Haus Koekkoek Der Tambour der Königin

Kleve · Alle müssen in Kleve an ihm vorbei: Dem Gemälde des markigen Tambours der niederländischen Armee, den Königin Wilhelmina der Niederlande höchstpersönlich aussuchte und für ihr Schloss ankaufte.

 Hermanus Willem Koekkoek (1867 bis 1929) malte den Tambour in einem Manöver der niederländischen Armee um 1896. Das Ölgemälde wurde im selben Jahr von Königin Wilhelmina angekauft.

Hermanus Willem Koekkoek (1867 bis 1929) malte den Tambour in einem Manöver der niederländischen Armee um 1896. Das Ölgemälde wurde im selben Jahr von Königin Wilhelmina angekauft.

Foto: Matthias Grass/matthias grass

Im königlichen Palast klafft ein Loch in der Sammlung. Es fehlt ein etwa 65 mal 54 Zentimeter großes Gemälde im prächtigen Goldrahmen, das seinen festen Platz in der königlichen Kunstsammlung hat. Denn keine Geringere als Wilhelmina, Königin der Niederlande, hat es ausgesucht und angekauft.

16 Jahre alt war sie, als sie auf einem Salon das Bild des markigen Tambours sah. Hermanus Willem Koekkoek hatte den jungen Mann mit der auf dem angewinkelten Oberschenkel aufgestützten Trommel, die er mit der Linken hält, auf die Leinwand gesetzt. In Öl vor einem hellen, graublauen Himmel. Der Soldat steht auf einer ungemähten Wiese wohl während eines Manövers der niederländischen Armee. Auf dem Kopf ein Tschako mit kleinem Schirm. Der Lederriemen, der die Trommel hält, liegt diagonal über das Sturmgeschirr der dunkelblauen Uniformjacke. Das Gemälde gehört nicht zuletzt auch wegen des Ankaufes durch Wilhelmina zu den besonderen Bildern der derzeit laufenden Ausstellung im Koekkoek-Haus in Kleve.

Um 1896 hatte Hermanus Willem Koekkoek den Militärmusiker des 7. Infanterieregiment der königlich-niederländischen Armee gemalt, der so markig aus dem Bild in die Weite schaut. Die Königin war sofort verliebt in das Bild. Es wurde angekauft und hängt bis heute in der königlichen Sammlung. Jetzt konnte Ursula Geisselbrecht-Capecki das Gemälde für die große Ausstellung mit Werken des just wieder entdeckten Sprosses Hermanus Willem aus der Koekkoek-Familie ausleihen. In der königlichen Sammlung informiert ein Schild, dass der Tambour zur Zeit in Kleve weilt. Dort, unmittelbar hinter der Grenze, hat er einen Ehrenplatz: Jeder, der zur Ausstellung die knarzende alte Treppe im Haus hinaufsteigt, kommt ihm ehrfürchtig von unten entgegen, der goldene Rahmen giltzert im Licht des Fensters, das auf den Park von Haus Koekkoek schaut. NL-Honorarkonsul Freddy Heinzel durfte es bei der Ausstellungs-Eröffnung enthüllen. Wilhelmina hatte das Bild einst in der Ausstellung aus 321 Kunstwerken ausgewählt.

Ein anderes Gemälde aus der königlichen Sammlung hängt allerdings nur als Reproduktion in der Klever Ausstellung: Der Angriff der Preußen auf französische Artillerie 1871 auf dem Schlachtfeld von St. Quentin. Dieses 90 mal 1,25 Meter große Ölbild gilt als frühes wie wichtiges Werk H.W. Koekkoeks, das er 1889 in Öl auf Leinwand malte. Das Gemälde wurde noch im gleichen Jahr auf der Ausstellung „Lebende Meister“ in Amsterdam von König Willem III. angekauft. Das Original musste in der königlichen Sammlung in Den Haag verbleiben.

Die beiden Gemälde zeigen die Bandbreite der Malerei H.W. Koekkoeks von der dynamischen Schlachtszene bis zu den eher statischen Porträts einzelner Soldaten bestimmter Waffengattungen. Darunter auch viele aus exotischen Kriegsgebieten in Fernost, hier vor allem britische Soldaten. Aber Koekkoek hatte auch den – vielleicht sogar ironischen – Blick auf das „Soldatenleben“, wie auf jene französischen Offiziere am hellblauen Holztisch. Sie sitzen ähnlich der berühmten Ruderer im freien, haben die Beine übereinander geschlagen und auf dem Tisch eine Flasche Champagner mit den dazu passenden Kristallgläsern, zu ihren Füßen im Gras ein Korb mit weiteren Champagnerflaschen. Noch ungeköpft.

Zu der Ausstellung mit den sehenswerten Gemälden des wieder entdeckten H.W. Koekkoek gibt es einen ausführlichen, reich bebilderten Katalogband mit den wichtigsten Gemälden. Jos W. L. Hilkhuijsen, der Koekkoeks Zeichnungen in den Archiven des Nationalen Militärmuseums fand, beschreibt den Maler ausführlich. 320 Seiten, ISBN 978 946 004 4380, 29,95 Euro. Dieses Standard-Werk zu H.W. Koekkoek ist allerdings nur in niederländischer Sprache zu haben.

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