Podiumsdiskussion in Kleve Die Landratskandidaten im Schnellcheck

Kreis Kleve · Im Klever Kolpinghaus stellten vier der sechs Landratskandidaten ihr Programm vor. In 90 Minuten ging es vor rund 100 Besuchern sowohl um soziale Themen als auch ums Klima und juristische Fragen.

 Die Landratskandidaten Stefan Welberts, Christoph Gerwers, Ralf Klapdor und Guido Winkmann (von links) im Klever Kolpinghaus.

Die Landratskandidaten Stefan Welberts, Christoph Gerwers, Ralf Klapdor und Guido Winkmann (von links) im Klever Kolpinghaus.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Noch zweieinhalb Wochen, dann wird im Kreis Kleve ein neuer Landrat gewählt. Sechs Kandidaten treten um die Nachfolge von Silke Gorißen an. Vier von ihnen warben nun im Klever Kolpinghaus dafür, dass möglichst viele Menschen am 27. November das Kreuz hinter ihrem jeweiligen Namen machen. Das Moderatorenteam, Michael Rübo und Petra Rinke von der Kolpingsfamilie, hatte einen bunten Strauß an Fragen zusammengestellt, die sich sowohl auf soziale Themen als auch auf das Klima und juristische Sachverhalte bezogen.

Zunächst aber gab es die Vorstellungsrunde mit der Frage nach der persönlichen Motivation für die Kandidatur als Landrat. Christoph Gerwers (CDU) führte seine zwölfjährige Erfahrung als Bürgermeister der Stadt Rees ins Feld. Diese habe er „eigentlich bis Ende meiner Amtszeit 2025 genießen“ wollen. Nachdem Silke Gorißen ins Landesministeramt gewechselt war, sei er jedoch von vielen Parteikollegen gebeten worden, als Landrat zu kandidieren. Stefan Welberts, der Kandidat von SPD und Grünen, sieht seine unternehmerische Erfahrung als selbstständiger Schornsteinfegermeister und seine Erfahrung als stellvertretender Landrat als gute Voraussetzungen für das Landratsamt an. Ralf Klapdor (FDP) verwies auf seine 18-jährige Tätigkeit im Kreistag und sein Amt als Dekan an der Fakultät Gesellschaft und Ökonomie der Hochschule Rhein-Waal. Außerdem sei der Uedemer ausgebildeter Steuerberater. Selbstbewerber Guido Winkmann (unterstützt von den Freien Wählern) sagte: „Viele kennen mich aus dem Fernsehen.“ Der Schiedsrichter und Polizeibeamte verwies auf die Landratswahl 2020, bei der er im ersten Wahlgang 23,1 Prozent der Stimmen geholt hatte. Er wolle sich dafür einsetzen, dass der „ländliche Bereich bei Behördengängen nicht mehr so abhängig vom Kreis ist“. Deswegen will er eine Verwaltungs-Dependance in Geldern einrichten.

Das Moderatorenteam wollte wissen, ob ein Landrat nicht auch juristische Expertise mitbringen möchte. Das war eine Steilvorlage für den Volljuristen Christoph Gerwers, der darin einen „enormen Vorteil“ sieht. Gleichwohl halte er es für wichtig, den Menschen vor Ort juristische Fachbegriffe verständlich zu erklären und danach zu fragen, wie der Landrat bei Problemlösungen helfen kann. Stefan Welberts meinte: „Als Schornsteinfegermeister kann ich auch erklären, was geht und was nicht geht.“ Die Kreisverwaltung habe „mindestens vier Mitarbeiter mit juristischen Fachgebieten“. Ansonsten müsse sich die Verwaltung „externen Sachverstand von externen Kanzleien“ einholen. Klapdor sagte: „Der Landrat muss nicht Jurist sein. Aber er muss juristischen Sachverstand haben. Als Steuerberater kann ich auch die Gesetze anwenden und auslegen.“ Guido Winkmann sagte, dass es „nur ein Gerücht, das die CDU verbreitet“ sei, dass der Landrat Jurist sein müsse. „Jeder, der 23 Jahre alt ist und in Deutschland wohnt, kann Landrat werden.“ Außerdem habe der Kreis Kleve einen „top Justiziariat“.

Stichwort Kreisverwaltung: Gerwers möchte den digitalen Ausbau vorantreiben. Klapdor setzt sich für eine Mischung der Mitarbeitertätigkeit aus Präsenz und Homeoffice ein. Winkmann wirbt mit dem Wahlkampfslogan „Verwaltung abends öffnen.“ Dafür sei es aber nicht notwendig, dass die Mitarbeiter abends oder an Samstagen persönlich vor Ort seien, das gehe auch übers Internet. Eine Ausweitung der Arbeitszeiten in der Verwaltung sei jedenfalls kaum machbar, sagte Welberts. „Es geht nicht, die Mitarbeiter künftig zehn Stunden pro Tag arbeiten zu lassen.“

Alle Kandidaten waren sich darin einig, dass Flüchtlinge hier menschenwürdig untergebracht werden müssen und Anträge schnell bearbeitet. Winkmann möchte in der Ausländerbehörde „Senior Experts“ einsetzen, etwa Beamte im Ruhestand, die das Team unterstützen sollen. Klapdor hingegen werde „bei dem Gedanken nervös. Wir haben dort ein gutes Team.“

In Sachen Katastrophenschutz will Welberts eine Risikoanalyse, einen Katastrophenschutzbedarfsplan und ein Warnkonzept erstellen. Gerwers fordert mehr Wertschätzung für die im Katastrophenschutz tätigen Ehrenamtlichen. Gerade zum Beginn der Corona-Pandemie habe der Kreis zu lange gebraucht, um das Gesundheitsamt entsprechend aufzustellen. „Wir haben alle um Informationen gewinselt“, sagte Gerwers. Er möchte regelmäßige Sicherheitskonferenzen einberufen. Das letzte Themenfeld war der Klimaschutz: Winkmann möchte als Landrat ein Amt für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Landwirtschaft einführen. Er setzt auf Wasserstoff und Photovoltaik. Klapdor hält den Kreis bei der Nutzung von regenerativen Energien bei einer Quote von 52 Prozent „schon gut aufgestellt“, sieht aber noch Potenziale, etwa auf Wasserflächen oder entlang von Autobahnen. Gerwers möchte Gasleitungen umwidmen zu Wasserstoffleitungen. Welberts will, dass der Kreis vor allem in Windkraft und Solaranlagen investiert.

Vor den rund 100 Besuchern hat sich keiner der Kandidaten die Blöße gegeben. Wem die Wähler die Geschicke im Klever Kreishaus anvertrauen, wird sich frühestens am 27. November zeigen.

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