Notfall-Serie Teil 3 Wer hilft, wenn das Herz aus dem Takt gerät?

Kreis Kleve · Die Kardiologie des Gelderner St.-Clemens-Hospitals kümmert sich um häufig lebensbedrohliche Notfälle: Herzbeschwerden.

 Dr. Franz Kalscheur ist Chefarzt der Kardiologie. Er zeigt, wie Herzschrittmacher aussehen.

Dr. Franz Kalscheur ist Chefarzt der Kardiologie. Er zeigt, wie Herzschrittmacher aussehen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Sie sind die häufigste Todesursache in Deutschland: Herz- und Kreislauferkrankungen. Allein an Herzinfarkten sterben jährlich fast 50.000 Männer und Frauen. Um das zu verhindern, arbeitet Dr. Franz Kalscheur in der Kardiologie des Gelderner St.-Clemens-Hospitals. Dort kommen alle Patienten hin, deren Herz aus dem Takt gerät.

Ein Herzinfarkt beginnt mit starken Schmerzen in der Brust, aber auch in den Armen, im Oberbauch oder im Rücken. Oft fühlen die Patienten einen heftigen Druck oder ein starkes Engegefühl am Herz. Aber es gibt auch Anzeichen, die für den Herzinfarkt untypisch scheinen: Übelkeit, Erbrechen, Atemnot. Vor allem Frauen, die statistisch anfälliger für Infarkte sind als Männer, zeigen diese außergewöhnlichen Symptome. Das ist gefährlich, denn die Betroffenen können ihre Schmerzen oft nicht richtig deuten.

 Bei einem Herzinfarkt bekommt der betroffene Patienten eine Herz-Katheter-Untersuchung im OP.

Bei einem Herzinfarkt bekommt der betroffene Patienten eine Herz-Katheter-Untersuchung im OP.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Wer mit diesen Beschwerden einen Rettungswagen ruft, kommt direkt ans EKG“, sagt Kalscheur. An der Herzspannungskurve sei dann oftmals schon sichtbar, ob es sich um einen Herzinfarkt handelt. Noch bevor der Patient im Krankenhaus eintrifft, bekommen die Ärzte ein Fax mit dem Ergebnis – sofort steht ein Kardiologe bereit. Ist das EKG nicht eindeutig, untersuchen die Ärzte das Herz des Patienten mit Ultraschall. „Da sieht man eindeutig, ob ein Teil des Herzens nicht mehr arbeitet“, sagt Kalscheur.

Seit 2016 sind im St.-Clemens-Hospital auch Herz-Katheter-Untersuchungen möglich. Über das Handgelenk oder die Leiste wird ein Katheter eingeführt und Kontrastmittel in die Gefäße gespritzt. „So sehen wir, ob und wo ein Gefäß verschlossen ist.“ Mit einem feinen Draht wird ein kleiner Ballon in die Arterie eingeführt und an der verschlossenen Stelle aufgepumpt, so dass das Blut wieder fließen kann.

Auch wenn der Patient den Herzinfarkt überlebt: Eine Verengung des Gefäßes bleibt in fast allen Fällen vorhanden. „Darum implantieren wir sogenannte Stents“, sagt Franz Kalscheur. Das sind etwa drei Millimeter kleine Gitter, die das Gefäß offen halten. Einige Stents setzen auch Medikamente frei, die einen Verschluss verhindern sollen. Bei der Behandlung ist die Zeit wertvoll. „Je schneller ein Patient behandelt wird, desto besser, denn dann sterben weniger Herzmuskeln“, sagt Kalscheur. „Es ist wichtig, um jede Herzsmuskel-Zelle zu kämpfen.“ Aber auch nach einigen Stunden muss ein Patient nicht verloren sein. „Dann können wir zumindest verhindern, dass der Infarkt noch größer wird.“

In der Kardiologie des Krankenhauses gibt es 95 Betten, zwölf Patienten können auf der Intensivstation behandelt werden. Nach einem Infarkt müssen Patienten erst einmal weiter Medikamente nehmen. Vor allem Blutverdünner, um weitere Verstopfungen zu vermeiden. Im vergangenen Jahr haben die Ärzte im „St. Clemens“ mehr als 1300 kardiologische Fälle behandelt, darunter 673 Notfälle. Mehr als 200 Notfälle waren Herzinfarkte. Notfälle in der Kardiologie können auch Herzrhythmusstörungen sein, die sich durch starkes Herzrasen zeigen. Kommt es zum Kammerflimmern, also zu solch einer Störung, nutzen die Ärzte einen Elektroschock, um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Gleiches gilt im Falle einer sogenannten Synkope, also einer plötzlichen Ohnmacht, die durch einen vorübergehenden Blut- und Sauerstoffmangel im Gehirn verursacht wird.

Auf Dauer hilft allen, die Herzbeschwerden vermeiden wollen, vor allem eins: den Bluthochdruck senken und nicht Rauchen. Auch Cholesterin und Diabetes können das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort