Kunst vom Niederrhein artconnection stellt neuen Kalender vor

Goch · Die Gocher artconnection hat ihren neuen Kalender fertiggestellt. Zu sehen sind Drucke von Künstlern aus der Region, jedes Blatt ist ein Original. Die limitierte Ausgabe ist ab sofort erhältlich.

 Konrad Stüven präsentiert in seinem Atelier die zwölf Drucke für den Kalender. 

Konrad Stüven präsentiert in seinem Atelier die zwölf Drucke für den Kalender. 

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Giora Feidmann spielt Klarinette, um seine Gefühle mit den Menschen zu teilen, sagt er. Ein Gefühl, das der in Duisburg lebende Künstler Cyrus Overbeck perfekt aufs Blatt gesetzt hat: Man glaubt, den weltberühmten King of Klezmer spielen zu hören, tief in seiner Musik versunken, von der er sagt, er singt sie durch die Klarinette. Schräg hat Overbeck den Musiker angeschnitten, nur wenige Farben setzen Akzente in das im tiefen Schwarz skizzierten, so lebendigen Porträt Feidmanns – und doch ist das Blatt alles andere als dunkel. Ganz im Gegenteil. Ein tolles Porträt, auf das man aber bis Juli warten muss, wenn man die einzelnen Blätter des neuen Kalenders der Gocher artconnection tatsächlich auch der richtigen Reihe nach abreißen will.

Farbenfroh, manche regelrecht expressiv, einige wenige minimalistisch reduziert: die Blätter des neuen Kalenders der Gocher artconnection liegen ausgebreitet auf dem langen wie breiten Tisch in der Druckerei von Konrad Stüven in den Nebengebäuden des klassizistischen weißen Hauses an der Weezer Landstraße. Die Kalender sind pünktlich fertig geworden, in altmodisches Packpapier eingeschlagen und in weichem Bleistift mit der Jahreszahl und Nummer der Originals versehen. Die, die an Sammler gehen, tragen auch dessen Namen.

Stüven ist mit seinem Werk fertig geworden, hat erheblich mehr Kilometer zurückgelegt als sonst und viele Telefonate führen müssen: Denn auch oder gerade die Organisation eines hochwertigen Kunstkalenders mit zwölf Künstlern ist in Zeiten des Corona-Virus auch nicht einfacher. „Man kann sich nämlich nicht mal eben in der Werkstatt treffen und alles absprechen“, erzählt Stüven. Und trotzdem hat er wieder zwölf aktuelle Blätter zusammen.

Für den Januar hat der Gocher Kunstdrucker ein knalliges Blatt mit an Aborigines erinnernden Figurationen ausgesucht: Andreas Alba, der sein Atelier in einem Bauernhof in Lüdinghausen eingerichtet hat, schuf das schreiend gelbe Blatt, das aus mehreren Platten gedruckt ist. Auf den gelben, ins Linoleum geschnittene Rechteck stehen die beiden schwarzen Aborigines-Zeichen. Dazu setzte Alba noch drei Klassiker: Dreieck, Kreis und Quadrat. „Die stammen noch aus Zeiten des Bleisatzes – mussten allerdings ganz genau angepasst werden“, sagt Stüven. Ein Blatt, das froh auf das Jahr einstimmt, auch wenn es nicht ganz so fröhlich mit Corona weitergehen wird.

Ein wenig von der Depression der Corona-Zeit spricht aus dem Kalenderblatt von Aloys Cremers, 1949 in Nimwegen geboren. „Freiheit als Nichts“ titelt das Bild spiegelverkehrt gesetzt hinter einer stilisierten Freiheitsstatue, die mit einem Arm als Schwanenhals grüßt. Das passende Zitat des französischen Philosophen Sartre steht am Fuß des Blattes über der Brust der Freiheitsstatue. Buchstabe für Buchstabe in Blei gesetzt ist die gedruckte Schrift handgemacht, sagt Stüven.

Zeitlos klassisch wie minimalistisch bleiben dagegen die Bilder des Klever Bildhauers Günther Zins. 2022 ist es eine spitze Pyramide, die wieder plastisch auf dem Blatt steht, hinterlegt von einem monochromen Farbfonds aus einem metallischen undefinierten Braunton. Die Pyramide springt verwirrend hin und her: Guckt man nun von unten in den geometrischen Körper oder schaut man von oben drauf? Ein schönes Spiel mit der Perspektive.

Das Jahr beschließt schließlich ein mutiges Blatt von Barbara Wichelhaus, das zwei völlig verschiedene Platten zu einem Werk zu machen scheint dessen Bilder zwischen grob Eindeutigem und Feinsinnigem hin- und herschwingen. Eine Herausforderung an den Drucker, die beiden Platten mit der richtigen Farbsättigung zu versehen und so aufs Blatt zu setzen, dass die Proportion stimmt.

Elisabeth Schink blieb ihren Fragmenten treu, mit denen sie auch im vergangenen Jahr beim Kalender dabei war. Es sind im April drei Fragmente eines Mädchen-Porträts. Arno Breijk, dessen Atelier im Wald liegt, ist mit einer schmalen Landschaft auf einem gut austariertem Blatt dabei. Kerstin Wichelhaus denkt an die Insekten und Klaus Franken thematisiert in seinem Gedicht-Kunstblatt das Problem mit dem Sand. Eva Sand wiederum schließt ihr Katzen-Alphabet mit dem letzten Buchstaben der Samtpfote, die die Maus verpasst zu haben scheint. Wilfried Porwol hat den Holzstich verlassen und lässt eine Krähe aus einem offenen Gehirn starten.

Der Kalender ist in Goch bei der artconnection nach telefonischer Rücksprache unter 02823 80307 oder in der Buchhandlung Hintzen zu kaufen. Der auf schwerem Papier gedruckte Kalender ist mit einem Passepartout und einem feinen Kalendarium versehen und kostet 90 Euro. Auflage rund 200 Stück.

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