Kalkar Kruzifix kehrt nach Kalkar zurück

Kalkar · Am 30. Juni eröffnet in der St.-Nicolai-Kirche die Ausstellung "Die Dominikaner in Kalkar. Begraben und Vergessen?". Manche der Exponate sind seit 200 Jahren das erste Mal wieder in Kalkar. Kurator der Schau ist Drs. Guido de Werd.

 Der gemarterte Christus auf der Einladungskarte zur Dominkaner-Ausstellung.

Der gemarterte Christus auf der Einladungskarte zur Dominkaner-Ausstellung.

Foto: karte

Pastor Alois van Doornick breitet vor sich eine Urkunde aus, entfaltet vorsichtig das Stück Pergament, liest die ersten Zeilen. Das Pergament stammt aus dem Jahr 1453 und ist die Gründungsurkunde eines Klosters, das baulich heute nahezu komplett aus dem Stadtbild verschwunden ist, dessen Geschichte aber bewahrt werden soll: Das Dominikaner-Kloster in Kalkar. Am 30. Juni eröffnet in St. Nicolai eine Sonderausstellung mit dem Titel "Die Dominikaner in Kalkar. Begraben und Vergessen?". Vier Jahre Vorbereitung und Recherche des Vereins der Freunde Kalkars sind in die Schau geflossen, Kurator ist niemand Geringeres als Drs. Guido de Werd. "Wir führen Kunstwerke zueinander, die bei der Klosterauflösung 1802 in alle Winde zerstreut wurden", sagt Karl-Ludwig van Dornick vom Verein der Freunde Kalkars. "Kunsthistorisch ist die Ausstellung eine Sensation", sagt er.

Kaum etwas erinnert heute noch an das Kloster. Eine Mauer legt Zeugnis von dessen Existenz ab, der von den Mönchen angelegte Fischteich samt eigens gebauter Schleuse ist auch noch erhalten. Bis zu 30 Dominikaner-Mönche lebten gleichzeitig in Kalkar, als das Kloster im Zuge der Säkularisation abgerissen wurde, wurden auch die Kunstschätze auseinander dividiert. Die Bibliothek wurde aufgelöst, das Archiv ist aber weitgehend erhalten und wird heute in Cuyk und bei den Dominikanern in Gent aufbewahrt.

Im Zuge der Ausstellung kehren zum ersten Mal seit 200 Jahren Werke nach Kalkar zurück, die aus der ehemaligen Ausstattung des Klosters stammen. So auch das wohl bedeutendste Ausstellungsstück: Die monumentale Triumphkreuzgruppe, die ursprünglich vermutlich den Chorbogen der Klosterkirche geschmückt hatte. Die Figuren der Maria mit ihren vor der Brust in Trauer gefalteten Händen und des Johannes, der mit seiner linken Hand in seine lockigen Haare greift, sind heute noch in St. Nicolai zu sehen, gehören zu den berühmtesten kirchlichen Kunstwerken des Niederrheins. "Aber kaum einem ist bekannt, dass das jetzige Kruzifixus nicht original ist", sagt Karl-Ludwig van Dornick. Denn das sei in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die Niederlande geschafft worden, so van Dornick. Mit einem Karren hatten es die Mönche bei Klosterauflösung in Sicherheit gebracht. "Guido de Werd hat es aber wiedergefunden", sagt er. In der Pfarrkichre St. Antonius Abbas in Neerbosch bei Nimwegen ist sie erhalten. Der Kunsthistoriker Prof. Frits van der Meer verglich das Bildwerk einst mit dem Gekreuzigten auf dem berühmten Isenheimer Altar.

Mit der Unterstützung des Bistums Münster und des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege wird für die Dauer der Ausstellung die Kreuzigungsgruppe rekonstruiert und der Kruzifixus von Neerbosch seinen Platz zwischen Maria und Johannes in St. Nicolai wieder einnehmen. Damit bietet sich für die Besucher die einmalige Gelegenheit, das Kunstwerk in seinem ursprünglichen Zusammenhang sehen zu können.

Zusätzlich zur Ausstellung erscheint zum Preis von 17,50 Euro ein Katalog mit Beiträgen von Frits van der Meer, Prof. Dr. Jutta Prieur-Pohl, Dr. Reinhard Karrenbrock, Guido de Werd und Gerard Lemmens. "Das wir so hochkarätige Autoren gewinnen konnten, ist einfach großartig", schwärmt Karl-Ludwig van Dornick.

(lukra)
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