Ausstellung Europa auf dem Stier in der Grenzfeste

Kranenburg · „Kreislauf“ heißt die Ausstellung in Kranenburg, die Werke von acht Künstlern im öffentlichen Raum entlang der Wälle zeigt. Sie wird am Sonntag, 19. Juni, vor der Kirche eröffnet und lädt zum Gang rund um den Ort ein.

 Der Bildhauer Evangelos Papadopoulos installiert zusammen mit Markus Siebers sein Kunstwerk zwischen die Bäume am Wall.

Der Bildhauer Evangelos Papadopoulos installiert zusammen mit Markus Siebers sein Kunstwerk zwischen die Bäume am Wall.

Foto: Matthias Grass

Evangelos Papadopoulos steht oben im Korb des Hubwagens und kämpft zwischen den Wipfeln der Alleebäume zusammen mit Markus Siebers mit einem Stahlknäuel, das dort an Drahtseilen und U-Profilen befestigt werden muss. Der Stahl glänzt in der Sonne und wiegt sich im leichten Luftzug, der vorbei zieht. Siebers greift zum Akkubohrer, Papadopoulos hält das Knäuel so, wie es sich hier einfügt. Passt. Und wackelt – weil es das auch soll in den zwischen den Bäumen gespannten Seilen: Eine bewegte Skulptur über den Köpfen der Gäste hier am Wallgraben in Kranenburg.

 Europa auf dem Stier von Roger Löcherbach.

Europa auf dem Stier von Roger Löcherbach.

Foto: Matthias Grass

„Ich installiere die Arbeiten erst vor Ort spontan, nicht nach einem vorgegebenen Plan“, sagt der Bildhauer. Zuvor hat er die glänzenden Stahlbleche  geknickt – mit der Kraft des Körpers. Hat gegen den Widerstand des Materials gearbeitet, die geraden Bleche zu zufällig geworfenen Knäueln gemacht, die dann blitzend in der Sonne wie kleine Stahlwolken zwischen den Bäumen wippen, wenn sie montiert sind. „Tanzende Wurzeln“ nennt Papadopoulos die glitzernden Teile, die bald mit Rost überzogen sein werden und sich im Laufe der Ausstellung bis in den frühen Herbst hinein ständig verändern werden. Wenn Papadopoulos sie abbaut, wird er sie weiterverwenden. In anderen Werken, oder auseinandergeschnitten als Kleinskulptur.

 Wie Strahlen geht das Netz von Sibylle Pieper vor der Kirche auf den Wall hinunter.

Wie Strahlen geht das Netz von Sibylle Pieper vor der Kirche auf den Wall hinunter.

Foto: Matthias Grass

„Kreislauf 3“ heißt es ab Sonntag wieder in Kranenburg, wenn  die Ausstellung mit acht Künstlern von der stellvertretenden Bürgermeisterin Berta Heins eröffnet ist. Es ist, so Michael Baumann-Matthäus vom Team des Museums Katharinenhof, eine Ausstellung ohne „Drempel“ – ohne die Angst vor der Museumsschwelle. Denn die Kreislauf-Ausstellungen tragen die Kunst nach draußen. In die Wälle um die einstige mittelalterliche Stadtmauer. Und manchmal bleibt auch ein Werk in Kranenburg – wie der schwebende Würfel von Günther Zins vom „Kreislauf 1“. Eine schöne Idee, die in Kranenburg zur Tradition wird – bis zur „Bespielung“ des alten Trafoturms im Wallbgraben. Hier hat Michael Wittasek auch Knäuel installiert. Aber aus Kunststoffplatten mit Fotos bedruckt, die abstrakt sind. Seine Schwarz-Weiß-Knäuel hängen drinnen im Turm als Symbol für die Energie, die von dem Teil ausging.

 Das Boot von Ulrich Kuhlmann ist aus Corten-Stahl und wartet an der Biegung des Wegs auf die Besucher.

Das Boot von Ulrich Kuhlmann ist aus Corten-Stahl und wartet an der Biegung des Wegs auf die Besucher.

Foto: Matthias Grass

Kurz zuvor, an der Biegung des Wegs mit Blick auf den schmalen kleinen Wassergraben an dieser Stelle, steht ein dickwandiges Boot aus Corten-Stahl. Das hat  Ulrich Kuhlmann dort hingesetzt. Ein Boot mit offener Seitenwand ist es – man könnte hineingehen.

Die acht Künstler waren vom Verein für Heimatschutz eingeladen, zusammen mit den beiden Kuratoren der Ausstellung, Peter Schünemann und Willy Oster, einen Platz für ihr Werk zu finden. Die Arbeiten sind alle entlang des Grabens aufgestellt und laden zu einem schönen und spannenden sowie zugleich entspannten Rundgang durch Kranenburg – dem „Kreislauf“ eben. Eine feine Entdeckungsreise.

Und weil Kranenburg eine Grenzfeste ist und man hier Europa erleben kann, darf auch die schöne Europa, Tochter des phönizischen Königs Agenor, nicht fehlen, in die sich weiland Zeus verliebte und sie, als weißer Stier verwandelt, an die Gestaden des neuen Kontinents entführte, der seitdem ihren Namen trägt. So weit der Mythos.  Roger Löcherbach, Holzbildhauer aus Essen, sägt seine Skulpturen aus einem Stamm, schreibt er. Seine schöne Europa hockt nackt auf dem Stier. Über dessen schwarzen Rücken schaut sie auf sich stauende niederländische Autos auf dem Weg zur nächsten Tankstelle. Ein Stück Europa eben. Die weiteren Künstler sind Gunter Hülswitt,  Sibylle Pieper, Klaus Schmitt und Justyna Janetzek.

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