Polizei Die Polizei geht ins Netz

Seit 2017 ist die Kreis Klever Polizei in den sozialen Netzwerken unterwegs. Verantwortlich dafür zeichnet sich die Kommunikationswissenschaftlerin Corinna Saccaro. Ihre Mission: informieren, warnen und Brennpunkte erkennen.

 Corinna Saccaro ist die Social-Media-Beauftragte der Klever Polizei. Eine ihrer Aufgaben: Fake-News aufdecken und richtigstellen.

Corinna Saccaro ist die Social-Media-Beauftragte der Klever Polizei. Eine ihrer Aufgaben: Fake-News aufdecken und richtigstellen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Corinna Saccaro hat am Arbeitsplatz gleich mehrere Bildschirme vor sich: den Computer, das Tablet zur Rechten, das Smartphone immer griffbereit. Ihr Berufsprofil macht das unabdingbar: Die Reeserin ist Pressesprecherin der Klever Polizei und verantwortlich für die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter. „Wir haben mit ihr top eingekauft“, sagt Ingo Schankweiler, Leiter der Pressestelle der Staatsgewalt. Saccaro ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin, war einige Jahre in der Pressestelle eines Duisburger Klinikverbundes aktiv, im September vergangenen Jahres nahm sie die Stelle in der Kreisstadt an. „Es ist meine Aufgabe, zu vermitteln, wofür wir als Polizei stehen wollen“, sagt sie. Das nordrhein-westfälische Innenministerium habe vor einigen Jahren registriert, dass die Polizei-Kommunikation über Printmedien und die Internet-Präsenz nicht mehr ausreiche. „Wir müssen dahin gehen, wo die Menschen sind. Da können wir uns vor sozialen Netzwerken nicht verschließen“, sagt Schankweiler.

Täglich veröffentlicht Saccaro auf Facebook und Twitter gleich mehrere Beiträge. „Wir bilden eine breite Themenpalette ab, um die Polizei so vielfältig darzustellen, wie sie ist. Über Facebook und Co. können wir sehr schnell eine sehr große Reichweite erzielen“, sagt sie. Aktuell folgen 9000 Nutzer dem Facebook-Auftritt, weitere 1.200 der Präsenz auf Twitter. Der jüngste Post: eine Öffentlichkeitsfahndung nach einem Trickbetrüger, der in Kleve in das Haus einer 90-Jährigen unter dem Vorwand eingedrungen war, diese pflegen zu wollen. Dabei erbeutete er Bargeld und ein Sparbuch. „Wir suchen nach Zeugen, bitten um Mithilfe von Bürgern und fahnden nach Tätern. Zudem fragen wir bei sichergestellten Gegenständen, wem diese gehören. Auch geben wir Warnungen zu Ereignissen heraus, die sich auf den Straßenverkehr auswirken oder bei akuten Krisensituationen“, sagt Saccaro. Glücklicherweise, so erklärt sie, habe sie über Letztere bisher noch nicht informieren müssen. Und dennoch: Zu tun gebe es genug. So verfolgt Saccaro auch Hinweise, die Bürger im Netz geben – oder entlarvt diese als vorgetäuschte Nachrichten, sogenannte „Fake-News“. So erklärte eine Nutzerin vor einigen Wochen, dass sie nicht nachvollziehen könne, weshalb die Polizei nicht über den Fund zweier Leichen im Emmericher Rheinpark berichte. Es entbrannte eine hitzige Debatte im Netz, Saccaro stellte klar: „An der Geschichte ist nichts dran.“

Zudem wolle die Polizei im Netz zu Diskussionen anregen. Ein junges Beispiel: Am Abfahrtstag des Parookaville-Festivals in Weeze geriet ein Beamter in Gefahr, als dieser mit seinem quergestellten Motorrad eine Unfallstelle absicherte. Dennoch drängelten sich Autofahrer an seinem Motorrad vorbei. Für die Klever Polizei war das Grund genug, nochmals zu unterstreichen, was ein quer auf der Fahrbahn befindliches Einsatzfahrzeug bedeute. Im Facebook-Beitrag erklärt diese: „Wenn ein Einsatzfahrzeug mit eingeschaltetem Blaulicht eine Fahrspur blockiert, dann ist das eine vorübergehende Streckensperrung.“ 700 Nutzer teilten den Beitrag, 200 kommentierten und sorgten so für eine bunte Diskussion. Die Mehrheit reagierte zustimmend, immerhin lerne man solche Regeln doch in der Fahrschule. Häufig aber wird die Polizei auch kritisiert. So kommentierte ein Nutzer, dass sich auch die Ordnungsmacht an Regeln halten müsse und fügte an: „Das gilt dann aber auch für die Polizei. Blaulicht an, man macht Platz, und fünf Minuten später steht das Auto im Mcdrive bei McDonald’s.“

Mit solchen Kommentaren gehe Saccaro „liberal“ um, mit Kritik und unterschiedlichen Meinungen müsse man leben. Wenn allerdings die Grenzen des guten Geschmacks sowie des Strafrechts überschritten würden, müsse sie eingreifen. Einmal sei das bisher vorgekommen. Nachdem ein Nutzer die Polizei übel beschimpft habe, erstattete man Anzeige. „Nur weil das Netz vermeintliche Anonymität bietet, heißt das nicht, dass man sich alles erlauben kann“, sagt sie. Und dennoch: Regelmäßig erhalte sie auch Lob von Nutzern zu Einsätzen und dazu, dass die Polizei so schnell und umfassend informiere. „Solche Kommentare leite ich dann auch gerne an meine Kollegen weiter“, sagt sie. In Zeiten, in denen der Respekt vor den Beamten abnehme, sei das wichtig. Als Medium guter Laune sieht Saccaro Facebook dennoch nicht: „Ich bin froh, zu Hause abschalten zu können und nicht immer auf unsere Kanäle zugreifen zu müssen. Privat nutze ich die sozialen Medien kaum. Das reicht mir auf der Arbeit völlig.“ Einziges Sprachrohr der Polizei könnten diese ohnehin nicht werden: „In akuten Fällen hilft am schnellsten die 110 weiter“, sagt sie.

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