Kleve Künftig mehr Augenmaß bei Bauten

Kleve · Der Bauausschuss wird von Aloys Hermanns (CDU) geleitet. Er möchte, dass es klare Grundlagen für Bauherren und Investoren geben soll, was machbar ist. Er fordert mehr Achtsamkeit auf historische Straßenzüge und Viertel.

 Unter Beobachtung: Die Lücke zwischen Haus Koekkoek und dem ehemaligen "Kurfürsten".

Unter Beobachtung: Die Lücke zwischen Haus Koekkoek und dem ehemaligen "Kurfürsten".

Foto: eve

Aloys Hermanns ist der neue Vorsitzende des Bauausschusses in Kleve - und leitet damit in Nachfolge von Brigitte Angenendt den Ausschuss, der angesichts der rasanten Bauentwicklung in der Kreisstadt gewiss nicht zu den unwichtigen zählt. "Ich sehe die Rolle des Ausschussvorsitzenden als Moderatorenrolle. Ich hoffe, dass wir uns fair und sachlich mit den einzelnen Themen beschäftigen werden", sagt der Christdemokrat und Vorsitzende des CDU-Ortsverband Materborn. Hermanns will zwischen Verwaltung, Fraktionen und Bürger vermitteln.

 Aloys Hermanns (CDU), Vorsitzender Bauausschuss.

Aloys Hermanns (CDU), Vorsitzender Bauausschuss.

Foto: Gottfried Evers

Denn: "Wir müssen mehr auf den Bürger hören und Kompromisse finden, mit denen alle leben können." Auch mit Blick auf Entwicklungen in der Vergangenheit, die es künftig so nicht mehr geben solle. "Wir dürfen die Identität Kleves nicht aufs Spiel setzen", sagt er. Hier fordert Hermanns künftig mehr Augenmaß. Augenmaß, wie man beispielsweise in historisch gewachsenen Vierteln oder Straßenzügen hineinbaut. "Als Beispiel: Wir werden neben Haus Haus Koekkoek streng darauf achten, dass die Pläne dort passen", sagt er. Andererseits müsse man auch den Mut, Neues zu entwickeln, zulassen.

"Für jedes Vorhaben und jede Entwicklung ist vor Ort zu entscheiden, was geht und was nicht geht", sagt er. Damit Investoren und Planer dann auch wissen, was machbar ist, "muss es klar erkennbare Grundlagen geben", sagt er. Das bedeutet gute und detaillierte Bebauungspläne, die einen klaren Rahmen vorgeben, was da machbar ist. "Gewinnmaximierung darf nicht über allem stehen - auch hier ist immer Augenmaß wichtig!", fordert er.

Umstritten war und ist auch ein Projekt an der Spoy, wo ein Investor einen "Riesenriegel" mit 400 Wohnungen vorstellte. "Die damaligen Festsetzungen im betreffenden Bereich des Bebauungsplanes ließen die Planungen für das private Großvorhaben zunächst zu", sagt Hermanns. Nachdem die Diskussion über diesen Riesenriegel hochkochte, stellte der Investor gar eine fremde Planung vor, zu der er jetzt eine Richtigstellung per Bekanntmachung veröffentlichte, dass diese für Kleve ausgegebene Planung irgendein Bauvorhaben in Stuttgart war.

"Dieser Investor wird seine tatsächlichen Planungen nach den Sommerferien vorstellen. Die Diskussion und deren Ergebnis bleibt abzuwarten", sagt Herrmanns. Letztlich dürften aber auf privaten Flächen bei einem bestehenden rechtskräftigen Bebauungsplan Investoren planen. Schlechter als die Stuttgarter Planung dürfen die bald vorgestellten Pläne aber nicht werden . . .

Bleibt die Frage nach der in den vergangene Jahren immer wieder vorgebrachten "Innenverdichtung" in Kleve. "Innenverdichtung sollte da erfolgen, wo sie verträglich und gestalterisch möglich ist und sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Historische Stätten und Denkmäler sowie ihre Umgebung - Beispiel Haus Koekkoek - müssen bewahrt werden", sagt er. Dennoch werde man daran festhalten, dass die Stadtentwicklung aufbauend auf dem Stadtentwicklungskonzept von 2009 auf die Entwicklung von innen nach außen unter Beachtung der gewachsenen Bebauung, Stärkung von Grün- und Freiräumen, Wahrung des dörflichen Charakters in den Ortschaften setze.

Bestimmte Bauangelegenheiten sollen künftig auch im Kulturausschuss diskutiert werden. "Genaue Regelungen hierzu stehen noch aus, an den Abläufen wird zur Zeit gearbeitet, aber es wird im Wesentlichen darum gehen, Bauvorhaben in der Nachbarschaft historischer Stätten und Denkmäler genauestens auf Verträglichkeit mit den Nachbargebäuden zu überprüfen", sagt Hermanns. Der Großteil des "normalen Tagesgeschäftes" werde auch zukünftig nur über den Bau- und Planungsausschuss abgewickelt werden. Es solle dadurch keine Zeitverzögerung geben. Und: "Mit der Regelung, bestimmte und besonders sensible bzw. historische Umfelder betreffende Bauvorhaben auch im Kulturausschuss zu behandeln, brauchen wir nach meiner persönlichen Auffassung über einen Gestaltungsbeirat nicht mehr zu diskutieren", sagt Hermanns.

(RP)
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