IHK-Umfrage Zuversicht der Unternehmen am Niederrhein schwindet

Niederrhein · Einer IHK-Umfrage zufolge belasten steigende Preise und fehlendes Personal die Wirtschaft am Niederrhein. Ein zentraler Punkt, gerade für die Industrieunternehmen, ist die Energieversorgung, und hier vor allem das Gas.

 Die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte steigen rasant. Manches wichtige Teil fehlt, weil die Lieferketten gestört sind.

Die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte steigen rasant. Manches wichtige Teil fehlt, weil die Lieferketten gestört sind.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der Nervenkrieg um das Gas ist in der Wirtschaft zu spüren. Das legt eine Umfrage der Niederrheinischen IHK nahe. Demnach sind die Erwartungen der Unternehmer an die Geschäftsentwicklung zusätzlich eingetrübt, weil die Lieferketten weiterhin gestört sind, die Preise steigen und Fachkräfte fehlen. Der Konjunkturklimaindex sinkt deutlich auf 87 Punkte. Nur noch acht Prozent der Unternehmen glauben, dass sie in den kommenden Monaten gute Geschäfte machen werden. „Besonders auffällig ist, dass die Bewertung der Lage und die Zukunftserwartungen deutlich auseinanderklaffen. Man sieht: die Zuversicht schwindet“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger. Ein zentraler Punkt sei die Energieversorgung und hier vor allem das Gas. Besonders für die Industrie ist die Versorgung existenziell. Entsprechend haben die meisten Betriebe bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um Gas zu sparen. „Unsere Unternehmen setzen verstärkt darauf, Produktionsprozesse noch energiebewusster zu steuern, ihre Energieträger zu wechseln oder erneuerbare Energien zu nutzen“, sagt Dietzfelbinger.

Einige hätten der Umfrage zufolge von sich aus die Produktion gedrosselt. Was fehlt, seien finanzielle Anreize um Gas zu sparen und die Möglichkeit, Energieträger rasch zu wechseln. „Wer ein altes Dieselaggregat auf dem Hof hat, kann dieses nicht ohne Weiteres nutzen, um Gas zu sparen. Auch für den sogenannten Fuel Switch – also die Umstellung von Gas auf eine andere Energiequelle – brauchen die Betriebe Genehmigungen, auf die sie oft lange warten müssen. Diese Zeit haben wir nicht“, sagt Dietzfelbinger.

Gleichzeitig steigen die Preise auch für Rohstoffe und Vorprodukte rasant. Manches wichtige Teil fehlt, weil die Lieferketten gestört sind. Das alles verteuert die Produktion und macht sie schwer kalkulierbar. Neben dem Material fehlt in vielen Betrieben zunehmend Know-how:

Die Suche nach Fachkräften treibt einen Großteil der Befragten um. Der IHK-Chef: „Diese Krise zeigt, wie sehr unser Wohlstand von Menschen abhängt, die praktischen Tätigkeiten mit Wissen und Geschick nachgehen. Unser Appell an die Politik lautet: Wir müssen gemeinsam noch mehr für die berufsbezogene Ausbildung werben.“

Zum Hintergrund: Der IHK-Konjunkturklimaindex fasst die Einschätzung der Lage und Erwartungen von Unternehmen zusammen. In den letzten zehn Jahren lag das Mittel bei 111 Punkten. Die Niederrheinische IHK vertritt eigenen Angaben zufolge das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve.

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