Kleve Kreis übt Kritik am Familienatlas

Kleve · Im Kreis Kleve ist die Bildungs- und Familienwelt noch in Ordnung. Dafür wirbt der Kreis mit einem kompletten Bildungsangebot und seiner Vorreiterrolle in NRW mit einer Angebotsquote bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren von mehr als 40 Prozent. Wie kann es denn sein, dass im Familienatlas 2012 gerade bei diesen Handlungsfeldern der Kreis Kleve als stark unterdurchschnittlich eingestuft wird, fragt die Kreisverwaltung (wir berichteten).

Für die schlechte Bewertung bei der Bildung seien vorrangig die Kriterien "Schüler-Lehrer-Relation", "Klassengröße in Primar- und Sekundarstufe I" sowie "Unterrichtsstunden" verantwortlich. Faktoren, die in der Tat die betroffenen Schulen im Kreis seit Jahren schlecht dastehen lassen. Aber ebenso lange weist der Kreis Kleve bis hinauf zum Bildungsministerium NRW auf diese Situation hin – bisher leider ohne Erfolg. Ursache für die Misere ist laut Kreis ein vom Land festgesetzter sogenannter Sozialindex, der bei den Kreisen und kreisfreien Städten die sozialen Strukturen in der Bevölkerung berücksichtigt. Gegebenenfalls erhalten Kommunen hierfür eine bessere Versorgung mit Lehrkräften, wodurch Unterrichtsausfälle dort ausgeglichen werden können. Das Land sehe für den Kreis Kleve jedoch keinen Handlungsbedarf. Dabei sei der Ausfall von Lehrkräften und von Unterrichtsstunden im Kreis keinesfalls niedriger. Solange das Land NRW die Regelungen bei der Lehrerversorgung nicht ändere, werde es dem Kreis Kleve auch nicht gelingen, die hinteren Rankingplätze zu verlassen.

Beim zweiten Handlungsfeld sind die wesentlichen Beurteilungskriterien die "Betreuungsquote unter dreijähriger Kinder und Ganztagsbetreuungsquote von Kindern im Kindergartenalter" sowie der "Ausbau von Krippen- und Ganztagsplätzen in den letzten fünf Jahren". Im Familienatlas werden die in 2011 tatsächlich betreuten Kinder für das Ranking zu Grunde gelegt, nicht das vorhandene Angebot an Betreuungsplätzen für unter dreijährige Kinder. Dies führe zu einer völlig falschen Darstellung. Dass Eltern in einem ländlich strukturierten Raum ihre Kinder zu Hause betreuen, dürfe keineswegs zu einer negativen Bewertung führen. Insofern seien die Aussagen erneut irreführend. Schon mehrmals hat der Kreis Kleve auf zweifelhafte statistische Auswertungen hingewiesen.

Tatsächlich nehme der Kreis Kleve als Jugendhilfeträger von 186 Jugendämtern in NRW mit einer Versorgungsquote von mehr als 40 Prozent bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren den 1. Platz ein. Von den 66 Tageseinrichtungen im Einzugsbereich des Kreisjugendamtes sind bisher in 53 Baumaßnahmen mehr als zehn Millionen Euro in den Ausbau der U-3 Betreuung investiert und rund 600 U-3-Betreuungsplätze geschaffen worden. Eine Wertung aus dem Familienatlas, im Kreis gäbe es schlechte Eltern, schlechte Tageseinrichtungen für Kinder und schlechte Schulen, weist der Kreis entschieden zurück.

(RP)
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