Kreis Kleve Kreis fordert mehr Geld vom Land für Hausärzte

Kreis Kleve · Mit 100 000 Euro statt bisher 50 000 Euro sollen die Allgemeinmediziner in den Kreis Kleve gelockt werden.

Die Zahlen sind alarmierend. Schon jetzt fehlen in den so genannten Mittelbereichen Kleve, Goch und Geldern insgesamt 23,5 Hausärzte. Und die neuesten Statistiken gehen davon aus, dass diese Zahl in den nächsten Jahren erheblich steigen wird. Mit einer Resolution soll der Kreistag nun versuchen, diese Entwicklung zu stoppen und mehr Hausärzte in den Kreis Kleve zu holen. Das empfahlen gestern einstimmig die Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit und Soziales.

Wenn der Kreistag zustimmt, wird die Landesregierung beauftragt, die Niederlassung von Hausärzten stärker finanziell zu fördern. Konkret soll die Landesregierung den maximalen Förderbetrag von bisher 50 000 Euro auf 100 000 Euro verdoppeln, heißt es in der Resolution. Außerdem wird das Land aufgefordert, für alle 16 Kommunen des Kreises Kleve die drohende Unterversorgung mit Hausärzten festzustellen.

Dass die Unterversorgung tatsächlich unmittelbar bevorsteht, unterstrich gestern im Ausschuss die AOK-Regionaldirektorin Barbara Nickesen. "In Goch beträgt der Versorgungsgrad mit Hausärzten derzeit gerade einmal 77,5 Prozent. Ab 75 Prozent spricht man von einer Unterversorgung", sagte Nickesen. Im den Bereichen Kleve, Goch und Geldern könnten rein rechnerisch etwa 40 000 Einwohner "nicht oder nicht zeitnah", so die AOK-Regionaldirektorin, durch einen Hausarzt versorgt werden.

Das Problem werde sich weiter verschärfen, was auch an der Überalterung der Hausärzte liege. Nickesen: "In zwölf von 16 Gemeinden des Kreises Kleve ist das Durchschnittsalter der Hausärzte höher als im gesamten Gebiet der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO)." In Goch seien die Hausärzte so alt, dass dies nur für den 153. Platz von 165 im gesamten KVNO-Gebiet reiche. Die AOK-Regionaldirektorin geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 im Kreis Kleve 94 Hausärzte fehlen werden.

Drastisch sei die Situation bei den Kinderärzten. Derzeit weise die Region den vorletzten Platz im Verhältnis Kinderarzt pro Einwohner auf. "Weil sich die hausärztliche Versorgung verschlechtert, kann die zukünftige Versorgung der Kinder nicht mehr durch den Hausarzt erfolgen. Schon jetzt müssen wir junge Patienten in umliegende Kreise, teils bis nach Neuss oder Krefeld vermitteln", sagte Nickesen.

Es existierten Wartezeiten, die den Patienten kaum noch zuzumuten seien, beklagte Nickesen. So müssten diese auf einen Termin beim Augenarzt derzeit drei bis zwölf Monate warten. Für ambulante Augenoperationen stünden nicht genügend Kontingente zur Verfügung. Die Patienten hätten Angst vor Folgeschäden.

Noch schlimmer sei es bei den Psychotherapeuten, so Nickesen weiter. Derzeit gebe es 13,5 freie Sitze für Psychotherapeuten. "Dort sind Wartezeiten von ein bis zwei Jahren keine Seltenheit", betonte Nickesen. Die langen Wartezeiten führten zu erheblichen Mehraufwendungen beim Krankengeld.

Landrat Wolfgang Spreen kritisierte das Prinzip der Selbstversorgung der Kassenärztlichen Vereinigung. "Das ist nicht mehr zeitgemäß", sagte Spreen.

(RP)
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