nur schöne Bilder hiesiger Gewächse, er lernt bestimmt auch dazu.

Zur Ausstellung gibt es einen Katalog, der die gezeigten Pflanzen abbildet und erklärt (17,50 Euro im Museumsshop).

Zu sehen bis 27. Januar 2019. Dienstag bis Samstag, 14 bis 17 Uhr, Sonn- udn feiertags 11 bis 17 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort