Kreis Kleve Kreis Kleve will mehr Tagungstouristen

Kreis Kleve · Einige Hotels machen bereits gute Umsätze mit Schulungsveranstaltungen oder anderen Firmenmitarbeiter-Treffen. Fachleute sehen noch weiteres Potenzial in der Region. Um es nutzen zu können, müssen Hoteliers auch investieren.

Als Reiseziel für Urlauber hat sich der Kreis Kleve einen Namen gemacht. So haben sich die Übernachtungszahlen von 2011 auf 2012 um 5,2 Prozent auf 871 042 erhöht. Durchschnittlich gibt jeder Gast pro Tag etwa 100 Euro in der Region aus. Doch es nächtigen nicht nur Erholungssuchende in den Hotels am Niederrhein. Auf der "Niederrhein-Tourismus"-Internetseite wird für 16 Tagungshotels geworben, die Räume mit moderner technischer Ausstattung anbieten.

Gerade im Bereich der Tagungen sieht Hans-Josef Kuypers von der Kreis-Wirtschaftsförderung Potenzial, das Hoteliers nutzen könnten. Seiner Einschätzung stimmt Jörn Raith zu, der Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft zur Förderung des Seminar- und Tagungswesens (degefest) ist. "Der MICE-Markt, getragen von Meetings, Incentives, Conventions und Events (MICE), erreicht allein im Ruhrgebiet einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro. Da sollte sich der Niederrhein und sein Kreis Kleve seinen Teil erobern wollen", meint der degefest-Vorsitzende.

Dass Hotels mit dem Tagungstourismus im Kreis Kleve Geld verdienen, bestätigen Hoteliers, die schon auf den MICE-Markt setzen. So hat sich das familiengeführte Hotel "Seepark" in Geldern seit 1996 auf Tagungstourismus spezialisiert – später kam der Wellness-Bereich hinzu. Was die Gästezahlen betrifft, machen die Tagungstouristen etwa 40 Prozent aus. Laut Geschäftsführer Marc Janssen sollen durch einen Erweiterungsbau bald zu den bestehenden fünf Tagungsräumen zwei oder drei neue hinzukommen.

"Das Tagungsgeschäft läuft konstant gut. Die Räumlichkeiten sind zu 45 bis 50 Prozent ausgelastet. 35 Prozent unserer Gäste sind Tagungsteilnehmer", berichtet Angelika Hoffmann, die im Straelener Hof seit 1999 Tagungsangebote macht. Laut Internetseite des Hotels gibt es dafür fünf professionell eingerichtete und zum Teil klimatisierte Räume. Zudem gebe es WLAN im gesamten Haus.

Im "Wunderland" in Kalkar auf dem Gelände des ehemaligen "Schnellen Brüters", zu dem auch ein Freizeitpark und Messehallen gehören, hat laut Geschäftsführer Han Groot-Obbink das Tagungsgeschäft einen Anteil von zehn Prozent am Gesamt-Umsatz. "Das wird aber immer besser", betont der Wunderland-Geschäftsführer, der 20 Tagungsräume mit einer Gesamtkapazität von bis zu 1000 Personen anbieten kann. So habe die Zahl der Tagungsgäste seit 2010 alljährlich um zehn, in 2013 sogar um 15 Prozent zugenommen.

Auf der anderen Rheinseite in Rees bietet das Aadering's Hotel "Rheinpark" acht modern eingerichtete Räume für Tagungen an. Zwar kommen die meisten Gäste des Hotels noch nach Rees, um sich zu erholen. Etwa 20 Prozent des Umsatzes machen aber laut Michiel Aaldering bereits die Tagungsgäste aus. Und der Anteil soll weiter gesteigert werden. "Dadurch können wir unser Risiko splitten", meint Michiel Aaldering. Besonders im Herbst und Winter, wenn weniger "normale" Touristen nach Rees kommen, seien Tagungstouristen wichtig für das Hotel "Rheinpark".

Die Verantwortlichen der Tagungshotels im Kreis Kleve sind sich einig, dass vor allem die technisch-perfekte Ausstattung wichtig ist, wenn sie Tagungsgäste zufriedenstellen wollen. Zugleich dürfe das Ambiente nicht unterschätzt werden. Die Ruhe, die der Niederrhein biete, zögen immer mehr Tagungsanbieter der Hektik einer Großstadtregion vor. "Das ist für uns durchaus ein Verkaufsargument", meint Han Groot-Obbink vom "Wunderland" in Kalkar. Ebenso wünschten viele Veranstalter ein "Komplett-Programm". Hier könne das Wunderland mit seinem Freizeitpark punkten. Auch die geografische Lage, die Nähe zu den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr sowie zum Mönchengladbacher Raum führt Angelika Hoffmann vom Straelener Hof als positiv für die Entwicklung des Tagungstourismus im Kreis Kleve an.

Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve möchte 2014 weitere Hoteliers zu einem Engagement im Bereich des Tagungstourismus animieren. Deshalb soll das Thema Anfang 2014 ein Tagesordnungspunkt bei einem Treffen der Hoteliers aus dem Kreisgebiet sein. Zudem soll in Zusammenarbeit mit der degefest eine Trend-Analyse fortgesetzt werden und die Bündelung der Kundenerwartungen als Handlungsempfehlung an die Hoteliers weitergegeben werden. Hans-Josef Kuypers von der Kreis-Wirtschaftsförderung möchte ebenso Wissenschaftler von der Klever Hochschule Rhein Waal in Prozessabläufe einbinden.

Bei allem vorhandenen Optimismus in Hinblick auf die Zukunftschancen des Tagungstourismus sieht Angelika Hoffmann vom Straelener Hof auch die Risiken. So musste ihr Hotel in der Wirtschaftskrise 2008 im Bereich Tagungstourismus Verluste von bis zu 90 Prozent verkraften. Dennoch ermutigt Han Groot-Obbink vom "Wunderland" in Kalkar sich selbst und auch seine Kollegen: "Das läuft gut, da gibt es noch Chancen – also lass uns mal rangehen."

(RP)
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