Corona-Krise Die Wirtschaft ächzt unter Corona

Kreis Kleve · Das Virus macht den Unternehmen in der Region arg zu schaffen. Reisebusse stehen still, für die Spargel- und Erdbeersaison fehlen in der Landwirtschaft Arbeitskräfte. Betriebe und IHK stellen auf Home-Office um.

 Eigentlich sollten diese Busse der Firma Stiehl auf der Straße rollen. Jetzt, durch die Corona-Krise, stehen sie alle auf dem Betriebshof.

Eigentlich sollten diese Busse der Firma Stiehl auf der Straße rollen. Jetzt, durch die Corona-Krise, stehen sie alle auf dem Betriebshof.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Hof steht voll: Die 20 Busse des Familienunternehmens „Busreisen Andre Stiehl“ in Bedburg-Hau sind seit knapp anderthalb Wochen kaum noch auf den Straßen. Der Grund ist klar: Das Coronavirus und die damit einhergehenden Stornierungen. Und jetzt, einen Tag, nachdem die Bundesregierung drastische Einschränkungen zum Schutz vor Infektionen beschlossen hat – darunter auch das Verbot von Urlaubsreisen ins In- und Ausland sowie von Reisebusreisen –  herrscht völliger Stillstand.

„Ich hab so etwas noch nie erlebt“, sagt Nicole Stiehl im Gespräch mit unserer Redaktion. Bis Ende April hat das Busunternehmen alle Reisen abgesagt. „Erstmal“, so Stiehl. „Uns werden bereits die Ausflüge im Mai storniert.“ Damit ist die Hochsaison der Reiseunternehmen in Gefahr. „Ich habe mit einigen Kollegen gesprochen: Wir alle stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Nicole Stiehl. Innerhalb von zwei Wochen sei das Familienunternehmen „von einem normalen, gesunden Unternehmen bis an den Abgrund“ getrieben. Die Busse müssen weiter finanziert werden. Die etwa 30 Angestellten, darunter Aushilfen und Rentner, haben nichts mehr zu tun. Währenddessen ist im Büro „die Hölle los“, berichtet Stiehl. Die Kunden haben Rückfragen oder stornieren direkt ihre Reisen. „Der bürokratische Aufwand ist riesig.“

Auch die Landwirtschaft ist von der Corona-Pandemie betroffen. Kostenpflichtiger Inhalt Wie die RP ausführlich berichtete, fehlen den Bauern die Erntehelfer – da sie Angst vor dem Virus haben oder davor, nicht mehr zurück reisen zu können. Josef Peters, Kreisvorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, bestätigt das Problem in der Region. Nach der langen Nässeperiode stünde viel Arbeit, etwa das Einpflanzen von Salat, an. Allerdings fehlen die Arbeitskräfte. Auch die Spargel- und Erdbeer-Ernte ist betroffen. Peters führt das Beispiel eines lokalen Landwirtes an, der bis tief in die Nacht arbeite, da er mit der Arbeit nicht nachkomme. Die Landwirte seien jedoch im Gespräch mit den Verantwortlichen, damit Saisonarbeiter bald wieder – nach vorheriger medizinischer Kontrolle – einreisen dürfen, erklärt Peters. „Wir hoffen, dass bald eine Regelung gefunden werden kann.“

Auch die Fahrschulen müssen mit Einnahmeausfällen rechnen. Bis zum 19. April findet kein Theorie-Unterricht mehr statt und es wird auch keine Fahrstunden mehr geben.

Die Firma Colt, tätig in Sachen Brandschutz, Klimatechnik und Sonnenschutz, teilt auf Anfrage mit: „Dass 2020 für alle ein nicht mehr normales Jahr wird, liegt auf der Hand. Die Frage ist, in wieweit verschiedene Maßnahmen greifen und wie lange die aktuelle Situation noch anhält.“ Da die Colt International GmbH im Projektgeschäft tätig ist, seien erwartungsgemäß noch keine direkten Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Das erste Quartal 2020 entwickele sich wie das gesamte Jahr 2019 sehr positiv. „Erste Trends beim Neugeschäft deuten auf ein zurückhaltendes Verhalten von Kunden hin. Weiterhin können die Baustellen nicht mehr so abgewickelt werden wie geplant und haben natürlich einen Einfluss auf die Effizienz“, so ein Unternehmenssprecher. Die Unternehmensleitung trifft sich jeden Morgen, um die aktuelle Situation zu bewerten und notwendige Maßnahmen zu treffen. Soweit dies möglich und nötig ist, können Mitarbeiter im Home-Office arbeiten. Es gibt eine erhöhte Zahl von Desinfektionsstationen im Betrieb. Zudem wurden Büro-Einheiten in Bezug auf die Personalstärke reduziert, damit ein Abstand von zwei Metern gewährleistet wird. Auslandsreisen sind grundsätzlich verschoben.

Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer (IHK) schickt für die nächsten fünf Wochen den Großteil ihrer Mitarbeiter ins Homeoffice. Die Regelung gilt bis einschließlich 17. April. Betroffen sind unter anderem die Zweigstellen in Wesel und Kleve. „Die Sicherheit unserer Kunden und Mitarbeiter steht an erster Stelle, deswegen haben wir uns zu diesem Schritt entschieden“, teilt IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger mit. „Gleichwohl  können wir unsere Mitgliedsunternehmen  bei wichtigen und zeitkritischen Anliegen wie gewohnt unterstützen.“

Wichtige Außenwirtschaftsdokumente erhalten Mitgliedsfirmen weiterhin montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr. Alle Beratungsgespräche, Seminare, Weiterbildungen und Unterrichtungen finden bis zum 24. April nicht statt. Das IHK-Bildungsportal ist weiterhin erreichbar, so dass Betriebe Ausbildungsverträge eintragen und Prüflinge sich weiterhin zu ihrer Prüfung anmelden können. Dringende Anfragen können per E-Mail an bildung@niederrhein.ihk.de gesendet werden. Die Handwerkskammer Düsseldorf hätte zum Ende März ihren jährlichen Beitragsbescheid versandt. Unter dem Eindruck der derzeitigen Situation haben Präsidium, Vorstand und Geschäftsführung der HWK beschlossen, zum jetzigen Zeitpunkt davon Abstand zu nehmen.

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