Landwirte geben einen Funken Hoffnung Bunte Trecker-Kolonne fährt durchs Kleverland

Kleverland · Am Wochenende zogen Bauern wieder mit bunten Treckern durch Kleve, Bedburg-Hau und Kalkar. Die Kolonne steuerte soziale Einrichtungen an. Die Landwirte formulierten klare Botschaften: Sie verdienten mehr Respekt.

 Der rheinüberschreitenden Treckerfahrt schlossen sich 30 Bauern an, ähnlich viele Landmaschinen waren auch auf den Straßen des Nordkreises Kleve unterwegs – wie hier auf der Hafenstrasse in Kleve.

Der rheinüberschreitenden Treckerfahrt schlossen sich 30 Bauern an, ähnlich viele Landmaschinen waren auch auf den Straßen des Nordkreises Kleve unterwegs – wie hier auf der Hafenstrasse in Kleve.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Bauern haben eine neue Tradition geboren. Nachdem die Lichterfahrten unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ im vergangenen Jahr ein voller Erfolg waren, zogen nun wieder bunte Trecker-Kolonnen durch den Kreis Kleve. „Und hoffentlich kann der Rahmen im kommenden Jahr noch etwas größer sein, wenn Corona dann endlich besiegt ist. Wir wollen diese Fahrten zumindest jedes Jahr organisieren, sie sollen echte Tradition werden“, sagt Christoph Markett, der auf seinem Hof in Rees unter anderem Milchkühe hält. Der Junglandwirt organisierte jene Tour, die am Samstag von seinem Heimatort aus über Kalkar, Bedburg-Hau und Kleve bis nach Emmerich führte.

 Die Trecker waren mit viel Liebe zum Detail und in weihnachtlichen Farben geschmückt worden.

Die Trecker waren mit viel Liebe zum Detail und in weihnachtlichen Farben geschmückt worden.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der rheinüberschreitenden Treckerfahrt schlossen sich 30 Bauern an, ähnlich viele Landmaschinen waren auch auf den Straßen des Nordkreises Kleve unterwegs. „Es haben sich bei mir 50 Landwirte gemeldet, die gerne mitgefahren wären. Aber wir mussten die Auflagen der Polizei erfüllen, weshalb leider einige Zuhause bleiben mussten. Ohne Corona hätte es vielleicht anders ausgesehen“, sagt Christoph Markett, der die Aktion bereits im vergangenen Jahr angeführt hatte. Parallel dazu waren in Uedem Landwirte um Richard Janssen unterwegs, Gregor Optendrenk führte eine große Gruppe in Kevelaer an. Die Bewegung „Land sichert Versorgung“ (LSV) hatte in Nordrhein-Westfalen zu solchen Touren aufgerufen, das Motto lautete nun: „Ein Funken Hoffnung – Ohne Bauern geht es nicht“.

Die Trecker waren mit viel Liebe zum Detail und in weihnachtlichen Farben geschmückt worden. „Hinter der ganzen Aktion steckt eine Menge Aufwand. Aber es ging schon deutlich schneller als im vergangenen Jahr. Da mussten wir alles noch lernen, jetzt lief das Schmücken schon routinierter. Im nächsten Jahr können wir das dann wahrscheinlich blind“, sagt Christoph Markett. Insgesamt sechs Altenheime steuerten die Landwirte an, zudem die katholische Waisenhaus-Stiftung in Emmerich. Besonders groß war die Freude über den Besuch etwa im Betreuungszentrum „Clever Stolz“ an der Van-den-Bergh-Straße in Kleve. „Wir merken, dass sich die Menschen unglaublich über diesen Besuch in schweren Zeiten freuen“, so der Landwirt aus Rees im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Bilder der leuchtenden Trecker aus dem Gelderland 2021
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Leuchtende Trecker in Kevelaer

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Foto: Evers, Gottfried (eve)

Vor Ort verteilten die Bauern Schokoladen-Nikoläuse, zudem hatten sie für Kinder kleine Spielzeuge dabei. Allerdings sei die Spendenbereitschaft geringer als im Premieren-Jahr 2020 gewesen, so Markett. Die Unterstützung sei dennoch weiter groß. „Du weißt einfach, dass du es richtig machst, wenn du die leuchtenden Kinderaugen am Straßenrand siehst“, sagt Christoph Markett. Dabei habe man die Route der Kolonne im Vorfeld nicht veröffentlichen dürfen. Die Polizei fürchtete, dass es sonst zu Menschenansammlungen kommen würde. Und darüber hätte sich vor allem Corona gefreut.

„Wir haben alle auch in diesem Jahr ganz viele Anrufe und Nachrichten von Leuten bekommen, die wissen wollten, wo wir langfahren. Leider mussten wir uns da ein bisschen zurückhalten. Hoffentlich können wir mit der Route im nächsten Jahr etwas offener umgehen“, sagt Markett. Dann wolle er auch das Gespräch mit Stadtverwaltungen suchen, um den Rahmen noch würdiger zu gestalten. Nun endete die Ausflugsfahrt nämlich auf einem einsamen Parkplatz im Emmericher Industriegebiet.

Doch warum der ganze Aufwand? Den Landwirten geht es unverändert darum, mehr Wertschätzung für ihre Arbeit einzufordern. „Ohne die Landwirte in Deutschland wäre eine qualitativ hochwertige Lebensmittelversorgung nicht aufrechtzuerhalten. Wir arbeiten mit Sinn und Verstand, um gute Lebensmittel herzustellen und wir wollen, dass Politik und Einzelhandel nicht weitere Kollegen dazu zwingen, aufzugeben“, sagt Markett. Allerdings registriere er, dass die Rückendeckung in der Region enorm sei. Schließlich sei die Verbundenheit mit den Bauern auf dem Land groß. „In Großstädten schaut das ganz anders aus. Hier merken wir aber, dass die Leute Verständnis für unsere Situation haben. Im Kreis Kleve weiß man noch, wie auf dem Feld gearbeitet wird“, sagt Christoph Markett.

Besonders brenzlig sei die Situation aktuell für Schweinebauern. Sie könnten kaum kostendeckend arbeiten, so der Landwirt aus der Rheinstadt. Und Besserung sei nicht in Sicht. „Viele Landwirte – darunter bin ich auch – fragen sich manchmal: Wie lange hält man das noch durch? Was ist, wenn es nicht mehr geht? Der Druck, der auf uns lastet, muss nun einfach ein Ende haben“, sagt Markett.

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