Lesung bei Hintzen Klimkes „Durchbruch nach ganz unten“

Kleve · Der Klever Schriftsteller Christoph Klimke las in der Buchhandlung Hintzen aus seiner Erzählung „Der Koloss“. Am Vormittag diskutierte er mit Schülern der Oberstufen im Klever Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, seiner alten Schule.

 Der in Kleve aufgewachsene Schriftsteller Christoph Klimke liest in in der Buchhandlung Hintzen aus seiner Erzählung „Der Koloss“.

Der in Kleve aufgewachsene Schriftsteller Christoph Klimke liest in in der Buchhandlung Hintzen aus seiner Erzählung „Der Koloss“.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Ein kleiner, fast quadratischer Tisch. Helles Holz, eine polierte Platte auf langen stabilen Beinen. Darauf eine Flasche „Warsteiner“ Pilsener, hopfig. Das Bier ist Programm. Denn der Mann am Tisch war Steiner, wie sich die Schüler des Klever Gymnasiums nennen. Steiner, vor vielen Jahren, als die Schule noch Penne war. 1978 hat er hier Abitur gemacht, zog danach ins Studium und ist seit 1981 nicht mehr zurück in die Stadt, in der er aufwuchs. Kam nur noch auf Besuch. Christoph Klimke studierte in Bonn und Florenz und lebt inzwischen in Berlin, auch wenn es ihn nach Hamburg zieht, wie er den Schülern im Stein erzählte. In einer Schule, die ihm wie ein Denkmal vorkommt, als er jetzt, 40 Jahre nach seinem Abitur, dort zu Besuch ist. Und die tatsächlich in Teilen auch Denkmal ist.

Neben der Warsteiner-Flasche auf dem Tisch unten in der Klever Buchhandlung Hintzen steht ein Glas Wasser für die Stimme, von oben schaut Franz Kafka von einer Grafik des Malers Matthias Köster herunter und die Wände stehen voller Regale voller Bücher. Klimke zieht das schmale, grün gebundene Heftchen an sich heran, rückt die schmale Lesebrille zurecht und liest. Schnell, fast atemlos folgen Satz auf Satz, Seite auf Seite. Er erzählt von der Angst, sterbenskrank zu sein, von dem Funken Hoffnung, streift in der Vergangenheit durch Kleve, kennt Beuys und den Zivi, der den Beuys verehrt, und bleibt bei Goya hängen, dessen Koloss dem Buch den Namen gab

Goyas Briefe hat Klimke übersetzt. „90 Prozent sind O-Ton Goya, zehn Prozent habe ich erfunden, damit’s besser in die Geschichte passt“, scherzt er vor der Zuhörerschaft auf den eng gestellten Stuhlreihen im ausverkauften „Basement“ (so Buchhändler Eckart Erdmann, der den Abend moderiert). Einige Besucher versinken in dem weichen Ledersofa vor Kopf, andere schauen von der Treppe herunter. Erdmann begrüßt den Schriftsteller hier unten, erzählt vom Lyriker, von dem Mann, der mit seinen Libtretti Erfolg auf Erfolg auf den deutschsprachigen Bühnen feiert und der jetzt in seiner Heimat aus dem Buch „Der Koloss“ liest, in dem „ganz viel Kleve drin ist“, wie Klimke sagt. Kleve und die wunderbar erzählte Geschichte von Karl, der in nicht geringen Teilen auch Alterego des Autors ist. „Klimke liest bei Hintzen“, verkündete also Erdmann stolz. „Das ist mein Durchbruch nach ganz unten“ gibt Klimke die Komplimente von Erdmann mit Blick auf das „Basement“, den Keller, zurück. Und hat die Lacher in der Buchhanldung auf seiner Seite.

Die vorangegangene eineinhalbstündige Lesung am Vormittag im Stein verging genauso im Fluge, wie die am Abend in der Buchhandlung. Klimke fragte die Schüler auch, wer denn schreibe – und es zeigten einige auf. Vielleicht liest ja einer davon mal in der Schule. Später, irgendwann. Lehrerin Birgit Settnik-Schaufenberg versprach er, künftig öfter im Stein zu lesen und die Schüler mit einem sehr lebendigen Schrifststeller zu konfrontieren.

„Das war ein toller Tag für mich!“, kommentierte Klimke die Lesungen in seiner Heimatstadt. und empfahl, sein Buch zu lesen. Zu haben natürlich in der Buchhanldung.

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