Paul Naberfeld gestorben Karriere startet mit dem „Chörchen“

Goch · „Seine“ Sänger verehrten Paul Naberfeld als warmherzigen und geradlinigen Menschen sehr.

Paul Naberfeld verstarb in Goch im Alter von 90 Jahren. Der in Mettmann geborene Lehrer für Deutsch und Musik stand nicht nur für sein jahrelanges Wirken am Städtischen Gymnasium Goch, sondern auch für seine tiefe Liebe zur Musik und zum VHS-Chor, den er einst gründete und später 40 Jahre lang leitete.

An einem Novemberabend 1959 fanden sich erstmals rund zwei Dutzend Sängerinnen und Sänger der damaligen Oberstufe zur Gründung eines neuen, gemischten „Chörchens“ zusammen – „jugendlich und unbekümmert“, wie Naberfeld selbst in der Festchronik des VHS-Chores zum 50-jährigen Bestehen schrieb.

In diesem Jahr lernte der Gymnasiallehrer bei einer Schulmusiker-Tagung in München auch seine spätere Ehefrau Doris kennen. Ihnen wurden vier Kinder geschenkt, deren Aufwachsen er liebevoll begleitete und unterstützte – und auch das einstige „Chörchen“ entwickelte sich im Laufe von mehr als 50 Jahren zu einem veritablen „Chor“ mit zeitweise sogar über 80 aktiven Stimmen.

Neben Madrigalen, Spirituals und ebenso moderner Chorliteratur bis hin zu Songs der Beatles war der VHS-Chor für die hochkarätigen Aufführungen von anspruchsvoller, geistlicher Musik mit Werken der großen Meister von Barock bis in die Gegenwart – besonders Mozart und Bach – bekannt.

Paul Naberfeld beschrieb seine Erinnerung in der Festchronik mit den Worten: „Mich hat immer beeindruckt, wie am Beginn des Konzerts nach ein paar Takten das ‚Lampenfieber‘ verschwand und wir (…) gemeinsam die Musik gestalten konnten, in dem Gefühl gegenseitiger Verlässlichkeit.“

Zuhörer und auch der Chor selbst waren nach den Konzerten immer begeistert. Kennzeichnend für die Qualität des VHS-Chores war dabei nicht nur das Engagement der Choristen, sondern vor allem des Chorleiters, den „seine“ Sängerinnen und Sänger als warmherzigen und geradlinigen Menschen sehr verehrten, und die ihn auch wegen seiner hohen musikalischen Kompetenz in Erinnerung halten werden.

In der Gocher Arnold-Janssen-Gemeinde war Paul Naberfeld gerne bereit, die Orgelbegleitung von Gottesdiensten zu übernehmen. Über die Jahre hinweg hatte er sich in ganz besonderer Weise für die Anschaffung und Finanzierung einer Kirchenorgel in der Gocher Liebfrauenkirche eingesetzt; leider beendet durch die Profanisierung der Kirche und den damit einhergehenden Verkauf der Orgel.

Die Liebe zur Musik und das Klavierspiel oder auch das Orgelspiel hatte er grundsätzlich wohl vom Vater geerbt, der ebenfalls die Orgel spielte. Die Grauen des Krieges hatte Naberfeld als Jugendlicher von 16 Jahren als Flak-Helfer nahe der damaligen Heimatstadt kennenlernen müssen; nach dem Abitur und dem Studium fand er dann aber glücklich seinen neuen Lebensmittelpunkt in Goch.

Im Jahr 1990 wurde Paul Naberfeld mit dem Ferdinand-Langenberg-Kulturpreis der Stadt Goch für sein Lebenswerk ausgezeichnet. 1998 verabschiedete er sich – nach der Aufführung des „Paulus“ von Mendelssohn Bartholdy – vom VHS-Chor in den musikalischen Ruhestand; blieb aber zeitlebens intensiv am Musikleben interessiert und „nah“ dabei.

Alle, die menschlich oder musikalisch mit dem Pädagogen Paul Naberfeld verbunden waren, schätzen sich heute glücklich und dankbar in der Erinnerung.

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