Ausbildung im Kreis Kleve Unternehmen suchen noch immer nach Bewerbern

Kreis Kleve · Auch im Kreis Kleve wollen immer weniger Jugendliche und junge Erwachsene eine betriebliche Ausbildung beginnen. Welche Risiken und Chancen sich daraus ergeben und was die Agentur für Arbeit verbessern möchte.

 Die Agentur für Arbeit für die Kreise Kleve und Wesel bilanzierte das Ausbildungsjahr 2021/22. Unternehmen suchen weiterhin nach Fachkräften.

Die Agentur für Arbeit für die Kreise Kleve und Wesel bilanzierte das Ausbildungsjahr 2021/22. Unternehmen suchen weiterhin nach Fachkräften.

Foto: dpa-tmn/Jan Woitas

Wer heutzutage nach einer Ausbildung im Kreis Kleve sucht, der hat bessere Erfolgsaussichten auf einen Fund als vor einigen Jahren. Denn: „Seit zwei Jahren geht die Schere in eine andere Richtung“, sagt Barbara Ossyra, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wesel. Während das Angebot also an Ausbildungsstellen weiterhin stabil bleibt, so lässt die Nachfrage nach diesen nach. Zum einen ist das eine Chance: Schulabgänger können so ihren Ausbildungsplatz recht frei wählen. Anderenfalls sollte die derzeitige Entwicklung auch als Risiko gesehen werden. Wenn sich nämlich immer mehr Personen für ein Studium entscheiden, entstehe eine Säule, die der Markt nicht mehr aufnehmen kann, meint Ossyra.

In Zahlen liest sich die derzeitige Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt wie folgt: Das Ausbildungsjahr von Oktober 2021 bis September 2022 verzeichnete 1542 Bewerber, also 5,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegensatz hierzu wurden 1645 Ausbildungsstellen gemeldet, insgesamt 0,1 Prozent Plätze weniger als im letzten Ausbildungsjahr. Somit kamen auf jeden Bewerber 1,07 Ausbildungsstellen. Zum Vergleich: Bundesweit gibt es 1,3 Plätze für einen Bewerber. Folglich ist die Schere im Kreis Kleve nicht ganz so groß wie im Bund. Trotzdem suchen noch immer einige Betriebe im Kreis Kleve nach Auszubildenden für den Soforteinstieg. Daher wolle man zukünftig die individuelle Beratung im Kreis optimieren und potenziellen Bewerbern mögliche Ausbildungsberufe näher bringen. Denn, so Ossyra: „Die Ausbildung ist weiterhin ein wichtiger Baustein auf dem Arbeitsmarkt.“

Als nützlich haben sich unter anderem bestehende Beratungsmaßnahmen bewiesen. So zeigte sich, dass der Bedarf an individueller Berufsberatung sehr hoch ist. Diesen versuchte die Agentur für Arbeit Wesel im Ausbildungsjahr 2021/22 mittels individueller Beratungsgespräche und Berufsorientierungsveranstaltungen in den achten Klassen, bei denen Jugendliche für verschiedene Berufe sensibilisiert wurden, zu decken. In Zukunft soll der Fokus auch vermehrt auf Elternveranstaltungen gelenkt werden, denn „Eltern sind und bleiben ein wichtiger Berater für ihre Kinder“, so Markus Brandenbusch, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit Wesel im Bereich Berufsberatung.

Auch war das Jahr geprägt vom „Übergang von Corona hin zum Normalgeschäft“, erklärt Brandenbusch. Daher wurden sowohl Präsenz- als auch Online-Termine seitens der Agentur für Arbeit angeboten. Eine Mischung, die man beibehalten wolle. So wird beim persönlichen Austausch der enge Kontakt zu Berufseinsteigern ermöglicht, durch die digitalen Veranstaltungen kann aber auch ein größerer Personenkreis auf die Angebote zugreifen. Neben weiteren Aktivitäten der Berufsberatung fand auch wieder der „Girls Day“ statt, bei dem sich Schülerinnen einen Einblick in verschiedene Berufe aus technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen verschaffen konnten.

Um also nicht immer die gleichen Arbeitsfelder anzustreben, wirbt die Agentur für Arbeit daher auch dafür, vermehrt Praktika zu absolvieren. Demnach förderte die Einrichtung in diesem Jahr über hundert Einstiegsqualifizierungen – also Langzeitpraktika, durch die Ausbildungsberuf und -betrieb erprobt werden können. Die Investitionen hierzu sowie in weitere Förderungsmaßnahmen, etwa Berufsausbildungen in außerbetrieblichen Einrichtungen und verschiedene Unterstützungsmaßnahmen in den Berufseinstieg, beliefen sich auf 3,6 Millionen Euro.

Auch für das nächste Jahr habe sich die Agentur für Arbeit viel vorgenommen. „Das Geld fehlt uns jetzt nicht. Wir können einiges ausprobieren“, so Barbara Ossyra. So will man zum Beispiel mit dem Spiel „Beer Pong“ (nur ohne Bier) den Jugendlichen die verschiedenen Ausbildungsberufe näher bringen. Weiterhin wolle man ausgewogen über Ausbildungsberufe berichten und dabei die Betonung auch auf das Gehalt setzen. Denn neben angenehmen Arbeitszeiten sei für derzeitige Berufseinsteiger auch ein guter Lohn entscheidend. Zudem sollen mit den Angeboten noch weitere Personengruppen erreicht werden wie zum Beispiel Leute, die ein freies soziales Jahr absolviert haben. Mit den Maßnahmen erhofft sich die Agentur für Arbeit, dass sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage zunehmend schließt.

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