Projektraum-Bahnhof25 in Kleve Mit Pegasus über den Rhein

Kleve · Epoh Beech, Jan Locus und Pier Pennings: Die drei Künstler zeigen im Klever Künstlerverein Projektraum-Bahnhof25 ihre Arbeiten mit Installationen und Film.

 Epoh Beech im Kunstverein projektraum-bahnhof25 vor einigen ihrer Zeichnungen zum Film. Rechts unten ist am Horizont die Skyline Kleves zu erkennen.

Epoh Beech im Kunstverein projektraum-bahnhof25 vor einigen ihrer Zeichnungen zum Film. Rechts unten ist am Horizont die Skyline Kleves zu erkennen.

Foto: Matthias GRass/Matthias Grass

Elegant breitet Pegasus, jenes geflügelte Pferd aus der griechischen Mythologie, seine Schwingen aus, hebt sich über den Strom, über Wälder und Berge, scharrt mit den Hufen wie in der Mythologie eine Quelle auf, die zum Strom wird mit gewaltigen Wasserfällen wie die Viktoria-Falls des Sambesi. Pegasus ist fein gezeichnet mit seinen fedrigen Flugeln, die er geradezu zeitlupenhaft schwingt, wenn er über die Kontinente gleitet. Begleitet wird Pegasus von einer Robbe, die tief in die Meere hinabtaucht, ihren Kopf hier und dort durch die Wasseroberfläche steckt und so eine andere Perspektive hat. Beide schauen auch auf den Tanz der schönen wie anmutigen Venus in der Muschel, beide sehen die Welt - wie schön und poetisch sie ist, aber auch, wie beschädigt sie kann.

Die britische Künstlerin Epoh Beech hat den zwölf Minuten langen, poetischen Animations-Film gezeichnet, der sich aus tausenden Zeichnungen fügt. Die (ebenfalls gezeichnete) Venus in der Muschel ist eine Choreografie der Balletttänzerin Julia Gillespie, den treibenden Sountrack schrieb Esben Tjalve. Matthew Thomas übernahm den Schnitt.

Beech bezieht sich in ihrem mit Bleistift und Kohle gezeichneten Bildern auf Joseph Conrads Novelle „Das Herz der Finsternis“ (1899), das auch von der Sehnsucht, das letzte weiße Stück des Globus kennenzulernen, erzählt. Außerdem lässt sie Teile aus Ben Johnsons Stück „The Masque of Blackness“ (1605) einfließen, das ihrem Film den Namen gab. Darin sprechen die Flüsse Niger, Rhein und Themse zueinander. Alle Personen, Sagengestalten, Pflanzen und Tiere bewegen sich elegant tänzerisch voll lyrischer Poesie durch die zwölf Minuten Film. Epoh Beech wanderte dafür an großen afrikanischen Flüssen, an der Themse und nicht zuletzt am Rhein. Und so wohnt Pegasus in der Nähe von Xanten und man sieht die Skyline Kleves.

Aber das sind nur kurze Eindrücke aus einem Film, der mit einem Beamer auf eine Wand im Projektraum geworfen wird und sofort den Betrachter verzaubert. So wie er in London zum Themse-Festival riesengroß und mit Life-Musik 2018 auf der Außenwand des National Theaters zu sehen war, soll er an zwei Tagen auch auf einer Außenwand des projektraums zu sehen sein. Ihren Film flankiert Beech mit großen Zeichnungen zu Bildern aus dem Film.

Epoh Beech, Jan Locus und Pier Pennings teilen sich die nächste Ausstellung im Klever Kunstverein Projektraum-Bahnhof25, die am Samstag, 18. Mai, 16 Uhr von dem Bonner Kunsthistoriker Peter Lodermeyer eröffnet wird und bis 9, Juni läuft.

Pier Pennings hat ein Heimatmuseum im vorderen Raum eingerichtet, in dem er seinem Onkel nachforscht, der im Zweiten Weltkrieg in einer Spitfire, einem britischen Jagdflugzeug, abgeschossen wurde und fiel, erzählt Elisabeth Schink vom Projektraum. Es gibt in seiner Installation Holzmodelle des Flugzeugs und an der Wand hochgezogene Kriegs-Fotos der Spitfire und ihrer Gegnerin, der Messerschmidt Me 109. Zu sehen ist aber auch das Foto von Pennings Vater, der 1960 einen Messerschmidt-Kabinenroller kaufte und hoffte, dass Deutschland damit seine Schwerter zu Pflugscharen gemacht habe.

Der belgische Regisseur und Filmemacher Jan Locus wiederum erzählt in seiner Installation vom immer wieder aufflammenden Konflikt in Nordirland, festgemacht an den brennenden Palettentürmen des 12. Juli, in dessen Nacht die Bonfire abgebrannt werden, die an den Sieg der Engländer über das irische Heer 1691 erinnern.

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