Nistplätze gesucht Schwalben werden immer seltener – Nabu zeichnet Häuser aus

Niederrhein · Die Vögel werden am Niederrhein immer seltener. Der Nabu zeichnet Häuser aus, die Schwalben einen Nistplatz bieten. Was man dabei beachten sollte.

Ein Nest von Rauchschwalben.

Ein Nest von Rauchschwalben.

Foto: Mauritius

Im Mittelalter wurden Schwalben als Glücksbringer und Frühlingsboten verehrt. Im christlichen Volksglauben galt die Schwalbe als Mutter-Gottes-Vogel, floh sie doch zur Zeit Mariae Geburt vor der kommenden Winterkälte und kehrte zu Mariae Verkündigung zurück, um das ersehnte Frühjahr anzusagen. So kam es, dass die Schwalbe geradezu als heilig galt und nicht verletzt oder gar getötet werden durfte.

Mittlerweile sind die Bestände kontinuierlich zurückgegangen. Im NRW-Atlas der Brutvögel beziffern Fachleute den Rückgang bei Mehl-schwalben mit 45 Prozent seit den 1990er Jahren. Beide Schwalbenarten, die an Höfen und Häusern brüten, stehen heute in Nordrhein-Westfalen als gefährdet auf der Roten Liste. Wenn die Langstreckenzieher im April nach Tausenden Flugkilometern aus Afrika in unseren Breiten ankommen, erleben die ortstreuen Schwalben häufig eine Überraschung: Früher genutzte Viehställe sind verschwunden oder verschlossen, ihre Nester wurden von Hauswänden entfernt oder Netze hindern sie am Anflug an ihre Brutplätze. Hinzu kommt, dass den Schwalben oft das Baumaterial fehlt.

„Rauch- und Mehlschwalben sind Kulturfolger und leben in der unmittelbaren Nähe des Menschen. Deshalb ist es für die gefährdeten Tiere entscheidend, dass wir ihnen Zugang zu Ställen gewähren und ihre Nester an Fassaden dulden“, sagt Christian Chwallek, stellvertretender Landesvorsitzender beim Nabu. Neben dem Erhalt der gesetzlich geschützten Nistplätze oder dem Anbringen künstlicher Nisthilfen könne man beide Arten mit sogenannten „Lehmtankstellen“ effektiv unterstützen. Mit einfachen Mitteln sollen so lehmhaltige Mulden angelegt werden, die in die Nest-Bauphase immer feucht zu halten sind. Während Rauchschwalben ihre Nester im Inneren von Ställen und Scheunen bauen, bevorzugen Mehlschwalben die Hausfassaden,

meist direkt unter Dachtraufe oder Dachüberstand. Durch die Montage von sogenannten „Kotbrettern“, die man leicht selbst anbringen könne, werde die Verschmutzung einer Fassade verhindert, sagt der Nabu. Neben dem Verlust von Brutplätzen bekommen die Vögel aber auch den Schwund an Insekten zu spüren.

Trotz der schwierigen Situation: Es gibt weiterhin Menschen, die die Gesellschaft der Schwalben zu schätzen wissen und die Vögel in oder an ihren Häusern und Höfen willkommen heißen. Der Nabu zeichnet diese Naturfreunde seit 2010 für den aktiven Artenschutz am Haus und ihre Toleranz aus. „Im Kreis Kleve sind inzwischen über 100 Höfe und Häuser mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet worden“, sagt Monika Hertel, Vorsitzende des Nabu-Kreisverbands Kleve. Auch in diesem Jahr können sich Schwalbenfreunde wieder für eine Auszeichnung beim Nabu bewerben.

Weitere Informationen zur Nabu-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ und zur Hilfe für Schwalben gibt es im Internet unter: www.nabu-nrw.de/schwalbenschutz

(RP)
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