Nur mal so Plädoyer für die farbenfrohe Schleife

Zum Start ins neue Jahrzehnt hält Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers ein Plädoyer fürs Fachgeschäft vor Ort. Seine Mahnung lautet: Wer den Einzelhandel nicht unterstützt, trägt zu seinem schleichenden Sterben bei.

 WFG Kreis Kleve, Geschäftsführer Hans-Josef Kuypers,

WFG Kreis Kleve, Geschäftsführer Hans-Josef Kuypers,

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

Und fast schon haben wir uns daran gewöhnt. Mit dem mitternächtlichen Silvester-Feuerwerk tragen die Kassenbons – ob als häufig völlig überflüssiger kleiner Streifen von der Ladentheke oder als beeindruckende Rechnung vom Hersteller – die 2020 als Jahreszahl. Vorbei ist einmal mehr die Zeit, die den Wirtschaftswunder-Kindern einstmals als das „Hochfest des Einzelhandels“ verkauft wurde. Die Weihnachtsgeschenke sind ausgepackt, die Umtausch-Hysterie gehört der Vergangenheit an, Raketen und Böller nahmen im Einkaufswagen trotz Greta wie eh und je den Platz ein, wo noch vor wenigen Tagen Christbaumkugeln und heimische Printen ihren Weg zur Kasse fanden. „Alle Jahre wieder“, haben die Vollsortimenter ihrer erwartungsfrohen Kundschaft einmal mehr vom Endlos-Band über die Köpfe geblasen – wohlwissend, dass doch vieles anders war als früher. Viel zu oft gab es zum weihnachtlichen Päckchen nicht die farbenfrohe Schleife des Fachgeschäfts vor Ort, sondern die hektischen Gesichtszüge des eiligen Paketdienst-Fahrers zu sehen – „driving home for christmas“.

Längst denken die Stadtplaner in Großstädten weniger über Parkraum für Innenstadt-Besucher nach, denn über stadtnahe Standorte für Waren-Verteilzentren, von wo aus lautlose E-Scooter die ersehnte Internet-Fracht – im schlimmsten Falle vorbei an abgedunkelten Schaufenstern – zum Endkunden an die heimische Haustür bringen. Eine Entwicklung, der die zentralitätssteigernden Weihnachtsmärkte mit all´ ihrer Schönheit, ihrer Strahl- und Anziehungskraft nur schwerlich Paroli bieten können.

Zum Start ins neue Jahrzehnt tut die Überlegung not, wie wertvoll uns der freundliche Empfang im Haushaltswaren-Fachgeschäft ist, was uns der nette Plausch über die Ladentheke oder das persönliche Beratungsgespräch beim Banker unseres Vertrauens wirklich bedeutet. Es macht doch Sinn darüber nachzudenken, ob nicht auch das Einkaufserlebnis vor Ort genau den Weg fortsetzt, auf dem man bereits ist und auf die unsäglichen Plastiktaschen verzichtet, die unsere Weltmeere verdrecken. Sonst könnte es noch soweit kommen, dass wir ein schleichendes Einzelhandels-Sterben erleben und wir uns alle neben den Fridays for Future an den „Sundays for Shops“ gewöhnen müssen. Und dies in Erinnerung an die gute alte Zeit, als es im Fachgeschäft noch farblich auf Geschenkkartons abgestimmte Schleifen gab und der Advent die Tage bis zum Christfest zählte und nicht jene bis zur Ankunft des Paketboten.

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