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Ausstellung Schloss Moyland Im Wurzelwerk der Bäume

Bedburg-Hau · „Die Natur ist die Lehrmeisterin der Künste“ heißt es in der neuen Ausstellung im Museum Schloss Moyland. Sie bietet sechs künstlerische Positionen, die mit Naturmaterialen arbeiten oder sich mit der Natur auseinandersetzen.

 Bäume von Giuseppe Licari.

Bäume von Giuseppe Licari.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wurzelwerk hängt irgendwie hilflos von der niedrigen Decke herab. Ohne den Boden zu erreichen. Ein Stück Stamm ragt wie schwebend herunter und das Gestrüpp der Wurzeln greift in eine Leere, wo sonst der Humus sein sollte, der Wurzeln und Bäume ernährt. Das Wurzelwerk reicht bis in Brusthöhe herab, stört den Blick, den Durchgang. Der Besucher hält ein, riecht den modrigen Geruch von nassem Holz, riecht, was eigentlich fehlt: Humus. „Sobald sich Besucher im Raum befinden, wird die Leere, die der fehlende Humus hinterlässt, von Menschen ausgefüllt, die in gewisser Weise damit beginnen, die Bäume zu ernähren“, sagt Guiseppe Licari. Der 1980 geborene Italiener hat die Installation des „Unterweltwaldes“ (so Licari) in Museum Schloss Moyland eingerichtet. Titel: „Humus“.

Für die Einrichtung wurden die Decke des Saales abgehängt und die Fenster verbaut: Man ist in einer engen Unterwelt zwischen Wurzelwerk und dem Geruch des Waldes. „Wir feuchten die Wurzel täglich an, damit der Geruch auch tatsächlich jeden Tag im Museum zu erfahren ist“, sagt Alexander Grönert. Der Moyländer Kunsthistoriker hat die Ausstellung im Schloss kuratiert. Eine Ausstellung, die sechs Positionen der Gegenwartskunst zu einem gegenwärtigen Thema behandelt: „Natura Artis Magistra“ – die Natur ist die Lehrmeisterin der Künste. Die sechs Künstler schufen in den weißen Kabinetten wunderbar poetische Räume, zarteste Gebilde hängen aus fliegenden Samen zusammengefügt wie Hologramme im Raum, feiner Sand zieht bunte Linien über den weißen Marmorboden, Pflanzen werden zu Druckstöcken.

Anna Artaker bezieht sich mit dem „Zeichenstift der Natur“ (The Pencil of Nature), wie sie die Serie von Naturselbstdrucken nennt, auf den Flugpionier Talbot, der bei der Fotografie nicht von Fotos von der Natur sondern durch die Natur spricht. Artaker nimmt die Pflanze, taucht sie in Farbe und druckt mit ihr das Bild. Die Drucke wirken fragil und stark zugleich, wie durchscheinend, als seien nur die Strukturen und komplexen Bauelemente der Pflanze auf dem Blatt und doch damit auch die ganze Pflanze. Selbst den „Gegner“ der Natur hat Artaker im Bild: die Plastiktüte. Feingliedrig der Druck des Materials mit Strukturen, die sich aus den Falten des Plastiks ergeben.

 Glitzernd, glimmernd, langsam sich drehend wabert eine Wolke von Judaspfennigen, wie die silbrigen Blätter der Mondviole genannt werden, im Raum von Anja Maria Strauss. Dabei reflektieren die Silberblätter das Licht, werfen es glitzernd auf golden und bordeauxrot gemalte Wände. Aus einer Wand stürzt eine Flut von Lotusblüten wie ein Wasserfall herab und tanzen selbige Lotusblüten an dünnen Fäden gehängt in Formation. Faszinierende Skulpturen aus Pflanzen, dünnem, unsichtbarem Draht und Nylon.

Im ersten Moment betörend und im nächsten gleich abstoßend reagiert man auf Claire Morgans Werk, das so licht und leicht daherkommt, mit Flugsamen luftige Kugeln in den Raum zeichnet, die eine abgestürzte Krähe umgeben. Oder die sich in hoch ästhetischer Anmutung im Viereck um eine dunkle Kugel ballen. Eine Kugel aus tausenden toten Fließen geformt. Wunderschön wie eklig abstoßend zugleich.

Angela Flaig arbeitet mit Samen, aus denen sie minimalistische Formen oder geometrische Objekte baut, für die die flauschigen Flugsamen unsichtbar zusammenballt sind. „Jede Frau weiß, wie das geht“, sagt Flaig. Haarspray ist das Zaubermittel, mit dem sie die Formen schafft. Dazu stehen Bilder aus Pusteblumen oder geometrisch gerastert auf Papier gebrachte kleine Samen. Allesamt stille, starke Arbeiten.

 Moyland, Museum Schloss, PK Ausstellung Artis Magistra - Naturmaterialien

Moyland, Museum Schloss, PK Ausstellung Artis Magistra - Naturmaterialien

Foto: Markus van Offern (mvo)
 Die Pflanze wurde von Anna Artaker gedruckt.

Die Pflanze wurde von Anna Artaker gedruckt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Bleibt der Sand von Elvira Wersche. Sie formt aus bunten Sänden, die sie aus allen Teilen der Erde bekommt und die nicht eingefärbt sind, komplizierte grafische Muster auf den Boden. Sie deckt dazu mit Pappe die Umgebung ab und gießt den Sand dazwischen, nimmt dann die Pappe weg. Es entstehen grafisch klar gezogenen Linien aus Sand, die nicht fixiert sind. Ein Windstoß würde sie vernichten.

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