Ausstellung in Goch Skulpturen verwandeln den Raum

Goch · Der niederländische Bildhauer und Maler Auke de Vries stellt erstmalig im Museum Goch aus. Eröffnung am Sonntag.

 Auke de Vries (Mitte) bereitete mit Stephan Mann (r.) und Steffen Fischer die Ausstellung vor.

Auke de Vries (Mitte) bereitete mit Stephan Mann (r.) und Steffen Fischer die Ausstellung vor.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Von Namen für seine Werke hält er im Grunde nichts. Aber eine Arbeit trug tatsächlich einen Namen und da seiner Erfahrung nach Museumsleute ihre Präsentationen gerne irgendwie benennen, heißt die Ausstellung, die am Sonntag im Museum Goch eröffnet wird, eben „What a beautiful day“.

 Die Skulpuren finden auf leichten Podesten und Sockeln ihren Platz im Museum Goch.

Die Skulpuren finden auf leichten Podesten und Sockeln ihren Platz im Museum Goch.

Foto: Anja Settnik

Auke de Vries, ein 81 Jahre alter Niederländer, der in Den Haag lebt, aber auch viel in Deutschland und international präsent ist, hat für Goch Arbeiten ausgesucht, die wie gemacht sind für die Räume des Museums. Denn seine Skulpturen reflektieren ihre Umgebung, wie auch der Raum sein Wesen verändert, wenn er sich mit ihnen arrangieren muss. „Eine Ausstellung zu machen, ist im Grunde ähnlich wie eine Skulptur zu bauen“, sagt der Künstler. „Herrlich“ nämlich, findet er.

Und mit dem Ergebnis im Museum Goch ist der Mann, der seit 40 Jahren „autonome Plastiken“ erschafft, sehr zufrieden. Obwohl doch ein eher kleines Haus mit seinem beschränkten Platzangebot einem Künstler, der Raum braucht, Probleme bereiten dürfte, könnte man meinen. Aber die kreativen Köpfe des Hauses haben mit de Vries gemeinsam aus der Not eine Tugend gemacht und Räume und Skulpturen in einen interessanten Dialog eintreten lassen.

Es sind keine Arbeiten für den öffentlichen Raum, die Auke de Vries in Goch zeigt. Entsprechend sind sie auch nicht so riesig wie etwa das 200 Meter lange „Maasbeeld“, das sich bei Rotterdam 200 Meter lang über die Maas spannt.Oder so schwer wie die metallene Plastik, die scheinbar vom Berliner Debis-Haus herabzustürzen droht. Es sind Skulpturen, die auf leichten Podesten und Sockeln Platz und sicheren Stand finden. Wobei das Gestell, auf dem sie platziert sind, immer zur Arbeit dazugehört. Dünne stählerne Beine, Winkel, Flächen tragen die Arbeiten, die trotz ihres stabilen Werkstoffs ausgesprochen filigran wirken.

Steffen Fischer findet, dass ein erfahrener, reifer Künstler wie Auke de Vries gut in das Haus passt, das sich den Zeitgenossen gewidmet hat – denn modern wie die jungen Künstler ist de Vries ja auch, nur geübter und gelassener. „Ich bin kein Skulpturen-Lieferer, stelle nicht einfach ein paar Arbeiten zum Zeigen zur Verfügung“, sagt er. Steffen Fischer vom Museum Goch bestätigt, dass sich der Künstler sehr intensiv mit dem Raum auseinandergesetzt und ihn sich letztlich zu eigen gemacht habe. Nichts blieb zufällig: Hier wurde eine Zwischenwand zur sinnvollen Spielgelfläche, dort ergänzen eigentlich „blöde Türen“ (Direktor Stephan Mann) eine Gruppe kleinerer Skulpturen, deren Anordnung die Infrastruktur irgendwie aufzunehmen scheint. Zumal der Betrachter aus dem Raum davor noch eine Arbeit auf der Netzhaut hat, die ein Gebilde wie aus mehrereren Zimmern bestehend zeigt. Hinter der Zwischenwand stößt er auf die Figuren/Gestalten, die sich daraus vielleicht befreit haben.

Auke de Vries war zuerst Maler, bevor er sich der Bildhauerei zuwandte, und Farbe ist ihm bis heute wichtig. Der Stahl, den er verwendet, wird meist grundiert und angemalt. Mal flächig angestrichen, mal blockartig in Farbe getaucht oder mit Klecksen belebt. Monochrom knallrot ist eine prägende Arbeit, die gleich vorne im ersten Ausstellungsraum zu sehen ist. Sie bezieht den Raumteiler hinter sich ein, der dadurch mehr um interagierendes Objekt wird, als dass er bloß eine im Weg stehende Wand wäre. „Auch der Sockel ist Architektur, nicht bloß ein Unterbau“, sagt de Vries. Spielerisch wirken die zylinderhaften und noch mehr die spitzen Hüte, die der Künstler hier und da auf seine Werke montiert hat.

Warum er dies tat – wer weiß das schon? „Das bringt was zum Klingen, man denkt an Zauberei, an Leichtigkeit, an dieses hui...“, erzählt der Künstler mit einer begleitenden Handbewegung. Er lebte und arbeitete nämlich auch mal in Paris, hat dort im Varieté vielleicht mal Illusionisten gesehen.

So sehr manche Skulptur von Auke de Vries dazu einlädt, bekannte Formen in seinen Werken zu entdecken, vielleicht gar eine gewisse Theatralik zu unterstellen – Gochs Museumsdirektor Stephan Mann ermuntert dazu, die Werke sein zu lassen, was sie sind: reine Form, Ästhetik, Kunst.

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