Kreis Kleve Lebenshilfe ermöglicht „Internet für alle“

Kreis Kleve · Einige Bewohner der Einrichtungen nahmen an einem Workshop teil. Dabei stand die digitale Teilhabe im Mittelpunkt.

 Die  Teilnehmer des Workshops zur digitalen Teilhabe mit einigen Referentinnen.

Die  Teilnehmer des Workshops zur digitalen Teilhabe mit einigen Referentinnen.

Foto: Markus van Offern

Eine Welt ohne Internet ist kaum vorstellbar. „Doch für Menschen mit Behinderung ist digitale Teilhabe oftmals nicht vorhanden“, sagt Yasmin Scheidt aus dem Pädagogischen Fachdienst der Lebenshilfe gGmbH – Leben und Wohnen aus Kleve. „Ihnen fehlen Wissen und der Umgang damit, weil es an Infrastruktur und Möglichkeiten mangelt. Daran wollen wir etwas ändern und haben uns auf den Weg gemacht.“

Und so nahm sie sich dem Projekt „Internet für alle“ an, um gemeinsam mit den Bewohnern der Lebenshilfe-Einrichtungen das Internet, digitale Möglichkeiten und auch Fallstricke sowie moderne Techniken, beispielsweise den Umgang mit Tablets, zu erlernen. Dabei handelte es sich nicht lediglich um ein internes Internet-Projekt, sondern um eine große Botschaft: „Digitale Teilhabe wird in unsrer Gesellschaft mehr und mehr auch zur sozialen Teilhabe“, sagt Jutta Dreher, Fachbereichsleiterin Wohnen bei der Lebenshilfe – Leben und Wohnen gGmbH. Es sei eine Aufgabe der Lebenshilfe, aber auch der Politik und Gesellschaft, Menschen mit Behinderung allumfassend – auch an modernen Techniken und Kommunikationsmitteln Teilhabe zu ermöglichen, so Dreher weiter. Genau dort setzt die Lebenshilfe als Träger ihrer Wohnhäuser an und hat sich zum Ziel gesetzt, vielfältig zu schulen, zu begleiten und Menschen mit Einschränkungen auf dem Weg ins Digitale zu unterstützen.

Bereits seit November vergangenen Jahres sind die Technische Universität Dortmund und das Piksl-Team aus Düsseldorf in den meisten Wohnhäusern unter dem Dach der Lebenshilfe zu Gast. Zehn Module verschiedener digitaler Themenbereiche begeistern die Menschen mit und ohne Behinderung. Cosima Nellen, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der Technischen Universität Dortmund, führte kürzlich beispielsweise eine Schulung in leichter Sprache im Wohnhaus in Goch durch.

Einer der begeisterten Teilnehmer ist Karl van Wickeren (60). „Ich möchte zum Beispiel nach Rezepten schauen oder auch im Internet einkaufen“, sagt er. „Gut finde ich auch, dass man Wegbeschreibungen dort findet.“ Eigens dazu hatte sich Karl van Wickeren ein Tablet angeschafft, um möglichst viel zu lernen und auch ganz praktisch mitmachen zu können.

Unterstützt von der Aktion Mensch und Stiftung Wohlfahrtspflege konnte das Projekt in den Wohnhäusern der Lebenshilfe umgesetzt werden. Haus Freudenberg, die Werkstatt für Menschen mit Behinderung im Kreis Kleve, stellte interessierte Teilnehmer für die Schulung im Rahmen eines Bildungsurlaubs von der Arbeit frei.

„Viele Menschen, die damit bisher nicht oder nur wenig in Berührung gekommen sind, haben oft Angst, etwas kaputt zu machen“, sagt Cosima Nellen. „Doch das ist unbegründet – Spiele, Musik, Wissen, Kontakte knüpfen, Neuigkeiten finden – das alles haben wir ganz praktisch aufgezeigt.“ Dabei standen nicht nur die vielfältigen Möglichkeiten, sondern auch Gefahren des Internets im Fokus.

Ein Höhepunkt dieses Projektes war die Erstellung eines eigenen Videos, das für die Teilnahme an der Schulung bei anderen Interessierten geworben hatte. „Wir sind begeistert“, sagt Yasmin Scheidt. Nun freue man sich auf viele weitere Termine, so die Lebenshilfe und die Teilnehmer.

(RP)
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