Bildergeschichten (Teil 1) Großmutters Akt im Wohnzimmer

Emmerich · Wouter Hofman besitzt ein außergewöhnliches Bild von einem außergewöhnlichen Großvater.

Der Gedanke, ein Nacktbild seiner eigenen Großmutter im Wohnzimmer hängen zu haben, mutet im ersten Moment seltsam an. Doch wenn die Radierung schon über 100 Jahre alt ist und die Großmutter als junge Frau zeigt, die ihrem Künstlergatten Modell saß, dann klingt die Idee nicht mehr ganz so abwegig.

So sieht es auch Wouter Hofman, der mit seiner Frau Kerstin einen Bed&Breakfast-Betrieb am Groiner Kirchweg 5 leitet.

Hofmans Großvater war der niederländische Künstler Pieter Adrianus Hendrik Hofman, der von 1885 bis 1965 lebte. Viele Museen in Den Haag und Amsterdam stellten seine Radierungen und Kreidezeichnungen aus, die niederländische Post druckte vier verschiedene Briefmarken nach seinen Entwürfen, die Kirchenfenster in Vlissingen stammen ebenso von P.A.H. Hofman wie die Fenster im Treppenhaus des größten Kaufhauses von Den Haag. Auch die Umschläge vieler Bücher tragen die aufwändig gedruckten Motive des Künstlers.

Das Reeser Wohnzimmer der Hofmans ist voll von solchen Büchern und Zeichnungen, aus Platzmangel liegen viele Radierungen in einer extra Mappe. Doch der kleine radierte Akt der Großmutter Wilhelmina Hofman-Terborgh, die von 1885 bis 1960 lebte, hängt seit acht Jahren an der Wohnzimmerwand. Schräg daneben hängt auch ein 51 mal 86 Zentimeter großes Ölgemälde, das die Großmutter zeigt.

Bis 2009 zierte es das Haus in Den Haag, in dem Wouter Hofmans Vater Adrian wohnte. Der Architekt vererbte es seinem Sohn, zusammen mit dem süßen Geheimnis, dass Wilhelmina Hofman-Terborgh schwanger war, als sie für dieses Ölgemälde Modell saß. Der Künstler war nicht der Gatte selbst, sondern Arsenius. "Es gibt zwei niederländische Maler mit diesem Namen", erklärt Wouter Hofman. "Einer ist bekannt, der andere nicht so sehr - leider stammt das Bild meiner Oma von dem weniger bekannten Maler." Ansonsten, erklärt Hofman mit einem Augenzwinkern, hätte er das Kunstwerk zusätzlich versichern lassen.

Wann immer Kerstin und Wouter Hofman Bed&Breakfast-Gäste haben, die künstlerisch interessiert oder selbst Künstler sind, öffnen sie gern den Privatbereich ihres Hauses und die Mappe mit den Zeichnungen, um die Geschichte des in den Niederlanden durchaus bekannten Großvaters zu erzählen.

"Ich war 14 Jahre alt, als mein Opa starb, und habe noch gute Erinnerungen an ihn", sagt Wouter Hofman.

Auch der Rest der Familie trägt das Künstler-Gen in sich. Zum Stammbaum gehören Architekten, Musical-Veranstalter und Theaterschauspieler, Wouter Hofman hat sich dagegen der Musik und insbesondere dem Irish Folk verschrieben.

Am ersten Sonntag jeden Monats hält er mit seiner Band ab 16 Uhr eine "Irish Session" in der Haldern Pop Bar ab. "Die Atmosphäre dort kommt der eines irischen Pubs besonders nahe, weil ja auch die Pop Bar der Treffpunkt eines ganzen Dorfes ist und man dort gemeinsam feiern, essen, trinken und musizieren möchte", sagt Hofman.

(RP)
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