Kreis Kleve Krise trifft den Markt für den Wohnungsbau

Kreis Kleve · Die Finanz- und Wirtschaftskrise schlägt jetzt auch voll auf den Wohnungsmarkt im Kreis Kleve durch. Darüber sprach RP-Redakteur Ludger Distelkamp mit dem Obermeister Baugewerbe-Innung im Kreis, Michael Köster.

Wie tief ist der Einbruch?

Michael Köster Es gibt ein Rekordtief bei den fertig gestellten Wohnungen in NRW. Das lässt sich auch auf den Kreis übertragen. Allein im ersten Quartal 2009 sind die Auftragseingänge im Wohnungsbau in NRW gegenüber dem Vergleichszeitraum 2008 um 11,3 Prozent eingebrochen. Das ist eine erschreckende Entwicklung, die zeigt, wie tief die Krise die Menschen verunsichert. Beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern konnte das Vorjahresergebnis nicht erreicht werden. Die Zahl der neuen Wohnungen lag im Kreis bei 667, ein Minus von 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr Das Bauhandwerk im Kreis Kleve hat in den vergangenen Jahren von Niederländern profitiert, die in Grenznähe gebaut haben. Aber auch hier war der Einbruch.

Und wie sieht's beim Mehrfamilienhaus aus?

Köster Der Mehrfamilienhausbau hat zugelegt, weil unter anderem private Investoren wegen der neuen Hochschule in Studentenwohnungen investieren. Allerdings war der Anteil der Mehrfamilienhäuser am Neubauvolumen im Kreis schon immer relativ gering. Wir sind die klassische Region für Einfamilienhäuser bzw. Doppelhäuser.

Was sind Gründe für den Einbruch?

Köster Es ist eine allgemeine Investitionszurückhaltung. Die Menschen haben Angst vor ihrer wirtschaftlichen Zukunft. Sie wissen nicht, ob sie morgen noch Arbeit haben.

Welche Folgen haben die Auftragseinbrüche für die Firmen im Baugewerbe und für die Arbeitsplätze?

Köster Wenn private und öffentliche Bauherren ihre Investitionen zurück stellen oder nur das Nötigste investieren, führt dies zwangsläufig zu drastischen Auftragsrückgängen fürs Bauhandwerk und damit auch gegebenenfalls zu Betriebsverkleinerungen oder schlimmstenfalls zu Firmenauflösungen.

Wer jetzt in eine Immobilie investieren will, der hat welche Aussichten?

Köster Potenzielle Bauherren sollten sich aus der Krisestarre lösen, Bauinvestition antizyklisch und mutiger angehen. Schließlich gehört die Investition ins Eigenheim, in das Mehrfamilienhaus, die Renovierung oder die energetische Umrüstung gerade nach den jüngsten Erfahrungen aus der Finanzkrise zur eindeutig "sichersten Bank". Hier ist der Wert greifbar und nutzbar. Die Förderprogramme des Bundes, die Zinskonditionen der Banken und die Auftragslage der Baufirmen sind für Bauherren derzeit günstiger denn je.

(RP)
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