Absage der Gesundheitskonferenz Nitsch fordert Austausch per Video- oder Telefonkonferenz

Wegen der Corona-Krise hat Landrat Wolfgang Spreen die Gesundheitskonferenz abgesagt. Dabei sei gerade derzeit der Austausch so wichtig und man müsse sich doch dazu nicht persönlich treffen, finden Nitsch und SPD-Chef Franken.

 Symbolbild zur Pflege: Eine Krankenschwester begleitet einen älteren Mann mit Rollator auf dem Weg zu seinem Zimmer.

Symbolbild zur Pflege: Eine Krankenschwester begleitet einen älteren Mann mit Rollator auf dem Weg zu seinem Zimmer.

Foto: dpa/Christian Charisius

Christian Nitsch ist nicht nur Betreiber des Klever Pflegeheims „Clivia“, sondern auch Sprecher der ambulanten, teilstationären und vollstationären Pflegeeinrichtungen im Kreis. Er fordert Landrat Wolfgang Spreen auf, jetzt unverzüglich die Gesundheits- und Pflegekonferenz des Kreises Kleve (KPGK) als Telefon- oder Videokonferenz durchzuführen. Die reguläre Sitzung, die für den 18. März anberaumt war, wurde wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

„Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, dass ausgerechnet in diesen Wochen, wo alle im Gesundheitssystem beteiligten Akteure stark gefordert sind, der Landrat des Kreises Kleve das zuständige Beratungsgremium nicht zusammenruft“, kritisiert der Geschäftsführer der Clivia Gruppe den Kreis Klever Landrat. „Telefon- oder Videokonferenzen sind heutzutage Standard und in Zeiten des Coronavirus natürlich sogar geboten. Wenn der Landrat sich mit den 16 Bürgermeistern des Kreises Kleve in einer Videokonferenz austauschen kann, dann verfügt er scheinbar schon über das notwendige technische Wissen. Das lässt dann nur den Schluss zu, dass es ihm am Willen und der nötigen Einsicht fehlt“, kritisiert der Kleve Unternehmer.

Unterstützung bekommt er von seinem Parteifreund Jürgen Franken, Chef der SPD-Kreistagsfraktion. Franken sagt auf Anfrage der Rheinischen Post: „Die vordringlichste Aufgabe ist es doch gerade jetzt, die gesundheitliche und pflegerische Notsituation im Kreis Kleve mit den Akteuren des Gesundheits- und Pflegesystems genauestens abzustimmen. Gibt es genügend Schutzkleidung, Atemschutzmasken, Corona-Untersuchungsmöglichkeiten? Wir haben sicherlich nicht die Situation wie im Kreis Heinsberg, und hoffentlich kommt es nicht so weit. Dort ist die gesundheitliche und pflegerische Koordination wohl Chefsache, nämlich beim Landrat angesiedelt. Die Absichten und Bemühungen des Landrats in Sachen Soforthilfeprogramm für Kleinbetriebe und Selbstständige wären im Gesundheitsbereich ebenfalls wünschenswert. Da ist es mit einer Dringlichkeitsentscheidung über zwei Millionen Euro für die zusätzlichen Kosten für weitere Untersuchungsfahrzeuge inklusive Material und Untersuchungen nicht getan.“

Die Pressestelle des Landrats hat eine knappe Begründung der Entscheidung, auf die Konferenz vorerst zu verzichten, parat. Da heißt es: „Die Sitzungen der Kommunalen Pflege- und Gesundheitskonferenz müssen gemäß Geschäftsordnung öffentlich stattfinden. Diese vorgegebene Öffentlichkeit der Sitzung könnte im Rahmen einer Telefonkonferenz nicht hergestellt werden.“ Dieser Sicht auf das Thema pflichtet die CDU-Fraktionsvorsitzende Ulrike Ulrich bei. Sie sagt: „Abgesehen davon, dass die Sitzung öffentlich sein müsste, läuft derzeit in Sachen Austausch permanent auf allen Ebenen ganz viel, vor allem über Telefon- und Videokonferenzen. Ich habe den Eindruck, dass in dieser für alle neuen und herausfordernden Situation der Landrat einen Super-Job macht und die Abläufe sehr gut funktionieren.“

Was Christian Nitsch zu sagen hat, weicht von dieser Sicht auf die Dinge erheblich ab. „Es gäbe in einer Gesundheitskonferenz viel zu besprechen und abzustimmen“, sagt er. „Nahezu täglich erreichen uns Erlasse, Verfügungen und Rechtsverordnungen, die eine sofortige Umsetzung verlangen. Gerade jetzt benötigen wir den Abgleich mit den anderen Partnern der Gesundheitswirtschaft im Kreis Kleve. Das sind wir den Patienten, Angehörigen und den vielen Mitarbeitern schuldig.“

Auf das Fachwissen und die Erfahrung der rund 25 Vertreter der Verbände und Organisationen der Gesundheitswirtschaft im Kreis Kleve, die in der KPGK mitwirken, könne nicht verzichtet werden. Der Sprecher der Gruppe habe den Landrat per E-Mail bereits am 16. März aufgefordert, eine Telefonkonferenz durchzuführen. Dieser Impuls sei unbeantwortet geblieben.

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